Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike
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Aber <strong>Platon</strong> geht noch einen entscheidenden Schritt weiter. Auch der letzte Kernbereich<br />
der Privatsphäre, Partnerwahl und Fortpflanzung, soll nicht unangetastet bleiben. <strong>Platon</strong><br />
entwirft ein Eugenik Programm, bei dem Partnerwahl wie Fortpflanzung der Wächter<br />
staatlicher Kontrolle unterstellt werden soll. Das einschlägige Stichwort in der <strong>Platon</strong><br />
Literatur lautet Kinder- und Weibergemeinschaft.<br />
Zunächst werden Frauen in der Kriegerkaste Wächter den Männern gleichgestellt. Dann<br />
beginnt der platonische SOKRATES seine Vorstellungen zur staatlich gelenkten Partnerwahl<br />
zu entwickeln.<br />
● Die Regenten von Kallipolis weisen den Wächtern ihre jeweiligen Sexualpartner zu.<br />
SOKRATES: Du also als Gesetzgeber wirst, wie du die Männer auswähltest, so<br />
auch die Frauen auswählen und jenen möglichst gleichartige zuführen. Sie<br />
aber, Wohnung und Mahlzeit miteinander teilend, werden demnach in<br />
Gemeinschaft leben; und da sie auch auf den Turnplätzen sowie bei den<br />
sonstigen Veranstaltungen für die Erziehung sich beisammen befinden, so<br />
werden sie, denke ich, durch die eingeborene Notwendigkeit zur<br />
geschlechtlichen Gemeinschaft geführt werden. (...) (Der Staat; St. 458) 140<br />
Bei der staatlich gelenkten Paarbildung wird ein dezidiertes Eugenik Programm verfolgt.<br />
Es sollen optimale Wächter Nachkommen gezüchtet werden.<br />
● Unter Täuschung der Mitglieder der Kriegerkaste soll ein rabiates eugenisches<br />
Selektionsprogramm durchgeführt werden. Während die Regenten alles steuern,<br />
sollen die Wächter dabei glauben, dass alles vom Zufall bestimmt sei.<br />
SOKRATES: Es müssen doch zufolge des Eingeräumten die besten Männer so<br />
häufig wie möglich den besten Frauen beiwohnen, die schlechtesten dagegen<br />
den schlechtesten so selten wie möglich. Und die Kinder der ersteren müssen<br />
aufgezogen werden, die der anderen nicht, sofern die Herde auf voller Höhe<br />
bleiben soll. Und von allen diesen Maßnahmen darf niemand etwas wissen<br />
außer die Herrscher selbst, wenn die Herde der Wächter ihrerseits so viel als<br />
möglich vor Zwietracht bewahrt werden soll.<br />
GLAUKON: Sehr richtig.<br />
SOKRATES: Es müssen also gewisse Feste gesetzlich eingeführt werden, an denen<br />
wir die Bräute mit den Bräutigamen zusammen führen, wobei auch Opfer nicht<br />
fehlen dürfen; auch müssen unsere Dichter für Gesänge sorgen, die sich<br />
würdig der Feier der Hochzeiten anpassen. Die Zahl der Hochzeiten aber<br />
werden wir in das Ermessen der Herrscher stellen, damit diese bei gehöriger<br />
Rücksicht auf Kriege und Krankheiten und alles dergleichen die Anzahl der<br />
Bürger möglichst auf gleicher Höhe halten, so daß unser Staat hinsichtlich<br />
seiner Größe nach Möglichkeit weder das rechte Maß überschreite noch<br />
dahinter zurück bleibe.<br />
GLAUKON: Recht so.<br />
SOKRATES: Man muß also, glaube ich, eine gewisse Art schlau erdachter Lose<br />
einführen, damit jener minder Würdige bei jeder Zusammenpaarung die<br />
Schuld auf den Zufall schiebe, nicht aber auf die Herrscher.<br />
GLAUKON: Gewiß.<br />
SOKRATES: Und denjenigen jungen Männern, die sich im Krieg oder bei anderen<br />
Anlässen hervortun, muß man neben anderen Ehrengaben und Kampfpreisen<br />
auch die Erlaubnis erteilen, häufiger bei ihren Frauen zu schlafen, damit<br />
zugleich auch unter schicklichem Vorwand von ihnen ihnen mehr Kinder als<br />
von den anderen erzeugt werden. (Der Staat; St. 459 - 450) 141<br />
140 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd V. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 190<br />
141 <strong>Platon</strong>: Sämtliche Dialoge. Bd V. Übersetzt von Otto Apelt. Hamburg: Meiner Verlag 1988. S. 191f<br />
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