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Antike Philosophie: Platon - Mathematik ... - Griechische Antike

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<strong>Platon</strong> und die <strong>Mathematik</strong><br />

<strong>Platon</strong> trug schon in der <strong>Antike</strong> den Beinamen Der <strong>Mathematik</strong>er. Er war von der<br />

<strong>Mathematik</strong> tief fasziniert und diese Faszination hat seine <strong>Philosophie</strong> entscheidend<br />

geprägt. Eine Tatsache, die in vielen modernen Einführungen zu <strong>Platon</strong> leider nicht angemessen<br />

gewürdigt wird. Die Autoren, mit ihrer meist etwas einseitig philologischen<br />

Orientierung, lassen die mathematische Seite <strong>Platon</strong>s gern ein bisschen links liegen.<br />

Bertrand Russell sieht hier ein generelles Problem der modernen <strong>Platon</strong> Rezeption:<br />

Bemerkenswert ist, daß moderne <strong>Platon</strong>iker mit wenigen Ausnahmen keine<br />

Ahnung von <strong>Mathematik</strong> haben, trotz der ungeheuren Bedeutung, die Plato der<br />

Arithmetik und Geometrie beimaß und trotz des ungeheuren Einflusses, den<br />

sie auf seine <strong>Philosophie</strong> gehabt haben. Ein Beispiel für die Nachteile der<br />

Spezialisierung: es darf einer nur über Plato schreiben, wenn er sich in seiner<br />

Jugend so viel mit Griechisch beschäftigt hat, daß ihm keine Zeit für die Dinge<br />

blieb, die Plato für wichtig hielt. 20<br />

Für <strong>Platon</strong> ist ein intensives Studium der <strong>Mathematik</strong> die Grundvoraussetzung für<br />

jedwedes <strong>Philosophie</strong>ren. In seinem Hauptwerk Der Staat lässt <strong>Platon</strong> seine Figur<br />

SOKRATES 21 (an GLAUKON gewandt) folgendes ausführen:<br />

In Wahrheit aber hast Du gar keine so geringe Meinung von dieser<br />

Wissenschaft (der Geometrie; NF), wohl aber eine solche, die schwer Glauben<br />

findet, nämlich daß in der Beschäftigung mit ihr ein gewisses Organ der Seele<br />

eines jeden gereinigt und belebt wird, das durch die anderen Beschäftigungen<br />

zugrunde gerichtet und blind gemacht wird, während es doch weit mehr<br />

verdient gesund erhalten zu werden als tausend und abertausend leibliche<br />

Augen; denn durch dieses Organ allein wird die Wahrheit geschaut.<br />

(<strong>Platon</strong>: Der Staat. Siebentes Buch, St. 527) 22<br />

<strong>Platon</strong> unterhielt zu einigen der bedeutendsten <strong>Mathematik</strong>er seiner Zeit engste<br />

Beziehungen. Der Pythagoreer Archytas von Tarent wurde bereits im Abschnitt zu <strong>Platon</strong>s<br />

Leben erwähnt. Zwei weitere Beispiele sollen genügen: Eudoxos von Knidos und<br />

Theaitetos (aus Athen). Beide nahmen (zumindest zeitweise) am akademischen Leben in<br />

<strong>Platon</strong>s Akademie teil. Bei Archytas, Eudoxos und Theaitetos handelt es sich nicht um<br />

nobodys oder B-Promis des antiken <strong>Mathematik</strong>betriebs. Die von diesen Dreien<br />

bewiesenen Sätze gehören zum Besten, was die antike <strong>Mathematik</strong> vor Archimedes (ca.<br />

287 – 212 v.Chr.) zu bieten hat. Ihre Resultate allein liefern ca. 1/3 des Stoffs der<br />

Elemente Euklids, dem Standard-Lehrwerk der antiken <strong>Mathematik</strong>.<br />

<strong>Platon</strong> war nicht nur aufs engste mit den drei bedeutendsten <strong>Mathematik</strong>ern seiner Zeit<br />

verbunden, er hatte zusätzlich noch eine Vielzahl weiterer Freunde unter den weniger<br />

bekannten <strong>Mathematik</strong>ern der <strong>Antike</strong>. Aber selbst ein <strong>Mathematik</strong> Historiker wie van der<br />

Waerden findet es müßig sie alle einzeln aufzuzählen:<br />

Die großen <strong>Mathematik</strong>er Theaitetos und Eudoxos und alle die anderen, die im<br />

Proklos-Katalog aufgezählt werden, waren seine Freunde, seine Lehrer in der<br />

<strong>Mathematik</strong> und seine Schüler in der <strong>Philosophie</strong>. 23<br />

Nachdem nun hoffentlich nachdrücklich klargestellt ist, welche Bedeutung <strong>Platon</strong> der<br />

<strong>Mathematik</strong> und mathematischer Bildung beimaß, stellt sich natürlich die Frage, welchen<br />

Einfluss die <strong>Mathematik</strong> auf seine <strong>Philosophie</strong> besaß.<br />

20 Bertrand Russell: <strong>Philosophie</strong> des Abendlandes. Wien: Europa 1992. S. 152f.<br />

21 Die Figur namens „SOKRATES“, die <strong>Platon</strong> hier auftreten lässt, darf keinesfalls mit dem historischen Sokrates<br />

identifiziert werden. Vom historischen Sokrates ist die Figur SOKRATES im Dialog Der Staat weit entfernt.<br />

22 <strong>Platon</strong>: Der Staat; in: <strong>Platon</strong>, Sämtliche Dialoge; Bd V. Übersetzt von Otto Apelt. Leipzig: Meiner Verlag 1998. S.<br />

289<br />

23 B.L. van der Waerden: Erwachende Wissenschaft. Bd. 1. Stuttgart: Birkhäuser Verlag 1956. S. 244. Siehe hierzu<br />

auch Pythagoras & Co. - <strong>Griechische</strong> <strong>Mathematik</strong> vor Euklid unter www.antike-griechische.de/Pythagoras.pdf<br />

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