Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
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dorfer Flur hat sich ke<strong>in</strong>e Spur der Dreigräben erhalten, wenn auch<br />
e<strong>in</strong> Flurname an der Wittgendorf-Hartauer Grenze lebendig geblieben<br />
war. Bedeutende Reste waren um 1940 noch an der Nordgrenze<br />
von Wachsdorf erhalten, doch brachten Grabungen nach 1930 ke<strong>in</strong>e<br />
neuen Deutungen.<br />
Die Nachricht von 1305 <strong>in</strong> Liber fundationis zeigt uns das Dorf <strong>in</strong><br />
voller Größe. Mit 72 Hufen überragte es die meisten Waldhufendörfer<br />
(nur Langhe<strong>in</strong>ersdorf hatte nach dem Liber fundationis etwa<br />
75 Hufen). Die fränkische Hufe hatte nach Meitzen (Codex IV S. 76)<br />
e<strong>in</strong>e Größe von 130 bis 140 preuß. Morgen. Auf den gleichen Wert<br />
kommt man bei Rückersdorf, wenn man die Gesamtfläche (1883:<br />
2302 ha, 1931: 2311 ha) durch 72 teilt. Dann kommen auf die Hufe<br />
32 ha oder rund 125,5 preuß. Morgen 23 . E<strong>in</strong> Hufenregister vom Jahre<br />
1625 gibt bei Rückersdorf 58 Hufen 10 Ruten an; vermutlich waren<br />
das nur die Bauernhufen ohne Rittergut (BSA Rep. 37 VIII 1 a).<br />
Erwähnt werden 1305 die Scholtisei und die Widmut,<br />
deren Vorhandense<strong>in</strong> als Kennzeichen des deutschen Rechts angesehen<br />
werden. Jede Hufe gab <strong>in</strong> der Regel ¼ Mark als Dezem an die<br />
Kirche ab, so daß 60½ Hufen abgabepflichtig waren. Zu den restlichen<br />
11½ Hufen gehörten die Widmut (2 Hufen), die Scholtisei<br />
(wohl 2½ Hufen); ferner hatte der Scholze als Entschädigung für die<br />
Lokatorentätigkeit e<strong>in</strong>en Teil der ausgesetzten Hufen — <strong>in</strong> der Regel<br />
die 6. bis 10. — frei von Z<strong>in</strong>s und Zehnt. Das wären dann 7 Hufen.<br />
Die Scholtisei ist <strong>in</strong> Rückersdorf sehr zeitig verschwunden. Zwar<br />
wird im Steuerregister von 1516/20 noch die „Scholczerey" erwähnt,<br />
aber es gab <strong>in</strong> Rückersdorf damals vier Bauerngüter, die genau so<br />
viel versteuerten, und vier Güter versteuerten noch mehr. Das Scholzenamt<br />
(d. h. der Vorsitz im Dorfgericht) war auf e<strong>in</strong>en Bauern<br />
übergegangen und lag nicht mehr auf e<strong>in</strong>er Stelle fest. Nach der<br />
Flurkarte muß man die Scholtisei <strong>in</strong> dem „Kirchvorwerk" suchen. Wie<br />
<strong>in</strong> Abschnitt 3 gezeigt wird, hatten die Herren von Knobelsdorff<br />
schon 1393 bzw. 1405 auf dem Kirchvorwerk ihren Wohnsitz. Demnach<br />
wurde die Scholtisei schon <strong>in</strong> der Mitte des 14. Jahrhunderts<br />
ausgekauft und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> adliges Vorwerk verwandelt.<br />
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Nach v. Loesch betrug die fränkische Hufe 24,19 ha bis 27,52 ha (Zeitschrift<br />
63, 33 f.). — Bei der Untersuchung der Dorfstellen <strong>in</strong> R. konnte der<br />
Verfasser bei jedem Bauerngut Hufenangaben u. Größe <strong>in</strong> ha vergleichen.<br />
Da ergab sich im Durchschnitt für die Hufe 110 Morgen. Man muß allerd<strong>in</strong>gs<br />
bedenken, daß die Dorfaue früher Geme<strong>in</strong>debesitz war, später von den<br />
Gutsherrn beansprucht wurde und erst nach 1600 zu den Gehöften der<br />
Bauern kam. Im Nachbardorf Langhe<strong>in</strong>ersdorf-Neudorf wurde 1604 das<br />
Auenrecht verkauft, <strong>in</strong> Wittgendorf 1617 (Codex 31, 1925, S. 12).<br />
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