75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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Die <strong>Paderborn</strong>er <strong>SPD</strong> — strukturell benachteiligt<br />
Die Verteilung der Stimmen auf die wichtigsten Parteien bei den Reichstagswahlen<br />
von 1920 bis 1933 ergibt für den Kreis <strong>Paderborn</strong> das folgende<br />
Bild:<br />
KPD U<strong>SPD</strong> <strong>SPD</strong> DDP Zentrum DVP DNVP NSDAP<br />
1920 — 4,1 8,2 1,5 <strong>75</strong>,8 6,1 4,0 —<br />
Mai<br />
1924 1,8 0,2 6,8 0,7 68,2 4,8 6,7 1,8<br />
Dezember<br />
1924 1,0 0,1 8,9 1,0 74,2 3,6 5,7 0,6<br />
1928 1,1 — 11,0 1,0 67,1 3,6 4,4 0,4<br />
1930 3,6 — 7,1 2,0 67,2 2,1 2,9 4,8<br />
Juli<br />
1932 5,3 — 5,5 0,1 72,9 0,5 2,5 11,7<br />
November<br />
1932 7,2 — 5,0 0,1 71,2 0,8 4,5 9,7<br />
1933 3,7 — 4,4 0,1 63,0 0,4 4,4 23,7<br />
Diese Zahlen zeigen, daß die <strong>SPD</strong><br />
im <strong>Paderborn</strong>er Bereich aufgrund<br />
sowohl der Konfessions- als auch<br />
der Sozialstruktur zu Zeiten der<br />
Weimarer Republik die „geborene"<br />
M<strong>in</strong>derheit war und blieb. Nur bei<br />
den Reichstagswahlen 1928 überschritt<br />
sie hier die 10%-Marke;<br />
aber bei dieser Wahl lag der<br />
Reichsdurchschnitt der <strong>SPD</strong>-<br />
Stimmen immerh<strong>in</strong> bei fast 30<br />
Prozent. Bemerkenswert ist, daß<br />
im Kreis <strong>Paderborn</strong> — wie <strong>in</strong> vielen<br />
anderen vorwiegend katholischen<br />
Bezirken — die KPD Ende<br />
1932 die <strong>SPD</strong> an Stimmen übertraf.<br />
Deutlich wird auch, daß die<br />
Zentrumspartei ihre absolute<br />
Mehrheitsstellung selbst auf dem<br />
Höhepunkt der Erfolge der<br />
NSDAP im Kreis <strong>Paderborn</strong> nicht<br />
gefährdet sehen mußte. Bei den<br />
Wahlen im Juli 1932, als die<br />
NSDAP unter freien Wahlbed<strong>in</strong>gungen<br />
ihren größten Erfolg mit<br />
37,4 Prozent im Reichsdurchschnitt<br />
erreichte, kam sie im Kreis<br />
<strong>Paderborn</strong> nur auf 11,7 Prozent.<br />
Ausschlaggebend war hier der<br />
Konfessionsfaktor.<br />
Was die Sozialstruktur angeht, so<br />
war der Anteil der „Unterschichten"<br />
im <strong>Paderborn</strong>er Kreisgebiet<br />
ke<strong>in</strong>eswegs ger<strong>in</strong>g. 1925 ergibt sich<br />
folgendes Bild:<br />
Von den Erwerbspersonen waren<br />
hier 39,5% Arbeiter, 19,8% Angestellte<br />
und Beamte, 17,1% Selbständige,<br />
23,6% mithelfende Familienangehörige.<br />
E<strong>in</strong> erheblicher Teil<br />
der „Selbständigen" und der mithelfenden<br />
Familienangehörigen<br />
lebte aber <strong>in</strong> materiell bescheidenen<br />
kle<strong>in</strong>bäuerlichen oder kle<strong>in</strong>handwerklichen<br />
Verhältnissen. Der<br />
ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>fluß der Sozialdemokratie<br />
im <strong>Paderborn</strong>er Raum<br />
erklärt sich daraus, daß hier die<br />
„Unterschichten" vorwiegend agrarisch-handwerklich<br />
geprägt waren;<br />
wichtiger noch war aber wohl die<br />
Konfessionsstruktur: im <strong>Jahre</strong><br />
1925 waren 90,9 Prozent der<br />
Bevölkerung im Kreis <strong>Paderborn</strong><br />
katholisch.<br />
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