Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
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zwischendurch e<strong>in</strong> Stück Käse, sonntags etwas Butter. Die übrigen<br />
Dorfbewohner werden nicht besser gelebt haben; die Kartoffel war<br />
<strong>in</strong> Rückersdorf noch unbekannt.<br />
3. Unter Graf Reuß wurde 1776 im Oberdorf die Kolonie<br />
Reußenfeldau angelegt, über diese Koloniegründung hat der<br />
Verfasser 1936 e<strong>in</strong>e besondere Schrift veröffentlicht (vgl. Anm. 48).<br />
Auf Vorschlag des Hof- und Krim<strong>in</strong>alrats <strong>Georg</strong> Christoph Knappe<br />
<strong>in</strong> Glogau, der die Patrimonialgerichtsbarkeit auf den Gütern des<br />
Grafen Reuß ausübte, wurde e<strong>in</strong> Dorf mit 20 Stellen angelegt, wofür<br />
Graf Reuß schon im April 1776 die kgl. Beihilfe von 3000 Rtl. erhielt.<br />
Da das Obererbe, das zum Beckerei-Vorwerk gehörte, nur e<strong>in</strong>e Hufe<br />
umfaßte und für die Kolonieplanung zu schmal war, wurde am<br />
20. 8. 1776 mit dem Bauern Christian Beltner — das Gut besaß 1945<br />
Ewald Stenzel, Nr. 17 unserer Karte — verhandelt, daß er se<strong>in</strong>e halbe<br />
Hufe, abseits vom Wohngut, dazu hergebe. Beltner trat den Acker<br />
ab, er wurde dafür von allen herrschaftlichen Diensten und Fuhren<br />
befreit und ab Mart<strong>in</strong>i 1776 der zweite Freibauer <strong>in</strong> Rückersdorf. Seit<br />
1696 war schon das Gut Nr. 104 (1945 Preiß) von allen Rittergutsdiensten<br />
befreit worden; aus welchen Gründen ist jetzt nicht mehr<br />
feststellbar.<br />
Den Bau der Koloniehäuser übernahm der Pächter des Gutes<br />
Rückersdorf, der Amtmann <strong>Georg</strong> Siegmund Neumann (1733—96; seit<br />
23. 6. 1773 Pächter von Rückersdorf, seit 1. 7. 1777 noch Pächter von<br />
Dittersbach, das er offiziell 1787 kaufte). Ende 1776 waren drei Häuser<br />
fertig, drei weitere im Rohbau; die übrigen Häuser wurden im<br />
Frühjahr und Sommer 1777 gebaut, mit Ausnahme des Wirtshauses<br />
an der Straße <strong>Sprottau</strong>-Freystadt (Grenze mit Großenborau), das als<br />
letzte Stelle am 28. 11. 1778 Friedrich Großmann aus Rückersdorf<br />
kaufte, (über die E<strong>in</strong>richtung des Gerichtswesens vgl. Anm. 42.)<br />
Die Dorfstraße der Kolonie verlief auf dem früheren Grenzra<strong>in</strong><br />
zwischen dem herrschaftlichen Obererbe und der von Beltner abgetretenen<br />
halben Hufe. Auf jeder Seite dieses etwa l 3 / 4 km langen<br />
Weges zwischen der Rückersdorfer Dorfstraße und der Freystadt-<br />
<strong>Sprottau</strong>er Chaussee wurden 10 Stellen erbaut. Jeder Siedler hatte<br />
ursprünglich se<strong>in</strong>e Ackerfläche (zwischen 7 und 10½ Morgen) beim<br />
Hause. Auf der Nordseite blieb zwischen den Häusern Nr. 6 und 7<br />
e<strong>in</strong>e größere Lücke, da hier vor der Gründung e<strong>in</strong> Wiesengelände<br />
war, das auf alle Stellen aufgeteilt wurde. Reußenfeldau hatte nur<br />
e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>deflur von 70,3790 ha und zählte 1787 80 evangelische<br />
E<strong>in</strong>wohner. Die Kolonie wurde 1927 an das elektrische Lichtnetz angeschlossen<br />
und am 1. 4. 1929 <strong>in</strong> Rückersdorf e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det.<br />
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