Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
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verknüpft und repräsentiert in grober Näherung unsere innere Welt mit all unseren<br />
Wahrnehmungen und Überzeugungen. Die dritte Welt Poppers aber gehört eindeutig in<br />
das Reich des metaphysischen Denkens. Zu dieser dritten Welt Poppers gehören z.B.<br />
auch die Primzahlen. 119<br />
War <strong>Platon</strong>s Verdienst bei der Eröffnung des Zugangs zu metaphysischem Denken<br />
wirklich so groß? Eindeutig ja! Es gab zwar vor ihm die Vorstellung allgemeiner Prinzipien,<br />
aber Prinzipien gelten, existieren jedoch nicht. Schon vor <strong>Platon</strong> kennt Anaxagoras das<br />
Nous, eine Art die Natur durchwirkender Vernunft. Es ist aber zu dicht bei einer<br />
pantheistischen Gottesvorstellung, zu sehr als vernünftiger Bestandteil der Natur gedacht,<br />
um einen ideengeschichtlich ähnlich durchschlagenden Effekt zu haben. Das besondere<br />
an den Ideen des platonischen SOKRATES ist ja, dass sie weder Götter noch Natur, sondern<br />
etwas ganz Eigenständiges, Drittes sind.<br />
Auch wenn man <strong>Platon</strong> nicht mag, dieses Verdienst – die Eröffnung des Zugangs zu<br />
produktivem metaphysischem Denken – kommt eindeutig ihm zu. Es kommt ihm genauso<br />
eindeutig zu, wie Aristoteles die Priorität bei der Termlogik zusteht. 120<br />
● Die höchste aller Ideen ist die Idee des Guten.<br />
Für den platonischen SOKRATES ist die Idee des Guten der Schlüssel zur Begründung von<br />
Sittlichkeit. Das denkende Erkennen der Ideen soll eine Verankerung von Sittlichkeit im<br />
Absoluten ermöglichen. Man spricht hier in der <strong>Platon</strong> Literatur auch davon, dass der<br />
platonische SOKRATES die Existenz ethischer Tatsachen unterstellt.<br />
Das Gute als Schlüsselbegriff der philosophischen Reflexion über Sittlichkeit ist auf recht<br />
unterschiedliche Aufnahme gestoßen. Aristoteles z.B. lehnt es ab das Gute zum<br />
Schlüsselbegriff seiner Ethik zu machen.<br />
● Die Ideen sind in einer Ideengemeinschaft mit einander verbunden.<br />
Der platonische SOKRATES kennt ja neben der Idee des Guten noch viele weitere Ideen, z.B.<br />
die Idee des Schönen oder des Gerechten, aber auch die Idee des Menschen oder des<br />
Pferdes. Zur Charakterisierung des Verhältnisses dieser Ideen zueinander wird in der<br />
<strong>Platon</strong> Literatur gern der Begriff der Ideengemeinschaft benutzt. Die entsprechenden<br />
Ausführungen <strong>Platon</strong>s befinden sich in den Dialogen Sophistes und Parmenides. Sie<br />
hängen entscheidend mit den bei <strong>Platon</strong> sehr im Dunkel bleibenden Beziehungen von Teil<br />
zu Ganzem bzw. dem Einen zu dem Vielen zusammen. Ich werde deswegen nicht<br />
versuchen die Ideengemeinschaft näher zu erläutern. Sie ist mir einfach zu nebulös.<br />
● Der Mensch besitzt eine unsterbliche, immer wieder neuen Wiedergeburten<br />
unterworfene Seele. Diese Seele hat die Welt der Ideen geschaut. Wissen beruht<br />
auf der Wiedererinnerung dessen, was die Seele schon geschaut hat.<br />
119 Kleine nachträgliche Korrektur: Ich hatte im Abschnitt <strong>Platon</strong> und die <strong>Mathematik</strong> in einer Fußnote auf Seite 19<br />
gesagt, dass ein <strong>Platon</strong>ist glaubt, dass es die Primzahlen bereits zum Zeitpunkt des Urknalls gab. Besser und<br />
genauer hätte es heißen müssen: ein <strong>Platon</strong>ist glaubt, dass es die Primzahlen unabhängig vom Urknall gibt. Selbst<br />
wenn ein Urknall nie stattgefunden hätte, die Primzahlen würden trotzdem existieren. Das gibt die Überzeugung der<br />
wohl allermeisten <strong>Platon</strong>isten in der <strong>Mathematik</strong> deutlich besser wieder.<br />
120 Es gibt ja auch hier immer wieder Versuche mit der ein oder anderen ideengeschichtlichen Petitesse die<br />
uneingeschränkte Priorität des Aristoteles für die Termlogik anzuzweifeln. Aber wenn jemand ein einwandfreies,<br />
logisch korrektes Argument entwickelt hat, dann hat er damit noch lange keinen wichtigen Beitrag zur Entwicklung<br />
der Logik geleistet. Und selbst wenn ein talentierter und begabter Hannebampel (das ist gut hessisch) mal drei<br />
kluge Gedanken zur (Term-) Logik gedacht hat, ist er deswegen noch lange kein Prioritätskonkurrent für den<br />
Altmeister der Syllogistik. Bei <strong>Platon</strong> ist es ganz ähnlich. Alles, aber auch wirklich alles (vielleicht mit Ausnahme<br />
des Urknalls) hat immer irgendeinen Vorläufer. Aber das sollte nicht dazu führen, dass man übersieht, dass es auch<br />
die großen Schnitte gibt. <strong>Platon</strong>s Metaphysik ist ein solcher großer Schnitt, die Termlogik des Aristoteles ebenfalls.<br />
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