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Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike

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Gedanken wiedergeben. Aber vielleicht benennt er hier doch (und ganz ausnahmsweise)<br />

wirklich innerste Überzeugungen und hat sich aus den dort angegebenen Gründen davor<br />

gehütet, seine eigentlichen philosophischen Überzeugungen in Schriftform niederzulegen<br />

und sie so der allgemeinen Öffentlichkeit preiszugeben. Beim Aufkommen des Verdachts,<br />

der siebente Brief sei eine Fälschung, könnte auch eine Rolle spielen, dass es für einige<br />

Autoren schwierig sein mag einzusehen, dass die eigene (häufig jahre- wenn nicht<br />

jahrzentelange) Beschäftigung mit <strong>Platon</strong>s Dialogen zwar nicht vollständig wertlos war,<br />

jedoch (erschreckender Weise) nicht ganz ernst gemeinten Äußerungen <strong>Platon</strong>s galt.<br />

Der siebente Brief enthält im Übrigen auch einen Hinweis auf <strong>Platon</strong>s tatsächliche<br />

<strong>Philosophie</strong>, eine Prinzipienlehre. Von dieser Prinzipienlehre findet sich in <strong>Platon</strong>s<br />

Dialogen nichts.<br />

Zitieren wir einfach mal zwei einschlägige Stellen aus dem siebenten Brief:<br />

So viel kann ich allerdings über alle sagen, die, die schon geschrieben haben,<br />

und die, die noch schreiben werden, soweit sie behaupten, sich auf Dinge zu<br />

verstehen, auf die meine Bemühungen gerichtet sind, sei es , daß sie bei mir<br />

gehört haben, sei es bei anderen, oder dann mit der Behauptung, sie seien<br />

selber zu dieser Erkenntnis gekommen: es ist nach meiner Meinung<br />

unmöglich, daß diese von der Sache etwas verstehen. Von mir wenigstens gibt<br />

es keine Schrift darüber und wird es sicher auch nie geben; denn das läßt sich<br />

nicht in Worte fassen wie andere Wissenschaften, sondern aus dem<br />

Zusammensein in ständiger Bemühung um das Problem und aus dem<br />

Zusammenleben entsteht es plötzlich wie ein Licht, das von einem springenden<br />

Funken entfacht wird, in der Seele und nährt sich dann weiter. Und doch weiß<br />

ich so viel sicher, daß, wenn es schon geschrieben und vorgetragen würde,<br />

dies am besten von mir geschehen könnte. Und auch das weiß ich: Wenn es<br />

schlecht dargestellt wird, dann bringt es doch schließlich mir den größten<br />

Schaden. Wenn ich aber glaubte, es müsse in befriedigender Weise der breiten<br />

Öffentlichkeit schriftlich oder mündlich vermittelt werden, was hätte ich<br />

Schöneres als das in meinem Leben tun können, Schöneres als den Menschen<br />

eine große Heilslehre niederzuschreiben und das Wesen der Dinge für alle ans<br />

Licht zu ziehen? Aber ich glaube, daß die Wiedergabe dieser Forschungen für<br />

die Menschen nichts Gutes bedeuten würde, außer für ganz wenige, und diese<br />

wären imstande, auf Grund einer kurzen Anleitung selbst die Sache zu finden,<br />

und von den übrigen würde es die einen in ganz unerhörter Weise mit übel<br />

angebrachter Geringschätzung gegen die <strong>Philosophie</strong> erfüllen, die anderen mit<br />

verstiegenem und törichtem Selbstbewußtsein, als ob sie weiß wie etwas<br />

Herrliches gelernt hätten.<br />

(<strong>Platon</strong>: Siebenter Brief; 341b – 342a) 122<br />

Darum wird also jeder ernsthafte Mensch über ernsthafte Dinge sicher nie<br />

etwas schreiben und damit seine Sache der Menschen Neid und Unverstand<br />

ausliefern. (<strong>Platon</strong>: Siebenter Brief; 344b – 344c) 123<br />

Basierend auf den einschlägigen Stellen im Phaidros und siebenten Brief hat sich eine<br />

eigene Linie der <strong>Platon</strong> Interpretation herausgebildet. Man nimmt dort <strong>Platon</strong>s Äußerungen<br />

zur Ablehnung der Schriftform bei tiefen philosophischen Gedanken ernst und geht davon<br />

aus, dass <strong>Platon</strong> seine ernsthaften Überzeugungen nur mündlich und im kleinen Kreis<br />

innerhalb der Akademie vorgetragen hat (siehe Tübinger Schule). Man spricht dann auch<br />

vom esoterischen <strong>Platon</strong>. Stützen lässt sich die Annahme, dass <strong>Platon</strong> entscheidende<br />

Teile seiner <strong>Philosophie</strong> nicht in den Dialogen niedergelegt hat, auch durch eine Stelle bei<br />

Aristoteles. Bei einer Diskussion des <strong>Platon</strong> Dialogs Timaios formuliert Aristoteles<br />

folgendermaßen:<br />

122 <strong>Platon</strong>: Der siebente Brief.Übersetzt von Ernst Howald. Stuttgart: Reclam 2004. S. 34f<br />

123 <strong>Platon</strong>: Der siebente Brief.Übersetzt von Ernst Howald. Stuttgart: Reclam 2004. S. 39<br />

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