Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
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so kommt in diesem Verfahren und in diesen Maßregeln die am meisten<br />
zutreffende Auffassung einer richtigen Staatsverwaltung zum Ausdruck,<br />
dergemäß der weise und tüchtige Mann die Angelegenheiten der Bürger<br />
ordnen wird. Wie der Steuermann beständig über die Sicherheit des Schiffes<br />
und seiner Insassen wacht, nicht an schriftliche Anweisungen sich bindend,<br />
sondern von seiner Kunst selbst das Gesetz für sein Handeln entlehnend, und<br />
so die Mitfahrenden glücklich ans Ziel bringt, so wird auch in Befolgung des<br />
nämlichen Grundsatzes ein richtiges Staatswesen von denen geschaffen, die<br />
auf diese Weise zu herrschen verstehen, d.h. von denen, die in der Betätigung<br />
ihrer Kunst eine Kraft zeigen, die den Gesetzen überlegen ist. Und die<br />
einsichtigen Herrscher mögen tun, was sie wollen, sie sind vor jeder<br />
fehlerhaften Handlung so lange sicher, als sie festhalten an der Erfüllung der<br />
einen großen Forderung, die darin besteht, daß sie imstande sind ihren<br />
Mitbürgern immer unbedingte, auf Einsicht und Kunst gegründete<br />
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und sie so in heilsamer Hut zu halten und<br />
nach Kräften aus schlechteren zu besseren Menschen zu machen.<br />
SOKRATES: Das eben Gehörte wenigstens läßt keinen Widerspruch zu.<br />
(Der Staatsmann; St. 296f) 132<br />
Demokratie wird nachfolgend als die schlechteste aller gesetzlichen Staatsformen<br />
bestimmt.<br />
Der Staat (Politeia)<br />
Wenn man auf der Suche nach Belegen für Poppers Totalitarismus Vorwurf den Dialog<br />
Der Staat durchforstet, dann wird man feststellen, dass dieser Dialog hierzu ein geradezu<br />
überreichliches Angebot an Zitaten anbietet. Die ins Auge springenden Stellen sind derart<br />
vielfältig, dass sie hier schon allein aus Platzgründen nicht alle zitiert werden können.<br />
Einige der totalitären Aspekte des Dialogs werden deswegen hier überhaupt nicht oder nur<br />
recht summarisch abgehandelt. Die hier vorgetragenen einschlägigen ‚Funde‘ lassen sich<br />
halbwegs natürlich in drei Gruppen einteilen:<br />
1. Das reglementierte und manipulierte Leben der Wächter;<br />
2. Lug und Trug in Kallipolis;<br />
3. Zensur der Kunst.<br />
Das Thema Machtvollkommenheit der Regenten wird hier keine große Rolle mehr spielen.<br />
Die im vorherigen Abschnitt (Der Staatsmann) vorgestellten Zitate zur Rechtfertigung<br />
eines über allen Gesetzen stehenden Führers, der aus eigener Machtvollkommenheit<br />
auch über Leben und Tod seiner Untertanen entscheiden kann, ist allerdings sowieso<br />
nicht mehr zu toppen.<br />
Bei all den Punkten, die im folgenden angesprochen werden, sollte der Leser nie<br />
vergessen, dass das Ziel des Dialogs Politeia darin besteht, die Vision eines Idealstaates<br />
zu entwickeln.<br />
SOKRATES: Aber im Himmel ist er (der Idealstaat; NF) vielleicht als Muster<br />
hingestellt für den, der ihn anschauen und gemäß dem Erschauten sein<br />
eigenes Innere gestalten will. (...) (Der Staat; St. 592) 133<br />
Die Ausgestaltung des Idealstaats fällt aber nun leider derart aus, dass ich doch erst das<br />
Konkurrenzangebot der Hölle prüfen möchte, bevor ich mich diesem himmlischen Modell<br />
anvertraue. Und dabei ist das die Vision. Realitäten fallen ja alle Mal härter aus. So hatte<br />
doch auch das Kommunistische Manifest vergessen, den Archipel Gulag in Aussicht zu<br />
stellen oder die Stasi anzukündigen.<br />
132 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd VI. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 91f<br />
133 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd V. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 387<br />
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