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Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike

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Dieses Modell des Wissens als Wiedererinnerung benutzt der platonische SOKRATES nicht<br />

nur bei Ausführungen zum Erkennen ethischer Tatsachen, sondern auch zur Deutung<br />

mathematischen Wissens. Damit wird ein zentrales Charakteristikum der <strong>Mathematik</strong> (der<br />

einer öffentlichen Nachprüfung zugängliche Beweis) auf kuriose Weise entstellt.<br />

● Der Rang mathematischen Wissens ist niedriger als der der Erkenntnis der Ideen,<br />

aber höher als der eines Urteils, welches nur auf Wahrnehmungen beruht.<br />

● Die menschliche Seele besitzt drei Teile (<strong>Platon</strong>: drei Vermögen): a) Begierden<br />

und Triebe; b) Affekte (jene, die nicht schon unter (a) erfasst sind); c) Vernunft.<br />

Glück beruht auf der richtigen Balance dieser drei Teile unter der Führerschaft der Vernunft.<br />

Diese Charaterisierung von Glück wird im scharfen Gegensatz zur Deutung von<br />

Glück als Lust gesehen. Letzteres ist eine Deutung von Glück, die eindeutig abgelehnt<br />

wird.<br />

● Die vergänglichen und veränderbaren Dinge der sinnlich erfahrbaren Welt besitzen<br />

Eigenschaften nur insofern, als sie an den entsprechenden Ideen teilhaben. Die<br />

Ideen sind die Urbilder, die Dinge unserer Erfahrungswelt die schwankenden,<br />

unsteten und unvollkommenen Nachbildungen.<br />

Die für uns erkennbaren Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen Dingen unserer Erfahrungswelt<br />

entstehen (nach der Ideenlehre) dadurch, dass diese verschiedenen Dinge<br />

jeweils an der selben Idee teilhaben. Wir können z.B. einzelne Menschen nur als<br />

Menschen erkennen (und als Menschen benennen), weil sie alle an der Idee des<br />

Menschen teilhaben. Die Welt der Ideen ist dabei des Welt des wahrhaft Seienden. Und<br />

jede ernst zunehmende Erkenntnisstreben muss auf das wahrhaft Seiende, die Welt der<br />

Ideen zielen.<br />

Die Annahme, dass eine Ähnlichkeit nur erkennbar ist, wenn sie durch eine Idee vermittelt<br />

wird, wurde von Aristoteles kritisiert. Sein Argument: Um die Ähnlichkeit zwischen einem<br />

konkreten Menschen und der Idee des Menschen erkennen zu können, würde es dann<br />

doch noch eines Dritten, einer weiteren Idee, bedürfen. Dadurch würde das Problem aber<br />

auch nicht gelöst, sondern nur verschoben. Denn die neu eingeführte Idee soll ja sowohl<br />

dem konkreten Menschen, wie der Idee des Menschen ähnlich sein. Man muss also<br />

wieder neue Ideen heranziehen, um diese neuen Ähnlichkeiten erklären zu können. Und<br />

immer so fort. Es droht ein unendlicher Regress. Ein ganz analoger Einwand gegen die<br />

Ideenlehre taucht übrigens auch bei <strong>Platon</strong> selbst auf, und zwar im Dialog Parmenides.<br />

Der Einwand wird dort nicht ausgeräumt, sondern bleibt im Raum stehen.<br />

Trotz solcher Einwände beginnt mit der Ideenlehre eine Tradition, den Allgemeinbegriffen<br />

(Universalien) wie Mensch oder Pferd eine Bedeutung in der Form zuzubilligen, dass das<br />

Bedeutete unabhängig vom menschlichen Denken existiert. Das ursprüngliche Konzept<br />

aus der Ideenlehre wurde dabei etliche Male variiert. Eine wirklich befriedigende Lösung<br />

fand man jedoch nicht. Noch im Mittelalter wurde heftig über solche Probleme gestritten<br />

(Universalienstreit).<br />

● Die Einsichten der Regenten in die Idee des Guten rechtfertigen deren Herrschaft.<br />

Diese Position wurde bereits im Zusammenhang mit dem Höhlengleichnis ausgiebig<br />

beleuchtet.<br />

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