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Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg

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Gottesdienstes nicht mehr — wie bisher geschehen — im Kretscham<br />

und wohl gar auf dem Kirchhofe ärgerliches Schreien und unvernünftiges<br />

viehisches Blöken verüben und treiben, sonderlich sich fe<strong>in</strong><br />

stille zur Anhörung des göttlichen Wortes e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den!"<br />

Am 16. März 1668, 10 Uhr, — Montag vor Palmarum — erschien<br />

e<strong>in</strong>e Kommission des fürstlich Saganer Amts zur Schließung der<br />

Kirche <strong>in</strong> Rückersdorf und wurde hier von e<strong>in</strong>er großen Menschenmenge<br />

empfangen. Da die Kirchen <strong>in</strong> der Stadt Sagan 2—3 Tage<br />

vorher geschlossen wurden, kam die Kommission nicht ganz unerwartet.<br />

Nach dem Bericht des Jesuitenpaters Gaynitius hatte sich bei<br />

der Versieglung der Kirche auf dem Friedhofe viel Volks aus dem<br />

Glogauer Fürstentum und aus Rückersdorf versammelt und wollte<br />

gleichsam die Versiegler h<strong>in</strong>dern, schrie aus den Psalmen zu Gott<br />

um Hilfe, fluchte und wünschte das Feuer vom Himmel. Nach e<strong>in</strong>em<br />

anderen Berichte hätten die Leute, besonders die Weibspersonen,<br />

geheult und geschrien. Man trug gerade e<strong>in</strong> schwächliches K<strong>in</strong>d aus<br />

der Fremde — aus dem Dorf Altgabel, nach dem Taufbuch — herbei,<br />

als die Kommissare ankamen. Man bat, daß es sogleich vom Prädikanten<br />

<strong>in</strong> Gegenwart der Kommissare getauft werde. ,,In ihrer Verwirrung<br />

und um üblen Nachreden zu entgehen, schoben die Kommissare<br />

ihre Tätigkeit so lange auf, bis das K<strong>in</strong>d getauft war. Wegen<br />

dieser Tat wünschten die Leute die Kommission <strong>in</strong> den Himmel!"<br />

Nach dem Protokoll waren die Gerichtspersonen am Tage der<br />

Schließung: Christoph Hänel, Scholz, Michael Ebert und Christoph<br />

Großmann, Gerichtsgeschworene. Der Patron Hans Christoph von<br />

Knobelsdorff bat wegen der Nähe des Osterfestes um Verlängerung<br />

des Abzugsterm<strong>in</strong>s für die beiden Prediger. Auch bat er, daß man<br />

ihm e<strong>in</strong>e erst vor kurzem (1666) <strong>in</strong> der Kirche von ihm erbaute Orgel<br />

sowie e<strong>in</strong>ige von se<strong>in</strong>em Vater ererbten Altarkle<strong>in</strong>odien als se<strong>in</strong><br />

Eigentum nicht vorenthalten wolle. Die Kommissare schlugen ihm das<br />

ab und erwiderten, daß man damit auch Gott dienen werde. Die<br />

beiden Prediger mußten b<strong>in</strong>nen 24 Stunden das Fürstentum verlassen,<br />

während der Schulmeister Hans Tappert nur se<strong>in</strong>es Amtes entsetzt<br />

wurde, aber im Dorfe bleiben durfte.<br />

Bereits am 23. März wurde die Kirche neu geweiht, und schon im<br />

Dezember 1668 war <strong>in</strong> Rückersdorf und Cunzendorf der Pfarrer<br />

Valent<strong>in</strong> Johannes We<strong>in</strong>er, gebürtig aus Johannisberg<br />

bei Jauernig (<strong>in</strong> Rückersdorf noch im Januar 1670 genannt). Aber<br />

die Dorfbewohner mieden jetzt ihre alte Kirche und wanderten nach<br />

Wellersdorf (Kr. Sorau) und zu der e<strong>in</strong>ige Monate später errichteten<br />

e<strong>in</strong>fachen Grenzkirche <strong>in</strong> Jeschkendorf. Nach e<strong>in</strong>er Beschwerde der<br />

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