Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
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schah die Übergabe der Kirche durch den Senator Jüttner aus Bunzlau,<br />
der vom M<strong>in</strong>isterium für geistliche Angelegenheiten zum Kommissar<br />
<strong>in</strong> dieser Sache ernannt worden war. „Der Ortsgeistliche<br />
empf<strong>in</strong>g im Beise<strong>in</strong> des Patrons, des Kirdienortsvorstandes und der<br />
Geme<strong>in</strong>dedeputierten <strong>in</strong> der Kirche selbst unter e<strong>in</strong>er herzlichen Ansprache<br />
des Herrn Commissarii die Schlüssel der Kirche wieder. Unter<br />
Läuten aller Glocken wurde von den Anwesenden gesungen: Nun<br />
danket alle Gott. Bei der Übergabe waren dabei als Scholz und<br />
Gerichtspersonen: Christian Hähnel, Scholz; Johann Gottfried Grosmann<br />
und Johann Friedrich Ebert, Gerichtsmänner" (Schmaltz 25 ff).<br />
Den Katholiken blieb e<strong>in</strong> Mitbenutzungsrecht.<br />
Damals (1844) gehörten zur Kirchgeme<strong>in</strong>de die 146 „Possessionen"<br />
von Rückersdorf, die 20 Stellen der Kolonie Reußenfeldau, 31 Wirte<br />
von Langhe<strong>in</strong>ersdorf, 17 Wirte von Hirschfeldau mit e<strong>in</strong>er Gesamtzahl<br />
von etwas über 1500 Seelen. Nach F. G. E. Anders 67 hatten<br />
nach der Volkszählung von 1843 Rückersdorf 1159 (1140 ev.), Reußenfeldau<br />
107 (107 ev.) E<strong>in</strong>wohner. Die Gastgeme<strong>in</strong>den, die nur zum Teil<br />
e<strong>in</strong>gepfarrt waren, hatten folgende E<strong>in</strong>wohner: Langhe<strong>in</strong>ersdorf<br />
1300 (1279 ev.), Hirschfeldau 1094 (902 ev.).<br />
Nachzutragen s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>ige Geschehnisse aus dem Zeitraum<br />
1740/1840. Die evangelische Geme<strong>in</strong>de hatte seit 1743 die Glocken<br />
auf dem Turm der alten Kirche mitbenutzt. Da gab es 1786 e<strong>in</strong>en Streit<br />
wegen des Geläutes. Der Erzpriester und Stadtpfarrer Kligge zur<br />
<strong>Sprottau</strong>, der das Kirchengut Rückersdorf mitverwaltete, versuchte,<br />
die Geme<strong>in</strong>de und die Herrschaft Rückersdorf zur Aufnahme von<br />
Wirten katholischer Konfession zu bewegen (Damals bestand noch<br />
das Untertanenverhältnis, und nicht jeder wurde e<strong>in</strong>fach von der<br />
Grundherrschaft als Untertan angenommen!). Geme<strong>in</strong>de und Dom<strong>in</strong>ium<br />
erklärten, daß sie wie bisher bei dem unvermischten evangelischen<br />
Glauben bleiben wollten. Da drohte Erzpriester Kligge damit,<br />
den Gebrauch der Glocken e<strong>in</strong>zuschränken oder ganz zu verbieten.<br />
Noch am Tage vor Johanni 1786 hatte im Kretscham e<strong>in</strong>e Zusammenkunft<br />
der streitenden Parteien ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung gebracht. Da zog am<br />
Johannistage, gegen 3 Uhr nachmittags, e<strong>in</strong> schweres Gewitter auf,<br />
bei dem e<strong>in</strong> Blitz <strong>in</strong> den Turm schlug und sofort zündete. „Der Turm<br />
und das Kirchendach brannten aus und ab, die Glocken schmolzen,<br />
und e<strong>in</strong> wolkenbruchähnlicher Guß löschte das Feuer, ohne daß von<br />
den nahe gelegenen Häusern auch nur e<strong>in</strong>es ergriffen wurde"<br />
(Schmaltz 30). 20 Jahre lang blieb die Geme<strong>in</strong>de ohne Glocken. Da<br />
wurde 1806 der damalige Pfarrer zu Hirschfeldau Langnickel Erz-<br />
67<br />
Anders, Statistik d. ev. Kirche <strong>in</strong> Schles. (Glogau 1848) S. 608.<br />
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