75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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Wiederaufbau und Entwicklung der<br />
<strong>Paderborn</strong>er <strong>SPD</strong> nach 1945<br />
„Gebt mir vier <strong>Jahre</strong> Zeit — und<br />
ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen",<br />
hatte Hitler bei den<br />
Wahlen 1933 von se<strong>in</strong>en Wählern<br />
gefordert. Zwölf <strong>Jahre</strong> und drei<br />
Monate nach der „Machtübernahme"<br />
kannte tatsächlich niemand<br />
Deutschland wieder. Diejenigen<br />
Männer und Frauen, die nach den<br />
Verfolgungen <strong>in</strong> den zwölf <strong>Jahre</strong>n<br />
brauner Herrschaft am meisten<br />
Grund gehabt hätten, jede weitere<br />
politische Verantwortung von sich<br />
zu weisen, stellten sich trotzdem<br />
als erste beim Wiederaufbau<br />
der zerstörten Heimat zur Verfügung.<br />
Nachdem das Leben im bombenzerstörten<br />
<strong>Paderborn</strong> e<strong>in</strong>ige<br />
Monate stagniert hatte, wurde am<br />
16. 7. 1945 von der britischen<br />
Besatzungsmacht e<strong>in</strong> Bürgerausschuß<br />
ernannt, der sich mit den<br />
wichtigsten Versorgungsfragen<br />
befaßte. Mitglieder dieses Bürgerausschusses<br />
waren von Seiten der<br />
<strong>SPD</strong> He<strong>in</strong>rich Lück<strong>in</strong>g, Karl<br />
Denkner und Hermann Brockmann.<br />
Diesem bis zum 10. 12.<br />
1945 amtierenden Ausschuß folgte<br />
e<strong>in</strong>e von der Militärregierung<br />
ernannte Stadtvertretung vom<br />
11. 12. 1945 bis 14. 9. 1946. In<br />
diesem 30-Mann-Gremium waren<br />
von der <strong>SPD</strong> vertreten: He<strong>in</strong>rich<br />
Lück<strong>in</strong>g, Hermann Brockmann,<br />
Karl Denkner, Karl Behrens, Paul<br />
Inacker, Franz Wiedemeier und<br />
Wilhelm Sandmann.<br />
Die erste freie Wahl<br />
Am 15. September 1946 folgten<br />
die ersten freien Wahlen nach<br />
1933.<br />
Nach dem damaligen Wahlmodus<br />
hatte jeder Wähler drei Stimmen,<br />
die er nach Belieben verteilen<br />
konnte. 18 077 Bürger waren wahlberechtigt,<br />
13 550 Stimmen wurden<br />
abgegeben. Ungültig waren 515<br />
Stimmen. Die CDU erhielt 17 8<strong>75</strong><br />
Stimmen, das Zentrum 8 640, die<br />
<strong>SPD</strong> 8 260, die KPD 860, und die<br />
Unabhängigen erhielten 712<br />
Stimmen.<br />
Infolge der Eigenart der Wahl<br />
erhielt die <strong>SPD</strong>, obwohl sie fast<br />
die Hälfte der CDU-Stimmenzahl<br />
auf sich vere<strong>in</strong>igen konnte, nur<br />
zwei Vertreter im Rat, die CDU<br />
jedoch 23, das Zentrum wiederum<br />
nur zwei! He<strong>in</strong>rich Lück<strong>in</strong>g und<br />
Paul Inacker zogen <strong>in</strong> den Rat.<br />
Inacker wurde kurze Zeit darauf<br />
nach Bielefeld versetzt, so daß als<br />
Ersatzmann am 7. 11. 1946 Steuersekretär<br />
Wilhelm Sandmann e<strong>in</strong>sprang.<br />
In der ersten Sitzung am<br />
27. September 1946 wurde He<strong>in</strong>rich<br />
Lück<strong>in</strong>g zum 2. Bürgermeister<br />
gewählt, e<strong>in</strong>e Stellung, die er lange<br />
<strong>Jahre</strong> h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong>nehatte.<br />
Durch Verordnung der Militärregierung<br />
am 15. September 1945<br />
war die Bildung von politischen<br />
Parteien und deren Betätigung<br />
gestattet worden. Im November<br />
1945 gründete <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> das<br />
Zentrum die erste Kreisgruppe, im<br />
Januar 1946 folgte die CDU und<br />
wenig später die <strong>SPD</strong>. Vorsitzender<br />
des <strong>SPD</strong>-Ortsvere<strong>in</strong>s wurde He<strong>in</strong>rich<br />
Lück<strong>in</strong>g, der auch <strong>in</strong> den<br />
Landtag delegiert wurde. Se<strong>in</strong><br />
Nachfolger wurde 1950 bei der<br />
Landtagswahl DGB-Gewerkschaftssekretär<br />
Hermann Brockmann<br />
(über die Reserveliste).<br />
Am 3. April 1946 erschien e<strong>in</strong>e<br />
neue Zeitung <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong>, die<br />
FREIE PRESSE. Der Phönix-Verlag<br />
Bielefeld, die <strong>Paderborn</strong>er<br />
<strong>Sozialdemokraten</strong> und Carl Sever<strong>in</strong>g<br />
hatten die Lehren aus den<br />
Presseverhältnissen der Weimarer<br />
Zeit gezogen und <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong><br />
e<strong>in</strong>e Lokalausgabe der Bielefelder<br />
sozialdemokratischen Tageszeitung<br />
<strong>in</strong>s Leben gerufen, die bis zum<br />
Übergang <strong>in</strong> die NEUE WESTFÄ-<br />
LISCHE bestand.<br />
Am 17. Oktober 1948 folgte die<br />
zweite freie Kommunalwahl <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong>. Mit 2 990 Stimmen<br />
stellte die <strong>SPD</strong> von 28 Stadtvertretern<br />
sieben. Den komplizierten<br />
Wahlmodus von 1946 hatte man<br />
fallengelassen. Ratsherren wurden<br />
He<strong>in</strong>rich Lück<strong>in</strong>g, Hermann<br />
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