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Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike

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eines Problems und bloßer Popularliteratur unterschieden. Waren für <strong>Platon</strong><br />

philosophische Dialoge ebenfalls nur eine Form gehobener Popularliteratur?)<br />

● <strong>Platon</strong> fühlt sich gar nicht im Besitz tiefer philosophischer Wahrheiten, sondern<br />

verfolgt ein Programm. Hinsichtlich des Erfolgs des Programms ist er sich nicht<br />

hundertprozentig sicher. 57 Es geht in den Dialogen darum, Mitstreiter für die<br />

Verfolgung des Programms zu gewinnen.<br />

● <strong>Platon</strong> hält das Wesentliche der <strong>Philosophie</strong> keiner schriftlichen Darstellung für<br />

fähig, bzw. er glaubt, eine schriftliche Darstellung schade nur. Der Kernpunkt seiner<br />

<strong>Philosophie</strong> soll/kann (im Gespräch) erlebt, aber nicht zu Papier gebracht werden. 58<br />

Der platonische SOKRATES artikuliert nur eine Art Vorstufe zu <strong>Platon</strong>s <strong>Philosophie</strong>.<br />

● <strong>Platon</strong> hält es für einen Fehler, tiefe philosophische Einsichten in Schriftform dem<br />

allgemeinen Publikum bekannt zu machen. Deswegen enthalten seine Schriften nur<br />

relativ oberflächliche Gedanken. Mehr war <strong>Platon</strong> aber nicht bereit der Öffentlichkeit<br />

preiszugeben. 59<br />

Die hier aufgezählten Punkte schließen sich nicht unbedingt wechselseitig aus. Außerdem<br />

kann, je nach Dialog, mal mehr der eine, mal mehr der andere Punkt die Ursache der<br />

dunklen Stellen sein. Es ist also keineswegs undenkbar, dass den Versuchen das Dunkel<br />

der <strong>Platon</strong> Dialoge zu erhellen, prinzipielle Grenzen gesetzt sind. Vielleicht hat <strong>Platon</strong> viele<br />

der Formulierungen, die den Exegeten heute so viel Kopfzerbrechen bereiten, gar nicht<br />

immer mit jener Art von Tiefsinn aufgeladen, die man heute herauszulesen versucht.<br />

Ob es wirklich Sinn macht, immer wieder neue <strong>Platon</strong> Interpretationen zu entwickeln und<br />

dabei jedes Mal wieder zu hoffen, dass sich jetzt alles stimmig fügt, kann also mit guten<br />

Gründen bezweifelt werden. Dieses Papier wird sich aber sowieso nicht zu jenen vertrackten<br />

Problemen äußern, die den modernen <strong>Platon</strong> Interpreten soviel Kopfzerbrechen<br />

bereiten. Hier wird ja nur ein sehr grober Grundriss der <strong>Philosophie</strong> <strong>Platon</strong>s vorgestellt:<br />

Das bildungsbürgerliche Minimum.<br />

Bevor wir einzelnen <strong>Platon</strong> Dialogen etwas näher treten, soll hier schnell noch zwei<br />

möglichen Missverständnissen entgegen gewirkt werden:<br />

1. Einige wenige Dialoge <strong>Platon</strong>s verzichten auf die Figur SOKRATES. Solche Dialoge<br />

sind bei <strong>Platon</strong> zwar selten, aber es gibt sie. Zu nennen sind hier <strong>Platon</strong>s naturphilosophischer<br />

Timaios und das Spätwerk Die Gesetze. Beide Dialoge gehören<br />

zur Gruppe 4 und haben kaum einen Bezug zur Ideenlehre.<br />

2. Der platonische SOKRATES ist zwar beim Thema Ideenlehre das von <strong>Platon</strong><br />

bevorzugte Sprachrohr, aber es gilt wie immer: Keine Regel ohne Ausnahme. In<br />

einem für die Ideenlehre wichtigen Dialog (Sophistes) spielt SOKRATES eine absolute<br />

Nebenrolle. Die Figur hat bloß ein paar Sätze als Gastgeber der Gesprächsrunde.<br />

Auch in Der Staatsmann (Politikos) ist nicht SOKRATES, sondern die Rolle FREMDLING<br />

die den Dialog dominierende Figur.<br />

Nach diesen Vorbereitungen können wir uns endlich den Dialogen selbst zuwenden.<br />

Noch ein wichtiger Hinweis: Um deutlich zu machen, in welchem Sinne der Name<br />

„Sokrates“ jeweils verwendet wird, benutze ich folgende Konventionen:<br />

● Mit „Sokrates“ (kursiv) bezeichne ich die historische Person;<br />

● Mit „SOKRATES“ (KAPITÄLCHEN) wird die Figur in <strong>Platon</strong>s Dialogen bezeichnet;<br />

● Mit „platonischer SOKRATES“ ist (spezieller) der SOKRATES aus den mittleren Dialogen<br />

(Gruppe 2 – 3) gemeint .<br />

57 Der Dialog Parmenides lässt sich gut in diesem Sinne interpretieren.<br />

58 Der Dialog Phaidros und einige Stellen im Siebenten Brief können so verstanden werden.<br />

59 Einige Stellen des Siebenten Briefs ließen sich hierfür zur Stützung anführen.<br />

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