Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
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glückliche Aufrechterhaltung der Gesetze verbürgen. Dies aber ist, wenn ich<br />
es recht sehe, was bei unserer Gesetzgebung noch im Rückstand ist, die<br />
Lösung der Frage, wie man ihnen in naturgemäßer Weise diese Kraft<br />
unwandelbarer Dauer mitteilen soll.<br />
(...)<br />
ATHENER: Sagten wir nicht, es solle in unserem Staat eine Versammlung geben,<br />
die sich aus folgenden Mitgliedern zusammensetzen soll: aus den jeweils zehn<br />
ältesten Gesetzeswächtern und aus allen denen, die den Tugendpreis<br />
davongetragen haben? Dazu kommen dann noch die, welche zur Belehrung ins<br />
Ausland gereist sind, um irgend welche nützliche Erkundung für die Behörde<br />
der Gesetzeswächter zu machen, und die dann nach ihrer glücklichen<br />
Rückkehr in die Heimat einer strengen Prüfung von seiten eben der Genannten<br />
unterworfen und für tauglich befunden worden sind als Mitglieder in die<br />
Versammlung aufgenommen zu werden. Außerdem sollte jeder einen jüngeren<br />
Mann mitbringen nicht unter dreißig Jahren. Und zwar soll zunächst der<br />
Einführende selbst den jungen Mann nur auf Grund seiner Überzeugung, daß<br />
er nach Anlage und Bildung solcher Ehre würdig sei, in die Versammlung<br />
einführen, und falls die anderen den nämlichen Eindruck von ihm gewinnen, so<br />
soll er als Mitglied aufgenommen werden, wo nicht, so soll das über ihn<br />
gefällte Urteil nicht nur allen anderen Bürgern, sondern vor allem dem<br />
Abgewiesenen selbst verborgen bleiben. (...) (Die Gesetze; St. 960 - 961) 154<br />
Diese Versammlung soll die Vorgänge im Staat überwachen, wobei die Jüngeren als die<br />
Augen und Ohren der Älteren fungieren. Zur Vorbereitung seiner Vision von Überwachung<br />
hat der ATHENER kurz vorher die Metapher eines Körpers benutzt. Hierauf wird zu Beginn<br />
des nun folgenden Zitats Bezug genommen:<br />
ATHENER: Offenbar so, daß der Staat selbst der Schädel ist, die Jüngeren aber<br />
unter den Wächtern, auserlesen als die am reichsten von der Natur Bedachten<br />
und mit durchweg scharfen Geisteskräften Begabten, gleichsam von dem<br />
oberen Teil des Kopfes aus das Auge ringsum über die ganze Stadt schweifen<br />
lassen und ihre Wahrnehmungen, die Frucht ihrer Beobachtungen, dem<br />
Gedächtnis einverleiben und von allem was in der Stadt vorgeht den Älteren<br />
Mitteilung machen, worauf dann sie, die Greise, diese Ebenbilder der<br />
Vernunft, wie man sie wegen ihrer hervorstechend reichen Kenntnis aller<br />
möglichen wissenswerten Dinge nennen könnte, in Beratung treten unter<br />
Zuziehung der Jüngeren, deren sie sich als Gehilfen bedienen, und so beide in<br />
Gemeinschaft die Wohlfahrt des gesamten Staates im vollsten Sinne<br />
sicherstellen. (Die Gesetze; St. 964 – 965) 155<br />
Halten wir fest: Eine Legislative hält <strong>Platon</strong> für keinen essentiellen Teil seiner Staatsutopie<br />
in Nomoi, aber auf eine quasi geheimdienstliche Überwachung in Magnesia will er dann<br />
doch nicht verzichten. Er hält sie offensichtlich für unverzichtbar, um dem Staat die<br />
gewünschte Kraft unwandelbarer Dauer zu verleihen. Oder waren das bloß wieder die<br />
Meinungen eines nicht näher charakterisierten ATHENERS?<br />
Statt eines Resümees<br />
Statt eines Resümees möchte ich dem Leser gerne an drei Beispielen vorführen, wie man<br />
sich in der deutschsprachigen <strong>Platon</strong> Literatur leider nur allzu häufig mit Poppers<br />
Totalitarismus Vorwurf auseinander setzt. Ich greife dafür auf drei Werke zurück, die ich<br />
(zumindest im deutschsprachigen Raum) für eher überdurchschnittlich halte und in diesem<br />
Papier häufiger zitiert habe.<br />
154 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd VII. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 506f<br />
155 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd VII. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 514<br />
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