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Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg

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katholischen Pfarrer rief der Rückersdorfer Gutsherr Hans Christoph<br />

von Knobelsdorff am Sonntage zur Zeit des katholischen Gottesdienstes<br />

se<strong>in</strong>e Untertanen zusammen und las ihnen aus der Postille<br />

vor. Zur Errichtung der Jeschkendorfer Grenzkirche trug der von<br />

Knobelsdorff viel bei und ließ h<strong>in</strong>ter dem Altar dieser Notkirche e<strong>in</strong><br />

besonderes Gestühl für sich und se<strong>in</strong>e Angehörigen erbauen. 65 Diese<br />

mitgeteilten Tatsachen s<strong>in</strong>d Klagen der katholischen Pfarrer entnommen<br />

und daher aktenmäßig belegt. Mit Berufung auf Worbs<br />

schreibt Schmaltz (S. 17): ,,Der Herr von Knobelsdorff ward von der<br />

fürstlichen Regierung mit Strafe bedroht, weil er se<strong>in</strong>en Leuten des<br />

Sonntags aus Predigtbüchern vorlas, und als er davon nicht abstand,<br />

se<strong>in</strong>es Amtes als Beisitzer des herzoglichen Mann- oder Fürstentumsgerichts<br />

entsetzt. Dies geschah 1673." Der Verfasser hat trotz eifriger<br />

Archivstudien ke<strong>in</strong>en Beleg für diese Angabe f<strong>in</strong>den können. Vermutlich<br />

hat Worbs Zusammenhänge konstruiert. Hans Christoph von<br />

Knobelsdorff wurde mehrere Jahre se<strong>in</strong>es Amtes als Mannrechtsbeisitzer<br />

enthoben, weil er mit dem Freiherrn Karl Moritz von Redern<br />

auf Hertwigswaldau <strong>in</strong> Streit geraten war. Da Redern ihn mit unflätigen<br />

Ausdrücken beschimpft hatte, lauerte Knobelsdorff ihm auf offener<br />

Straße auf und verletzte ihn an der Brust. Der Frhr. von Redern<br />

war evangelisch, — er hatte bei der Öffnung der versperrten Ablaßbrunner<br />

Kirche se<strong>in</strong>en Kopf riskiert. Also hatte diese Bestrafung des<br />

von Knobelsdorff ursächlich nichts mit religiösen D<strong>in</strong>gen zu tun.<br />

1679 war Pfarrer <strong>in</strong> Rückersdorf <strong>Georg</strong>FranziscusHackenb<br />

e r g aus Weidenau bei Jauernig (Jungnitz 277), auch noch 1688 (nach<br />

Schmaltz bis 1690), damals 45 Jahre alt, <strong>in</strong>vestiert am 5. 7. 1678. Schulmeister<br />

war 1688 Christoph Hoffmann, gebürtig aus Liebau; er hatte<br />

den W<strong>in</strong>ter über acht Schüler (Jungnitz 733). Die Dorfbewohner ließen<br />

außerhalb taufen und sich trauen, mußten aber die Gebühren dem<br />

Ortspfarrer entrichten. Das Begräbnisbuch, <strong>in</strong> das der katholische Pfarrer<br />

die Beerdigungen e<strong>in</strong>trug, war 1945 noch vorhanden. Die Visitation<br />

vom Januar 1670 berichtet: ,,In die Kirche kommen die Leute nicht,<br />

lassen auch nicht hier sich trauen und taufen, sondern zu Wellersdorf<br />

im Sorauischen (1679 wird noch Jeschkendorf angegeben). Die Leute<br />

s<strong>in</strong>d ermahnt worden, <strong>in</strong> die Kirche zu gehen und die Predigten anzuhören.<br />

Es wäre nicht geme<strong>in</strong>t, daß man sie zur katholischen Religion<br />

zw<strong>in</strong>gen werde. Wenn sie wollten zum Abendmahl gehen, könnten sie<br />

wohl anderswoh<strong>in</strong> gehen. Item wurden ermahnt, <strong>in</strong> ihrer Kirche taufen<br />

zu lassen. Wegen der Stolae Accidentien s<strong>in</strong>d Pfarrer und Kirchk<strong>in</strong>der<br />

an die publicierte Taxordnung verwiesen worden. Die Feier-<br />

65<br />

<strong>Steller</strong>, Graf Promnitz contra Saganer Regierung, Archiv Bd. 3 (1938)<br />

S. 188 ff.<br />

47

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