75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn

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Fast 20 Jahre später kam die Fahne nach Paderborn zurück. Am 1. Mai 1952 wurde sie von der Reichsbanner-Kameradschaft Hannover dem Ortsverein der SPD Paderborn übergeben." Im Jahre 1932 aber glaubte man sich in der Sozialdemokratie durchaus noch in einer insgesamt guten Position: „Allen Widerständen zum Trotz trat die Arbeiterbewegung kraftvoll in Erscheinung. Gerade im Wechsel unserer Jahre kündigt sich an eine neue Kulturepoche. Ein stilles, aber bedeutungsvolles Heldentum wurde geübt, das jeden zur Achtung zwingt. Die in den Kämpfen gebrachten Opfer weisen auf die Kraftquellen hin, die den Arbeitern immer mehr das Bewußtsein ihrer Würde gaben (...) Die rauhe Gegenwart muß benutzt werden, um einer freudigeren, menschlicheren Zukunft zu dienen." So hieß es Januar 1932, ein Jahr vor Hitlers Machtergreifung, im Tätigkeitsbericht der SPD für den Bezirk Ostwestfalen und Lippe. Die Partei wähnte sich, vorsichtig schon, noch im Besitz ihrer ganzen Kraft. Dennoch sollte es nur In einem Gartenhaus in Hannover versteckt, überdauerte die Fahne des „Reichsbanners Paderborn" den Terror des „Dritten Reiches". Nach dem Kriege kam sie nach Paderborn zurück. schützen. Die Fahne, die damals von Richardt Hundt für die Paderborner Reichsbanner-Gruppe entworfen wurde, konnte dieser nach der Machtübernahme der Nazis in einem Gartenhaus bei Hannover verstecken. Karl Kran schrieb zum 50jährigen Bestehen der Paderborner SPD dazu: „Hier überlebte sie Gestapo und Kriegskatastrophe. Der Paderborner Arbeitersportverein um 1928. Von l. n.r.: Born, Jolmes, Pahlsmeier, Koch, Pittich, Luig, Pahlsmeier H., Glahn, Gröbing, Jürgen Isermann. 30
knapp ein halbes Jahr dauern, und die Partei würde ihre Entmachtung am 20. Juli 1932 in Preußen fast widerspruchslos, jedenfalls widerstandslos hinnehmen: Die Absetzung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Braun, die Verhängung des Ausnahmezustands und die Einsetzung des Reichskanzlers von Papen zum Reichskommissar für Preußen. Ebenso wehrlos und trotz ihrer kämpferischen Parolen machtlos stand die Partei 1933 vor dem Faschismus, bis sie am 20. Juni 1933 verboten wurde. Viele einzelne Genossen leisteten Widerstand, aber es war schwierig, wenn nicht unmöglich, sich dabei in Gruppen zusammenzuschließen, geschweige denn als „Partei" insgesamt Widerstand zu leisten. Wie sah es nun mit der Partei in Paderborn aus? Hier, wo sie immer gegenüber dem politischen Katholizismus des Zentrums, gegenüber einer mehrheitlich bürgerlichen und bäuerlichen Bevölkerung die wenigen Arbeiter, vor allem Facharbeiter, vertrat. Sozialdemokraten in einer katholisch-konservativen Stadt Im Geschäftsbericht des Parteibezirks für das Jahr 1931 finden sich einige Zahlen über die Stärke der Partei: da gab es im Unterbezirk Paderborn-Büren 6 Ortsvereine mit zusammen 179 Mitgliedern, von denen 19 Frauen waren. Nach verschiedenen Aussagen gab es im Ortsverein Paderborn ca. 60 bis 80 Mitglieder, und daran hat sich in den Jahren bis 1933 nicht viel geändert. Wenn man noch einige Wahlergebnisse hinzunimmt, ergibt sich daraus folgendes Bild: Bei den letzten freien Kommunalwahlen im November 1929 bekam die hiesige SPD noch 16,8% (im Vergleich: das Zentrum 60,3% und die KPD nur 1,2%, während die nationalistische DNVP nur auf 2,8% kam.) Bei den Reichstagswahlen seit 1930 ging der Stimmenanteil der Paderborner SPD von 9,8% (Sept. 1930) auf 7,3% (Juli 1932), 6,4% (Nov. 1932) und schließlich bei den nicht mehr wirklich freien Wahlen im März 1933 auf 6,3% zurück. Im Vergleich sei hier noch einmal auf das Zentrum, die KPD und auch die NSDAP verwiesen. Das Zentrum hatte bei den Wahlen 1930 62,5% erhalten, steigerte sich in den folgenden Wahlen auf nahezu 70% und erhielt auch im März 1933 noch immer 61,2%. Die KPD, die bei Reichstagswahlen in Paderborn immer besser abschnitt als bei Kommunalwahlen. erhielt 1930 noch 5,5%, konnte sich auf fast 7% im November 1932 steigern, erhielt also mehr Stimmen als die SPD in Paderborn, und mußte im März 1933 dann auf 4,3% zurückstecken. Die Nazipartei entwickelte sich in diesen Wahlen von 5,1% im Jahre 1930 über 11,8% im Juli 1932 und 9,5% im November des gleichen Jahres auf „nur" 21,8% im März 1933. (Diese Zahlen beziehen sich auf die Stadt Paderborn) Was können diese Zahlen über das politische Kräfteverhältnis in Paderborn und über die Sozialdemokratie aussagen? Erst einmal bleibt die Vormachtstellung des politischen Katholizismus ungebrochen. Selbst bei den letzten Wahlen im Frühjahr 1933 verliert das Zentrum nur ganz unwesentlich Stimmen, die NSDAP kann hier keinen Durchbruch erzielen. Die beiden Arbeiterparteien, SPD und KPD, aber bleiben insgesamt in etwa bei ihrem Stimmenanteil; sie sind die Vertretung einer sozialen und konfessionellen Minderheit im katholischen Paderborn. Dennoch ist auffällig, daß die Sozialdemokratie bei den Kommunalwahlen einen mehr als doppelt so großen Stimmenanteil als sonst bei den Reichsund Landtags wählen erhält, während z.B. die KPD in ihrem Stim- 31
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