1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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Ostern soll alles in Ordnung sein. Auch der Gehalt soll auf fr. 400.- erhöht<br />
werden. Die lb. Frau Mutter war hiemit zufrieden u. die Sache war in<br />
Ordnung. Nun ging der Hr. Pfarrer mit der lb. Frau Mutter zum Schlosse<br />
Guibert u. riet ihr, es zu kaufen, die Umstände seien günstig. Sie besichtigten<br />
es in- und auswendig u. die lb. Frau Mutter schien einem Ankaufe gar nicht<br />
abgeneigt, jedoch wurde einstweilen nichts weiteres beschlossen.<br />
Seite 67:<br />
Die liebe Frau Mutter zeigte sich sehr lieb u. mütterlich gegen mich u. fragte<br />
genau, ob ich meine Kost u. Logis recht habe u. ob ich auch warme<br />
Unterkleider habe. Ich konnte alles mit ja beantworten u. doch schickte sie<br />
mir bei Winteranfang ein Paar wollene Beinkleider u. eine sehr warme,<br />
wollene Unterjacke. Ich besitze die Jacke heute noch u. habe sie aus Pietät<br />
gegen die nun in Gott ruhende liebe Mutter stets sorgfältig behandelt u.<br />
gespart.<br />
Am folgenden Tage kehrte die liebe Frau Mutter wieder nach Freiburg<br />
zurück. Der Herr Pfarrer aber war stolz auf diesen Besuch u. voll Lob über<br />
die schönen Eigenschaften der lieben Frau Mutter. Gelegentlich erzählte er<br />
auch den Mitbrüdern Von dieser imponierenden, ausgezeichneten Frau u.<br />
wenn er <strong>von</strong> ihr sprach, geschah es stets mit grosser Ehrfurcht u.<br />
Hochachtung.<br />
Im folgenden Frühling wurde ich zu den hl. Exerzitien geladen. u. durfte am<br />
Schlusse derselben meine erste hl. Profess ablegen. Sie wurden, sowie auch<br />
die ganze Ceremonie, vom Hochw. P. Anizet Regli, Provinzial der schweiz.<br />
Kapuziner u. Superior unseres Institutes gehalten.<br />
Seite 68:<br />
Es war der 23. Mai 1871. Mein lb. Vater, meine einzige <strong>Schwester</strong> mit ihrem<br />
ihr vor 9 Tagen angetrauten jungen Manne u. der Hochw. Herr Pfarrer<br />
Furger aus Trimmis, ein Freund unserer Familie, waren als Geladene<br />
erschienen u. wohnten der Feier bei. (Genannter Schwager L. Lipp wohnte<br />
auch wieder meiner goldenen Jubelprofess bei u. zwar in voller geistiger<br />
Frische u. körperlicher Gesundheit u. Rüstigkeit). Zum erstenmal sah ich<br />
meinen Vater weinen, was mir sehr zu Herzen ging. Er aber sagte zu mir:<br />
"Achte nicht darauf, es sind ja meistens Freudentränen". Als sich mein Vater<br />
<strong>von</strong> der lb. Frau Mutter verabschiedete, stand ich etwas entfernt u. konnte<br />
nicht alles verstehen, hörte aber doch, dass er ihr sein Kind angelegentlich<br />
empfahl u. dass sie ihn so herzlich tröstete u. ihn bat, ohne Sorge zu sein, sie