75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn

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Im Haus Wigbertstr. Nr. 13 fanden sich um diese Zeit bildungshungrige junge Leute zusammen, um sich mit den neuen Ideen vertraut zu machen. Als Sozialistische Arbeiterjugend fanden sie Anschluß an diese Organisation. Mit der Novemberrevolution waren die Arbeiter- und Soldatenräte gebildet worden. Jedoch konnte diese Periode nur ein Übergang sein, bis die rechtlichen Voraussetzungen für eine reguläre Selbstverwaltung geschaffen waren. Bereits am 20. November 1918 bildete sich in Paderborn der „Volksrat", der sich die Aufgabe stellte, daß in der Stadt die Volksrechte gewahrt blieben, die durch die staatliche Umwälzung errungen wurden. 1. Vorsitzender des Volksrates war Eisenbahnobersekretär Ernst Strüfing. In diesem Volksrat wirkten Bürger aller Parteien mit. Jedem wurde eine Aufgabe zugewiesen, z.B. die Fleischversorgung, die Brot- oder Mehlversorgung sicherzustellen. Unter den weiteren Mitgliedern dieses 78 Mitglieder zählenden Rates befand sich — ohne genaueren Geschäftsbereich — Karl Denkner. Kommunal wähl vom 2. März 1919 Der Volksrat wurde einige Monate später abgelöst durch die ordentlich gewählte Stadtverordnetenver- Flugblatt des Arbeiter- und Soldatenrates in Paderborn 20
Sammlung, die zum ersten Male am 29. März 1919 zusammentrat. Hier das Ergebnis der Kommunalwahl vom 2. März 1919, der ersten nach dem Umsturz: 12 421 Stimmen wurden in Paderborn abgegeben. Davon entfielen 8 222 auf das Zentrum, 617 auf die Landwirtepartei, 1 330 auf die Bürgerpartei, 528 auf die Deutschnationalen, 1 180 auf die Sozialdemokraten, 643 auf die Kriegsbeschädigten. Das Zentrum erhielt in dem von 27 auf 36 Sitze vergrößerten Gremium 26 Sitze, vier die Bürgerpartei, drei die Sozialdemokraten. Die übrigen Parteien erhielten je ein Mandat. Zum ersten Male in der Geschichte Paderborns zogen auch Frauen in das Rathaus ein und — Sozialdemokraten. Die drei sozialdemokratischen Stadtverordneten waren Gerber Christoph Eggers, Werkführer a.D. Max Gehrmann und Eisenbahnobersekretär Ernst Strüfing. Die Arbeit der Gewerkschaften wurde nach 1918 stark forciert. In den großen Betrieben, in Paderborn besonders auf den Ausbesserungswerken der Reichsbahn, gewannen die Gewerkschaften stark an Boden. Der 1916 gegründete Deutsche Eisenbahnerverband erhielt Anfang 1919 durch Heinrich Lücking in Paderborn einen eifrigen Werber. In der ersten Betriebsversammlung des RAW Nordbahnhof wurde er zum Betriebsobmann gewählt. (Nebenbei: Damals arbeiteten im RAW Nord 2000 Mann in Doppelschichten!) Lücking, am 22. April 1884 in Neuenbeken geboren, kam 1907 nach Paderborn und war bereits vor dem ersten Weltkrieg im Paderborner Bund der Eisenbahnhandwerker tätig. Die Spaltung der Sozialdemokratie in SPD und USPD hatte sich in Paderborn nicht stark bemerkbar gemacht. Dominierend waren die „Mehrheitssozialisten". Mitte 1924 kam es in Paderborn zu einer friedlichen Einigung der beiden „feindlichen Brüder". Die beiden Gruppen wurden verschmolzen. 1. Vorsitzender wurde Heinrich Lücking, den 2. Vorsitz übernahm von der früheren USPD der Dreher Georg Gruber. Dieser zog 1926 als Ersatzmann für den 1924 in die Stadtverordnetenversammlung gewählten Gewerkschaftssekretär Heinrich Stahlberg ins Rathaus ein. Ein Kapitel „Pressefreiheit" Obwohl die Sozialdemokratie nach dem Kriege gezeigt hatte, daß sie eine staatstragende Partei war, weigerten sich die damals in Paderborn erscheinenden Zeitungen, der „Paderborner Anzeiger" und das „Westfälische Volksblatt", den Paderborner Sozialdemokraten und ihrer Arbeit unparteiische Beachtung zu schenken. Das zentrumsorientierte „Volksblatt" wies darüber hinaus auch bezahlte Anzeigen für sozialdemokratische Versammlungen zurück. Ein besonderes Schlaglicht auf diese Situation wirft ein Bericht über die am 11. April 1919 in Paderborn abgehaltene Hungerdemonstration, der im „Paderborner Anzeiger" erschien. Nachdem vor Tausenden von Paderbornern mehrere Reden vor dem Rathaus gehalten worden waren, wollten die Demonstranten in die Rosenstraße ziehen und dort „Krach schlagen". Meldete der „Anzeiger": „Dem Vorhaben, wegen einer rein sozialdemokratischen Parteifrage vor dem ,Volksblatt' zu demonstrieren, wurde von einsichtiger Seite widersprochen, zumal ein Vertreter des ,Volksblattes', halbwegs einen ,Gang nach Canossa' machend, versprach, daß bis zur Einholung eines neuen (Zentrums-)Parteibescheides Anzeigen der SPD aufgenommen würden." Damals entschloß sich die Bielefelder „Volkswacht", in Paderborn ein Kopfblatt unter dem Titel „Der Paderbote" herauszugeben, um der in Paderborn wachsenden 21
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