Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
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● Zur Sicherung der Herrschafts- und Staatsordnung soll eine spezielle Propaganda-<br />
Religion erfunden werden.<br />
SOKRATES: (...) Ihr seid nämlich – so werden wir als Märchenerzähler zu ihnen<br />
sagen – nun zwar alle , ihr Bürger unserer Stadt, Brüder untereinander, aber<br />
der Gott, der euch bildete, hat denen unter euch, die zum Herrschen berufen<br />
sind, bei ihrer Geburt Gold beigemischt, daher sind sie die gediegensten; den<br />
Beihelfern (gewöhnliche Wächter; NF) aber Silber und den Ackerbauern und<br />
sonstigen Handarbeitern Eisen und Erz. Da ihr nun alle eines Stammes seid, so<br />
kann es , wenn auch in der Regel eure Nachkommen euch selbst gleichen<br />
werden, doch vorkommen, daß aus Gold ein silberner Nachkomme und aus<br />
Silber ein goldener Nachkomme erstehe, und so auch die übrigen Fälle von<br />
Gegenseitigkeit sich finden. Den Regierenden nun gebietet die Gottheit zuerst<br />
und vor allem, sich für nichts als schärfere Wächter zu bewähren und auf<br />
nichts so eifrig zu achten wie darauf, was von diesen Stoffen der Seelen ihrer<br />
Nachkommen beigemischt ist; und wenn irgendeiner ihrer Nachkommen eine<br />
Beimischung von Erz oder Eisen hat, so dürfen sie nicht das geringste Mitleid<br />
zeigen, sondern müssen ihn dem seiner Natur entsprechenden Stand zuweisen<br />
und ihn in die Klasse der Handwerker oder der Ackerbauern verweisen, und<br />
umgekehrt, wenn aus diesen letzteren einer geboren wird, der eine<br />
Beimischung von Gold oder Silber aufweist, so werden sie ihm die Ehre antun,<br />
ihn je nachdem in den Stand der Wächter (Regenten, Wächter im engeren<br />
Sinn; NF) oder der Beihelfer (Wächter; NF) zu erheben, da einem<br />
Orakelspruch zufolge die Stadt dann untergehen werde, wenn das Eisen oder<br />
Erz über sie die Obhut führe. Diese Erzählung nun ihnen glaubhaft zu machen,<br />
kannst du dafür eine Möglichkeit finden?<br />
GLAUKON: Nein, wenigstens nicht, was die jetzigen, ersten Bürger der Stadt<br />
anlangt; wohl aber ihren Söhnen und deren Nachkommen, sowie den weiteren<br />
künftigen Menschen.<br />
SOKRATES: Aber auch dies schon wird eine gute Wirkung üben in der Richtung,<br />
daß sie eifriger für die Stadt und füreinander Sorge tragen. (...)<br />
(Der Staat; St. 415) 145<br />
Zensur der Kunst<br />
Wie in vielen realen autoritären bzw. totalitären Systemen, so wird auch in Kallipolis der<br />
Kontrolle und Zensur des Künstlerischen eine große Aufmerksamkeit gewidmet. Die<br />
Zitate, die uns Der Staat hierzu anbietet, setzen jedoch ein gewisses Maß an Vertrautheit<br />
mit antiker Dichtung und Musik voraus. Ich begnüge mich deswegen mit zwei Zitaten aus<br />
der Sekundärliteratur, die diese Kunst-Zensur für Kallipolis summarisch zusammenfassen.<br />
Zensur der Dichtung:<br />
<strong>Platon</strong> bezieht seine Zensurvorschriften nicht nur auf inhaltliche Fragen,<br />
sondern auch auf formale (...). Der Vortrag gemischter Texte, in denen<br />
verschiedene Personen zu Wort kommen, erfordert eine gewisse<br />
schauspielerische Begabung und einen Wechsel von Tonlage und Rhythmus,<br />
und das soll verboten werden, weil es offenbar verschiedene Talente erfordert,<br />
also dem Prinzip strikter Beschränkung auf das widerspricht, was man kann.<br />
(...) Die Dichter, die den Forderungen der Zensurbehörde nicht entsprechen,<br />
werden, sofern sie ästhetisch wertvolle Werke geschrieben haben, an den<br />
Staatsgrenzen geehrt, aber abgewiesen (398a-b). 146<br />
Zensur der Musik:<br />
Bei der Musik wird ebenfalls nur das an Tonarten, Melodien, Harmonien,<br />
Rhythmen und Instrumenten zugelassen, was die Wächter seelisch für ihre<br />
Aufgaben stärkt und moralisch erbaut. 147<br />
145 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd V. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 129f<br />
146 F. v. Kutschera: <strong>Platon</strong>s <strong>Philosophie</strong> Bd 2. Paderborn: Mentis 2002. S. 77<br />
147 F. v. Kutschera: <strong>Platon</strong>s <strong>Philosophie</strong> Bd 2. Paderborn: Mentis 2002. S. 79<br />
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