Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg
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aufbewahrt. Das Orig<strong>in</strong>al und die Abschrift des Verfassers s<strong>in</strong>d verloren,<br />
E<strong>in</strong>zelheiten s<strong>in</strong>d dem Gedächtnis entfallen. Jedes Bauerngut<br />
mußte damals dem Rittergute im Jahre 8 bis 12 Fuhren leisten! 40<br />
Von den Handdiensten wird überhaupt nicht gesprochen. Wenn man<br />
bedenkt, daß 150 Jahre später jeder Bauer wöchentlich zwei<br />
Tage Fuhrdienste und zwei Tage Handdienste auf dem Rittergute<br />
kostenlos zu leisten hatte, ist man über die Zunahme der Gutsdienste<br />
<strong>in</strong> so kurzer Zeit erstaunt. Das Urbar hatte auch der<br />
Rückersdorfer Oswald Schulz (gest. 20. 6. 1955, 80jährig), Besitzer<br />
e<strong>in</strong>er früheren Gärtnerstelle neben der Kirche, öfters im Schloß<br />
Rückersdorf e<strong>in</strong>gesehen. Er schreibt darüber aus der Er<strong>in</strong>nerung: „In<br />
dem Urbar von 1591 lesen wir, daß Rückersdorf mit zwei Roß<br />
Ritterdienste tun muß 41 , daß der Ort e<strong>in</strong>e hohe und e<strong>in</strong>e niedere<br />
Gerichtsbarkeit hat, Patrimonialgerichtsbarkeit 42 und Scholz mit<br />
Schöffen, daß ke<strong>in</strong>e Erbscholtisei besteht, dafür hat der Ort e<strong>in</strong>en<br />
Scholzen von der Kate (= kle<strong>in</strong>e Besitzung), daß drei Gewerbetreibende<br />
im Ort waren: e<strong>in</strong> Kretschmer (Haus Nr. 40), e<strong>in</strong> Erbschneider<br />
(Haus Nr. 34) und e<strong>in</strong> Dorfschmied (Pfuhlschmiede Nr. 57).<br />
Die Hausnummern bestehen allerd<strong>in</strong>gs erst seit 1804. Wir lesen ferner,<br />
daß das Rittergut aus dem Hauptgut, dem Kirchvorwerk und<br />
dem kaltenVorwerk besteht. Zwischen dem Hauptgut und dem<br />
Kirchvorwerk lagen damals noch drei Bauerngüter. Das kalte Vorwerk<br />
lag im Oberdorf und verschmolz nach dem Dreißigjährigen<br />
Kriege mit drei herrenlos gewordenen Bauerngütern zur Beckerei.<br />
Das kalte Vorwerk war vergleichsweise kle<strong>in</strong>. Angegeben waren die<br />
Aussaatmengen von Getreide, Erbsen und Le<strong>in</strong> (Flachs) für jeden<br />
40<br />
Man vergl. die Fuhrdienste der August<strong>in</strong>erdörfer im Jahre 1417 (A.<br />
He<strong>in</strong>rich im Saganer Gymnasialprogramm 1881 S. 13). Jede der 33 Hufen<br />
<strong>in</strong> Schönbrunn hatte dem Stifte mit e<strong>in</strong>em Wagen jährl. zu dienen. In<br />
Diebau dienten 6 Gärtner zusammen 24 Tage im Jahr, <strong>in</strong> Klopschen 4 Gärtner<br />
zusammen 9 Tage, <strong>in</strong> Zobelwitz jeder Gärtner 2 Tage.<br />
41<br />
Richtig dürfte „5" se<strong>in</strong>. Im Jahre 1480 oder früher heißt es im Saganer<br />
Ritterdienstverzeichnis: „Unruge zu Ruckerstorff 2 pfert und Knobilstorff<br />
daselbst 3 pfert, beyde <strong>in</strong>sgesampt 2 weyn (Wagen), 10 Fußknechte" (abgedruckt<br />
<strong>in</strong> Matuszkiewicz-<strong>Steller</strong>, Unsere Sagan-<strong>Sprottau</strong>er Heimat, Köln<br />
1956, S. 48).<br />
42<br />
Es sei hier die E<strong>in</strong>richtung des Gerichtswesens <strong>in</strong> der Kolonie Reußenfeldau<br />
vom 9. 8. 1780 erwähnt. In den Kretscham wurden „die Zeichen der<br />
Gerichtsbarkeit, als Stock, Halseisen" gebracht. Schließlich wurden den<br />
Gerichtspersonen die Vollmachten der Herrschaft zur Vollziehung der Kaufbriefe<br />
ausgehändigt, die sie <strong>in</strong> der Gerichtslade verwahren sollten. E<strong>in</strong><br />
Schöffenbuch wurde angelegt. — Im Anteil Küpper des Valent<strong>in</strong> v. Knobelsdorff<br />
wurde 1554 e<strong>in</strong> Schöffenbuch angelegt (Rep. 37 Ortsakten Küpper). Es<br />
ist daher anzunehmen, daß auch <strong>in</strong> R. damals e<strong>in</strong> Schöffenbuch begonnen<br />
wurde, das im Dreißigjährigen Kriege verloreng<strong>in</strong>g.<br />
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