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auch bei Ersatzteilen möglich sein kann.
Es ist zu erwarten, dass sich der allgemeine
Trend zur Verlagerung von Handelsaktivitäten
auch beim Handel mit
Kfz-Ersatzteilen ausweiten wird. Denen,
die solche Teile verkaufen, erschließt sich
dadurch ein weiterer Vertriebskanal. Den
können sie ignorieren – oder nutzen. Die
Reifenbranche ist dabei der Ersatzteilsparte
voraus. Noch.
Laut Jobst, der bis vor kurzer Zeit noch
bei Deutschlands größtem Online-Händler
Amazon gearbeitet hat, will Amazon
in absehbarer Zeit selbst das Geschäft
mit den Kfz-Ersatzteilen angehen.
Bisher handeln auf der Plattform nur
so genannte Marketplace-Verkäufer mit
Auto-Ersatzteilen. Laut Jobst ist Amazon
in Verhandlungen mit TecDoc, um deren
Fahrzeugstamm einzubinden. Das bedeutet
wohl, dass man bei Amazon davon
ausgeht, dass sich dieses Geschäft
lohnen wird. In den USA ist man schon
weiter. Dort lassen sich Fahrzeuge wesentlich
genauer direkt bei Amazon identifizieren
und so Teile besser zuordnen.
Einbaupartner fehlen noch
Ein Problem, das weder dort noch hierzulande
gelöst ist, ist die des Einbaus. Denn
die wenigsten Autofahrer wollen ja tatsächlich
ihre Bremsbeläge selbst wechseln.
Doch es ist sicher nur eine Frage der
Zeit, bis die einschlägigen Werkstattportale
auch hier eingebunden sein werden.
Für Werkstätten heißt es hier wie so oft:
wo und wie mitmachen?
Das Wo ist derzeit noch lange nicht
entschieden. Keine Werkstatt kann auf
allen Portalen mitmachen. Welches sich
für wen am besten eignet, lässt sich im
Moment noch nicht sagen. Ein Kriterium
kann sein, die Auswahl nach der Leistung
in Handelsportalen zu fällen. Hierbei
heißt es also derzeit noch: Ruhe bewahren
und abwarten.
Eine Antwort muss die Werkstatt
nur auf die Frage finden: wie gehe ich
mit mitgebrachten Teilen um? Klare
Empfehlung dafür ist, einen anderen
Stundenverrechnungssatz für den Einbau
solcher Teile aufzurufen. Das wird
dem Kunden recht sein, da er meist
dennoch Geld spart. Eine Werkstatt, die
mitgebrachte Teile ohne einen solchen
Aufschlag einbaut, wird auf lange Sicht
auf einen erheblichen Teil vom Umsatzkuchen
verzichten müssen. Auch muss
natürlich dort auf die Qualität der vom
Kunden gestellten Teile geachtet werden.
Bei minderwertigen Teilen heißt es
selbstverständlich: Finger weg. Anders
dagegen sieht es für den Handel aus. Ob
man es dort will oder nicht: mit den im
Internet gehandelten Teilen und den dort
üblichen Preisen wird man sich dort auseinandersetzen
müssen. Welche Handelsstufe
hier wie das Rennen machen
wird, bleibt abzuwarten.
Am Handel vorbei?
Ebenso eine wichtige Frage: was machen
die Teilehersteller? Werden sie am Ende
doch ein Geschäft am klassischen Handel
vorbei machen und ihre Teile direkt
an den Endverbraucher verkaufen? In
Zeiten von Amazon brauchen sie nicht
mehr unbedingt einen Händler, der
Werkstätten mehrmals am Tag beliefert.
Sie können auch auf die Paketdienste
zurückgreifen, die bereits ein sehr leistungsfähiges
Liefernetz aufgebaut haben.
So oder so: die Karten werden neu
gemischt und alle Beteiligten tun gut
daran, sich auf die neue Situation einzustellen.
Wer den Online-Handel mit
Ersatzteilen nicht ernst nimmt, wird auf
lange Sicht das Nachsehen haben.
Dr. Frauke Weber
Der Online-Reifenvertrieb ist im Kommen. Quelle: BRV Marktstrukturanalysen 2001-2013. CAGR = Compound Annual Groth Rate, Durchschnittliches
jährliches Wachstum einer zu betrachtenden Größe (ab 2008: Umstellung der Methodik zur Berechnung der Marktanteile (Berechung auf
Basis regelmäßiger empirischer Markterhebungen)
amz - auto | motor | zubehör Nr. 9-2013 113