Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
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4. Die Kirche und ihre Geschichte<br />
Mit der E<strong>in</strong>führung des deutschen Rechtes erhielt fast jedes große<br />
Bauerndorf se<strong>in</strong>e eigene Kirche, die meist mit e<strong>in</strong>er Pfarrwidmut<br />
ausgestattet wurde. „Seitdem ist es üblich, sich fast jedes schlesische<br />
Dorf mit eigener, die Dorfsilhouette beherrschender Kirche vorzustellen,<br />
die bei den Waldhufendörfern auch <strong>in</strong> der Gehöftzeile an<br />
bevorzugter Stelle ihren Platz erhalten hat." 57 Das gilt auch für<br />
Rückersdorf. Von Anfang an lag das Schwergewicht des Dorfgeschehens<br />
im südlichen Drittel. Hier, am Rande des Viehweges nach Hertwigswaldau,<br />
wurde auf erhöhter Stelle die Kirche erbaut. Der viereckige<br />
trutzige Kirchturm aus Feldste<strong>in</strong>en, früher mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen<br />
Sch<strong>in</strong>deldach, überragte die lange Dorfzeile. E<strong>in</strong>e hohe Feldste<strong>in</strong>mauer<br />
umgab den Friedhof, der — im Gegensatz zu den meisten<br />
Nachbardörfern — noch 1945 die Toten der Geme<strong>in</strong>de aufnahm. So<br />
war die alte, wohl im 14. Jahrhundert errichtete und um 1508 e<strong>in</strong>gewölbte<br />
Kirche bis zur Vertreibung im Sommer 1945 der Mittelpunkt<br />
der Geme<strong>in</strong>de. Von 1668 bis 1905 war sie es nicht — das soll die<br />
folgende Untersuchung zeigen. Die erste Holzkirche dürfte man<br />
schon vor 1250 errichtet haben. Die Widmut zum Unterhalt des<br />
Pfarrers lag auf der östlichen Seite der Gemarkung am Viehweg<br />
nach Hartau und umfaßte zwei Hufen. In den Nachbardörfern war<br />
die Widmut <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong>e Hufe groß. In der ältesten Kirchenvisitation<br />
von 1540 heißt es bei der Haushaltung des Pfarrers: „Baufällige<br />
Behausung. Zwei Hufen Landes. 5 Fuder Wiesewachs. Holz<br />
für die Behausung, auch ziemlich zu verkaufen. 8 R<strong>in</strong>deshaupt kann<br />
man halten" (Jungnitz 738, Hei. 406). Auch <strong>in</strong> den Visitationsberichten<br />
von 1670 bis 1688 werden zwei Hufen genannt.<br />
Im Jahre 1273 wurde der Priester Johannes <strong>in</strong> villa Rodgeri exkommuniziert<br />
(SR 1421). Das Breslauer Bistumsregister nennt um<br />
1305 die Hufen des Pfarrers. Schon vor 1317 war es strittig, wem das<br />
Patronatsrecht der Pfarrkirche <strong>in</strong> villa Ruggeri zustand (SR 3672). Im<br />
Jahre 1376 wird die Rückersdorfer Kirche im Freystädter Bezirk erwähnt.<br />
Noch 1580 gehörte die Kirche zu Rückersdorf zum Freystädter<br />
Distrikt (Jungnitz 3). Im Jahre 1399 hieß der Pfarrer He<strong>in</strong>rich (Hei.<br />
339). Das s<strong>in</strong>d die wenigen Nachrichten, die wir von der Kirche aus<br />
der vorreformatorischen Zeit haben, wenn von der Zahl 1508 abgesehen<br />
wird, die sich im Kirchen<strong>in</strong>nern erhalten hat.<br />
Die E<strong>in</strong>führung der Reformation <strong>in</strong> Rückersdorf darf mit dem Jahre<br />
1530 angenommen werden. In der sächsischen Kirchenvisitation von<br />
40<br />
57<br />
Herbert Schlenger, Schlesiens deutsche Kulturlandschaften (1950), S. 9.