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Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg

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grenzte (die Stadt Sagan war nur 12 km von der Sorauer Grenze<br />

entfernt, Naumburg a. B. und Priebus lagen an den Grenzflüssen),<br />

konnten sich se<strong>in</strong>e Bewohner leicht dem Religionsdruck entziehen.<br />

Dazu war das Land nach dem langen Kriege furchtbar verödet. Erst<br />

als Kaiser Leopold I. (1658—1705) drängte und Fürst Lobkowitz als<br />

erster Berater des Kaisers dem kirchlichen Widerstand am Hofe nicht<br />

länger trotzen konnte, gab er nach. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluß se<strong>in</strong>er evangelischen<br />

Gemahl<strong>in</strong> wurde früher als maßgebend angesehen, tatsächlich hat<br />

sie die Entscheidung des Fürsten nicht bee<strong>in</strong>flußt. Aus diesen Gründen<br />

erfolgte die Kirchenreduktion im Fürstentum Sagan erst im Frühjahr<br />

1668. 62<br />

In diesen 14 Jahren von 1654—68 hatte die Rückersdorfer Kirche, an<br />

der äußersten NO-Ecke des Fürstentums Sagan gelegen, e<strong>in</strong>en ungeheuren<br />

Zulauf. 63 Die Dorfbewohner des nördlichen <strong>Sprottau</strong>er<br />

und des südlichen Freystädter Kreises bis h<strong>in</strong> zu den Dalkauer Bergen<br />

g<strong>in</strong>gen jetzt nach Rückersdorf zum Gottesdienst. Klepperbe<strong>in</strong><br />

und Ste<strong>in</strong>bach hatten sehr viel zu tun. Für die Nachsichtigkeit der<br />

Saganer Regierung spricht die Tatsache, daß sie dies duldete. Im<br />

Frühjahr 1663 ließ sie sich die Vokationsbriefe vieler Prediger vorlegen,<br />

darunter auch den von Klepperbe<strong>in</strong> aus dem Jahre 1649,<br />

aber im Konzept der betr. Akte des herzoglichen Archivs war durchgestrichen:<br />

„wie auch Samuel Ste<strong>in</strong>bachen, zu Rückersdorf sich aufhaltend."<br />

Die kle<strong>in</strong>e Kirche genügte nicht mehr für die große Menge.<br />

Man predigte daher für die Zuhörerschaft auf dem Friedhofe; noch<br />

1670 wird bei der Visitation e<strong>in</strong> hölzerner Predigtstuhl auf dem<br />

Friedhofe erwähnt. Die Kollektene<strong>in</strong>nahmen stiegen an, und so<br />

konnte der Patron Hans Christoph von Knobelsdorff 1661 e<strong>in</strong>en<br />

neuen Altar <strong>in</strong> Spätrenaissanceformen <strong>in</strong> der Kirche aufstellen<br />

lassen. Dem Verfasser ist noch bekannt, mit welch bewegten Worten<br />

der letzte Pastor Damsch den Altaraufbau erläuterte und ihn aus<br />

protestantischem Geiste geschaffen erklärte (Beschreibung des Altars<br />

folgt später). Auch e<strong>in</strong>e neue Orgel wurde angeschafft, die der<br />

Schulmeister Tappert als Organist erstmalig am Sonntag Cantate<br />

1666 zum Gottesdienst spielte (Schmaltz 43). Für die beiden Pastorenfamilien<br />

wurde das Pfarrhaus beträchtlich erweitert. So heißt es<br />

1688, daß das Pfarrhaus <strong>in</strong> Rückersdorf sehr groß, aus Fachwerk und<br />

mit Sch<strong>in</strong>deln gedeckt ist und vom derzeitigen kath. Pfarrer wegen<br />

62<br />

E<strong>in</strong>zelheiten bei G. <strong>Steller</strong>, Wenzel Eusebius v. Lobkowitz u. die Kirchenvisitation<br />

im Fürstentum Sagan (Breslau 1937).<br />

63<br />

<strong>Steller</strong>, Die Zufluchtskirche Ablaßbrunn im F. Sagan (Jahrb. d. Vere<strong>in</strong>s<br />

f. schles. Kirchengescii. 31, 1941, S. 33/34).<br />

44

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