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Georg Steller: Rückersdorf Krs. Sprottau - Familie Spiegel in Radeberg

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Die nächste Besitzer<strong>in</strong> war die verwitw. Friederica Christ<strong>in</strong>a<br />

Reichsgräf<strong>in</strong> von Cosel (bzw. Cosell) geb. Gräf<strong>in</strong> von<br />

Holtzendorf. Sie kaufte am 24. 7. 1781 Rückersdorf und Reußenfeldau<br />

für 70 00 Rtl. Die alte Dame — das Bild im Schloß Rückersdorf zeigte<br />

e<strong>in</strong> gütiges Gesicht — lebte meist auf ihrem Schloß Saabor (=Fürsteneich).<br />

Ihr verstorbener Mann Friedrich August Graf von Cosel (geb.<br />

1712, gest. als General der Infanterie zu Saabor 15. 10. 1770) entstammte<br />

den bekannten Beziehungen des sächsischen Königs August<br />

des Starken und der Gräf<strong>in</strong> von Cosel. Das Gut Rückersdorf verwaltete<br />

der Amtmann Gottlieb He<strong>in</strong>rich Franke, der schließlich<br />

1792 Rückersdorf von der Gräf<strong>in</strong> Cosel kaufte. Unter Franke begannen<br />

erneut die Bedrückungen der Bauern. Franke wollte die<br />

Bauern zw<strong>in</strong>gen, das 1794 fertig gewordene Urbar — es legte die<br />

Dienste jedes Untertans fest — zu unterschreiben, aber die Bauern<br />

weigerten sich mit Erfolg (Urbar 1945 im Schloß Rückersdorf). Franke<br />

war e<strong>in</strong> ehrgeiziger Streber. 1789/91 erwarb und verkaufte er die<br />

Rittergüter Ober-, Mittel- und Nieder-Kottwitz (Kr. Sagan). Über die<br />

sensationelle Steigerung des Kaufpreises <strong>in</strong> dieser kurzen Zeit wurde<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Zeitschrift des Vere<strong>in</strong>s für Gesch. Schles. berichtet. In<br />

Rückersdorf erzählte man noch 1945, daß die Gräf<strong>in</strong> von Cosel das<br />

Dorf 1792 arm verlassen habe, während ihr Amtmann Franke reich<br />

geworden sei! Franke erwarb 1805 von der General<strong>in</strong> Marie Charlotte<br />

Elisabeth von Franckenberg das ganze Dorf Hirschfeldau. Am<br />

6. 7. 1798 wurde <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> der Adelsbrief für Gottlieb He<strong>in</strong>rich Franke<br />

ausgestellt (Orig. Pergament <strong>in</strong> Mess<strong>in</strong>gkapsel 1945 im Schloß<br />

Rückersdorf). Kurze Zeit darauf wurde er zum Landrat des Kreises<br />

Sagan ernannt. Unter ihm war die Franzosenzeit <strong>in</strong> Rückersdorf. Der<br />

jüngste se<strong>in</strong>er zwei Söhne, der 1813 im Alter von 22½ Jahren an<br />

e<strong>in</strong>er Seuche starb, die die heimkehrenden Soldaten der großen<br />

Armee <strong>in</strong>s Dorf geschleppt hatten, hat se<strong>in</strong>e Beobachtungen bei den<br />

französischen E<strong>in</strong>quartierungen und beim Rückzug der großen Armee<br />

sehr fesselnd niedergeschrieben. Vom Schlosse aus konnte der junge<br />

Franke die langen verwahrlosten Kolonnen sehen, die auf der alten<br />

Saganer Straße über die Rückersdorfer Gemarkung <strong>in</strong> Richtung<br />

Sagan zogen. 51<br />

51<br />

<strong>Steller</strong>, Die Große Armee im Kr. <strong>Sprottau</strong>. Sonderdruck des <strong>Sprottau</strong>er<br />

Tgbl. (<strong>Sprottau</strong> 1935). Die Schrift, die voraussichtlich 1965 im HB nochmals<br />

zum Abdruck kommen wird, br<strong>in</strong>gt auf S. 19 die Wiedergabe e<strong>in</strong>er Urkunde,<br />

die G. F. v. Franke am 1.8.1817 bei Erneuerung des Schloßturmes <strong>in</strong> den<br />

Knopf e<strong>in</strong>legen ließ. „Das Gut Rückersdorf hat während der Kriege von<br />

1806—15 ungeheuer viel gelitten. Es g<strong>in</strong>g 1812 so wie 1806 und 1807 sehr<br />

viel Zugvieh <strong>in</strong> Polen verloren, die Lieferungen waren ungeheuer. Im Sommer<br />

1813 verlor der Ort beim Abmarsch der (sächsischen) Armee fast das<br />

ganze Vieh."<br />

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