75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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aktuelle Blatt der demokratischen<br />
Bewegung <strong>in</strong> Westfalen, ab Anfang<br />
1849 erschien sie als Tageszeitung.<br />
Der Westfälische Demokratenkongreß<br />
<strong>in</strong> Münster erklärte den Bielefelder<br />
„Volksfreund" und die<br />
<strong>Paderborn</strong>er „Westfälische Zeitung"<br />
zu den offiziellen Presseorganen<br />
der Demokraten Westfalens.<br />
Im Herbst 1848 hatte das reaktionäre<br />
M<strong>in</strong>isterium Preußens mit<br />
Hilfe der Truppen Wrangeis das<br />
Berl<strong>in</strong>er Parlament ause<strong>in</strong>andergetrieben.<br />
Die westfälischen Demokraten,<br />
Löher und Rempel an der<br />
Spitze, hatten zum Widerstand<br />
hiergegen (u. a. durch SteuerverWeigerung)<br />
aufgerufen. Rempel entfloh<br />
der drohenden Verhaftung nach<br />
Frankreich; Löher wurde am<br />
10. 12. 1848 <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> verhaftet.<br />
Die <strong>Paderborn</strong>er Demokraten<br />
setzten sich der Verhaftung entgegen;<br />
es kam, wie es damals hieß,<br />
zum „Aufruhr". Zwar behielten die<br />
preußischen Regierungstruppen die<br />
Oberhand, aber die <strong>Paderborn</strong>er<br />
Bevölkerung wählte Löher noch<br />
während der Haft zum Abgeordneten<br />
für das Berl<strong>in</strong>er Parlament.<br />
Ende Februar 1849 wurde Löher<br />
entlassen und <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> triumphal<br />
empfangen. Im Dezember<br />
1849 wählten die <strong>Paderborn</strong>er<br />
Löher zum Bürgermeister; <strong>in</strong>dessen<br />
wurde er von der preußischen<br />
Regierung nicht <strong>in</strong>s Amt gelassen<br />
und auch aus dem Justizdienst verdrängt.<br />
Noch 1852, nach dem Sieg der<br />
Reaktion über die demokratische<br />
Bewegung, sagte im berühmten<br />
Kölner „Kommunistenprozeß" der<br />
berüchtigte Berl<strong>in</strong>er Polizeirat Stieber<br />
aus, daß <strong>in</strong> Ostwestfalen und<br />
speziell <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> „kommunistische<br />
Zellen" tätig seien. Geme<strong>in</strong>t<br />
war damit offenbar die Popularität,<br />
die der entschiedene Demokrat<br />
Löher immer noch bei den <strong>Paderborn</strong>er<br />
Bürgern hatte.<br />
Das Scheitern der 48er Revolution<br />
zerschlug alle Ansätze der demokratischen<br />
und frühsozialistischen<br />
Bewegung, die gerade <strong>in</strong> Ostwestfalen<br />
hoffnungsvoll sich entwickelt<br />
hatten. Auch die im Vormärz und<br />
<strong>in</strong> den <strong>Jahre</strong>n 1848/49 entstandene<br />
demokratische Presse wurde unterdrückt<br />
oder mußte — wie die<br />
„Westfälische Zeitung" — ihren<br />
Kurs verändern. Löher g<strong>in</strong>g nach<br />
Bayern und machte sich dort als<br />
wissenschaftlicher Schriftsteller<br />
e<strong>in</strong>en guten Namen. An se<strong>in</strong>e frühere<br />
Heimat er<strong>in</strong>nerte se<strong>in</strong> Werk<br />
„Geschichte des Kampfes um<br />
<strong>Paderborn</strong> 1597-1604".<br />
Verdrängte Er<strong>in</strong>nerung<br />
Der Sieg der Obrigkeitsstaaten <strong>in</strong><br />
Deutschland über die revolutionäre<br />
Bewegung von 1848/49 verdrängte<br />
die Er<strong>in</strong>nerung an die ostwestfäli-<br />
schen Demokraten und Frühsozialisten<br />
aus dem öffentlichen<br />
Bewußtse<strong>in</strong>. Die Sieger schrieben<br />
die Geschichte, und dem heimischen<br />
Geschichtsbewußtse<strong>in</strong> schien<br />
es so, als hätten Löher und<br />
Lün<strong>in</strong>g, das „Dampfboot" und die<br />
<strong>Paderborn</strong>er „Westfälische Zeitung"<br />
gar nicht existiert.<br />
Als <strong>in</strong> den 60er und 70er <strong>Jahre</strong>n<br />
des vergangenen Jahrhunderts die<br />
Sozialdemokratische Partei sich<br />
herausbildete, hatte sich die Position<br />
<strong>Paderborn</strong>s <strong>in</strong> der politischen<br />
Landschaft verändert. Die 1848/49<br />
noch mögliche Verb<strong>in</strong>dung radikalbürgerlicher<br />
und sozialistischer<br />
Richtungen schien historisch überholt.<br />
Sozialdemokratie und politischer<br />
Katholizismus organisierten<br />
sich als gegensätzliche politische<br />
Lager, was gerade für die <strong>Paderborn</strong>er<br />
Verhältnisse nicht ohne Folgen<br />
blieb. Zudem lag der <strong>Paderborn</strong>er<br />
Raum <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Entwicklung zurück.<br />
Drei Säulen waren es, auf denen <strong>in</strong><br />
den letzten Jahrzehnten des auslaufenden<br />
19. Jahrhunderts das wirtschaftliche<br />
Leben <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong><br />
basierte: auf der geistlichen und<br />
weltlichen Verwaltung, auf der<br />
Landwirtschaft und auf den mittleren<br />
und kle<strong>in</strong>en bürgerlichen Produktions-<br />
und Handelsbetrieben.<br />
Die starken sozialen Umwälzungen<br />
<strong>in</strong> den Industriezentren waren fast<br />
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