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Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike

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spezifisch nationale Vorlieben zu geben. In der <strong>Platon</strong> Community ist es auf jeden Fall<br />

bisher nicht gelungen so etwas wie den eigentümlich zwanglosen Zwang des besseren<br />

Arguments (Habermas) zu etablieren.<br />

Es wird hier weder versucht, diese Probleme vor dem Leser zu verbergen, noch wird versucht,<br />

die bekannten, hoch diffizilen Probleme durch eigene Beiträge zu lösen. Aber es ist<br />

auch unmöglich ein <strong>Platon</strong> Papier zu verfassen, ohne <strong>Platon</strong> dabei zu interpretieren.<br />

Allerdings werden (nach Möglichkeit) jene Stellen gemieden, die dazu zwingen würden,<br />

sich am Spiel des Aufsuchens verborgener Bedeutungsebenen oder am Einsatz ähnlich<br />

riskanter Interpretationstechniken zu beteiligen. Ich werde mir jedoch die Freiheit nehmen,<br />

das, was ich für dunkel halte, auch dunkel zu nennen. Gemeinhin wird in der <strong>Platon</strong><br />

Literatur in solchen Fällen die Sprechweise „komplizierte Stelle“ bevorzugt.<br />

Im Anschluss an die Darstellung der Ideenlehre wird die Frage aufgeworfen, ob <strong>Platon</strong> ein<br />

Anhänger der Ideenlehre war. Diese Frage wird dem Neuling in der Welt der <strong>Platon</strong><br />

Dialoge zunächst etwas absurd erscheinen. Nun, die Frage ist nicht ganz so absurd, wie<br />

es auf den ersten Blick scheint. Es gibt einen berühmten siebenten Brief von <strong>Platon</strong><br />

(Echtheit allerdings umstritten), indem <strong>Platon</strong> erklärt, dass er seine philosophischen<br />

Überzeugungen nirgends schriftlich niedergelegt hat. Wenn der Brief echt ist, dann stammt<br />

er aus den letzten Lebensjahren <strong>Platon</strong>s. Das, was heute als sein Hauptwerk gilt, der<br />

Dialog Der Staat, war da längst geschrieben. Hat also <strong>Platon</strong> dieses Werk überhaupt nicht<br />

mit der Absicht verfasst dem Leser Einblick in die Welt seines Denkens zu geben? Wir<br />

werden auf diese Frage zu sprechen kommen.<br />

Zum Ende werden die dunklen Seiten <strong>Platon</strong>s, seine Staatsutopien, ganz ausdrücklich<br />

Thema. Die Kernthese Poppers wird vorgestellt und durch eine Auswahl an Zitaten aus<br />

<strong>Platon</strong>s Dialogen gestützt. Auch hier wird aber keine auch nur annähernd vollständige<br />

Aufarbeitung angestrebt. Die dort aufgeführten Beispiele zu den erschreckenden Seiten<br />

<strong>Platon</strong>s politischer Visionen werden aber hoffentlich ausreichen, um den Leser vor naiver<br />

<strong>Platon</strong> Verehrung zu bewahren.<br />

Viele der Themen, die <strong>Platon</strong> in seinen Dialogen behandelte, werden hier nicht einmal am<br />

Rande berührt. Insbesondere seine Beiträge zur Naturphilosophie und wesentliche<br />

Aspekte der Sprachphilosophie bleiben ausgespart. Ich hätte sogar die Thematik gern<br />

noch weiter eingegrenzt, aber alle Versuche das Papier stärker zu kürzen und thematisch<br />

noch engherziger auszulegen, haben keine guten Ergebnisse gezeitigt.<br />

Der Philosoph <strong>Platon</strong> war deutlich von der <strong>Mathematik</strong> fasziniert und diese Faszination hat<br />

seine <strong>Philosophie</strong> spürbar geprägt. Ich versuche deswegen, dem Leser den Zugang zur<br />

Ideenlehre durch eine Darstellung der mathematischen Interessen <strong>Platon</strong>s zu erleichtern.<br />

Die <strong>Mathematik</strong> begeisterte Seite <strong>Platon</strong>s wird für meinen Geschmack in vielen modernen<br />

Einführungen zu <strong>Platon</strong> zu sehr vernachlässigt.<br />

Noch ein Hinweis: Um terminologische Probleme zu vermeiden, habe ich mich dazu<br />

entschlossen in diesem Papier schon sehr früh zwischen <strong>Platon</strong> und der von ihm<br />

benutzten Dialog Figur SOKRATES zu unterscheiden. Dies ermöglicht es (bei Bedarf) der<br />

Frage, ob <strong>Platon</strong> sich an einer gegebenen Stelle mit seiner Figur SOKRATES identifiziert, aus<br />

dem Weg zu gehen. Das führt allerdings auch zu der Sprechweise, dass der platonische<br />

SOKRATES der Verkünder der Ideenlehre ist. Natürlich ist aber dieser platonische SOKRATES<br />

eine literarische Erfindung <strong>Platon</strong>s und besitzt streng genommen keine eigenen<br />

Überzeugungen. Ich behandle diese Figur wie eine Romanfigur oder Gestalt eines<br />

Dramas. Wenn mit Bezug auf die Figur SOKRATES von Meinungen, Behauptungen oder<br />

ähnlichem gesprochen wird, dann ist das analog zu einer Charakterisierung der Figur<br />

Wallensteins zu verstehen. Die Aufgabe der Ausdeutung dieser Figur aus Schillers<br />

gleichnamiger Dramen-Trilogie hat wohl beinahe jeder im Deutschunterricht bearbeitet.<br />

Für den generell von mir angestrebten Typ eines Einführungspapier ist dieses hier<br />

eigentlich zu lang. Aber irgendwie ging es nicht kürzer.<br />

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