Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Es ist aber auch jene Spekulation plausibel, dass Sokrates bei seinem Prozess weniger<br />
sein <strong>Philosophie</strong>ren, als vielmehr seine früher enge Beziehung zu Kritias (dem Anführer<br />
der Dreißig) zum Verhängnis wurde. Er wurde vielleicht das Opfer eines Hasses, der<br />
eigentlich der Herrschaft der Dreißig galt. Eines Hasses, der sich in den Wirren der<br />
Nachkriegszeit und angesichts der von Sparta durchgesetzten Amnestie einfach ein<br />
prominentes Opfer suchte. Eines, das man mit den Dreißig irgendwie in Verbindung<br />
bringen konnte und das man (trotz der Amnestie) anklagen konnte. Auch, dass man<br />
einfach ein Ventil für die Frustrationen über die militärische Niederlage und die<br />
gravierenden Verschlechterungen der allgemeinen Lebensumstände brauchte, mag eine<br />
Rolle gespielt haben.<br />
Dass die erste Abstimmung im Sokrates Prozess zur Schuldfrage noch relativ knapp<br />
ausfiel, es aber bei der zweiten Abstimmung zum Strafmaß deutlich mehr Stimmen für die<br />
Todesstrafe als vorher für den Schuldspruch gab, spricht dafür, dass Sokrates, mit seiner<br />
kurzen Ansprache nach dem Schuldspruch, seine Athener Richter zusätzlich sehr gegen<br />
sich aufgebracht hat. 11 Als er sich nach dem Schuldspruch und vor der zweiten<br />
Abstimmung zum Strafmaß nochmals äußern durfte, begann er mit der Erklärung, dass er<br />
eigentlich Ehrung statt Strafe verdient hätte. Eine Verbannung lehnte er als unzumutbar ab<br />
und schlug dann zum Schluss eine von seinen Freunden verbürgte Geldbuße als Strafe<br />
vor. Man kann so etwas auch taktisch unklug nennen.<br />
Am Ende steht auf jeden Fall das gleichermaßen beschämende wie legendär gewordene<br />
Todesurteil gegen Sokrates. <strong>Platon</strong> setzt seinem Lehrer Sokrates später mit seinen<br />
Schriften, besonders der Apologie, ein lang nachwirkendes literarisches Denkmal. Es sind<br />
nicht zuletzt <strong>Platon</strong>s Schriften, die das Sokrates Bild späterer Generationen prägten.<br />
Zum Zeitpunkt des Todesurteils gegen Sokrates war <strong>Platon</strong> ca. 28 Jahre alt. Das<br />
Todesurteil gegen seinen Lehrer Sokrates war wohl das bis dahin aufwühlendste Erlebnis<br />
im Leben des noch jungen <strong>Platon</strong>. Und wahrscheinlich hat es nicht unerheblich zu <strong>Platon</strong>s<br />
Skepsis gegenüber Mehrheitsentscheiden als Grundlage der politischen Kultur beigetragen.<br />
Für die Zeit im direkten Anschluss an die Hinrichtung des Sokrates liegen zum Leben<br />
<strong>Platon</strong>s nur sehr unzuverlässige Nachrichten vor. Die wenigen, sehr zweifelhaften Quellen<br />
zu <strong>Platon</strong>s Leben in dieser Zeit besagen folgendes:<br />
● Nach dem Urteil gegen Sokrates verlässt <strong>Platon</strong> Athen und verbringt (zusammen<br />
mit anderen aus dem Kreis um Sokrates) einige Zeit in Megara. Sie besuchen dort<br />
die vom Sokrates-Schüler Euklid von Megara gegründete philosophische Schule.<br />
● Später soll <strong>Platon</strong> dann zu umfangreichen Reisen durch Griechenland und Ägypten<br />
aufgebrochen sein.<br />
Halbwegs sichere Kunde über <strong>Platon</strong> haben wir<br />
erst wieder ab seiner Reise nach Unteritalien und<br />
Sizilien. Diese sogenannte erste sizilische Reise<br />
begann wahrscheinlich 390 oder 389 (v.Chr.).<br />
<strong>Platon</strong> war damals ca. 40 Jahre alt.<br />
Abbildung 1: <strong>Platon</strong>s Sizilien-Reisen<br />
In Unteritalien trifft <strong>Platon</strong> Archytas von Tarent,<br />
einen der bedeutendsten <strong>Mathematik</strong>er der<br />
damaligen Zeit. Archytas war Pythagoreer 12 und<br />
betätigte sich auch als Philosoph. Er war zudem ein<br />
einflussreicher Politiker seiner Vaterstadt Tarent.<br />
<strong>Platon</strong> und Archytas schließen nicht nur<br />
11 „Da erkannten sie mit einer zusätzlichen Mehrheit von 80 Stimmen auf Todesstrafe.“ (Diogenes Laertios: Leben<br />
und Lehre der Philosophen. Buch 2, 42)<br />
-11-