75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn

den Weg der tschechischen und
slowakischen Reformer, einen
„Sozialismus mit menschlichem
Gesicht" zu schaffen, mit viel
Sympathie verfolgt und nicht an
ein Eingreifen der UdSSR und
ihrer Bundesgenossen geglaubt hatten.
Die Paderborner Gruppe reagierte
sofort: sie sammelte an
einem Stand Unterschriften gegen
die Unterdrückung der CSSR und
rief zu Spenden auf. Die Art und
Weise, wie damals die Warschauer-Pakt-Staaten
im Namen
des Sozialismus mit einem ihrer
Mitglieder umsprangen, ist sicherlich
vielen damals aktiven Jungsozialisten
unauslöschlich im
Gedächtnis haften geblieben und
hat ihr Verhältnis gegenüber allen
Spielarten des moskautreuen Kommunismus
nachhaltig geprägt.
Jusos und SPD
Im übrigen verfestigte sich im
Laufe des Jahres die Organisation
der Jungsozialisten. Es wurde ein
Unterbezirksvorstand ins Leben
gerufen, die Mitarbeit im Bezirk
aufgenommen und in der Folgezeit
verstärkt, und zwei SPD-
Mitglieder, die später noch eine
wichtige Rolle in der Partei spielen
sollten, machten ihre ersten politischen
Schritte bei den Jusos: es
waren die Rechtsreferendare Manfred
Hoffmann und Rudolf Sal-
inen. Eine bunte Palette von Themen
bestimmte fortan die politische
Arbeit: genannt seien hier nur
Probleme des Strafvollzugs, der
Wehrdienstverweigerung, der Anerkennung
der DDR und immer wieder
der Kampf gegen den Neonazismus,
der in diesen Jahren in
Form der NPD stark an Boden
gewann (vgl. Faksimile eines Flugblatts).
Die Große Koalition wurde
in der Regel abgelehnt und demnach
auch die Arbeit der SPD in
diesem Bündnis kritisch betrachtet.
Dies hinderte allerdings die Jungsozialisten
nicht, auch Verantwortung
in der heimischen Partei zu
übernehmen, sei es im OV-Vorstand
Paderborn (H. Funke), sei
es im ÜB-Vorstand (R. Girndt).
Viele hofften darauf, daß die
Wahlen im Jahre 1969 zu einem
Ende der ungeliebten Großen Koalition
und einem Neubeginn unter
sozialdemokratischer Regie führen
würden, und zeigten einen entsprechenden
Einsatz im Wahlkampf.
Schon im August hatte übrigens
kein geringerer als Günter Grass
Paderborn besucht und, tatkräftig
von den Jusos unterstützt, die
Werbetrommel für die ES-PE-DE
gerührt.
Am Ende des Jahres 1969 — und
damit war die Gründungsphase
wohl endgültig abgeschlossen —
rückte bei den Jungsozialisten eine
neue, jüngere „Garde" nach, die
inzwischen den Weg zur SPD
gefunden hatte und die Arbeit der
folgenden Jahre nachhaltig prägen
sollte. Stellvertretend für alle sei
Andreas Kertscher genannt, Student
der Volkswirtschaft, der aufgrund
seines Fachgebietes der
Paderborner AG viele neue
Impulse geben konnte.
Die Juso-Gründungsmitglieder der
ersten und zweiten Stunde in
Paderborn teilten bald das Schicksal
ihrer prominenten Mitstreiter
auf Bundesebene, die 1969 den
Kurs der Juso-Organisation nachhaltig
verändert hatten und vielfach
als „linke Rebellen" galten:
sie wurden nach kurzer Zeit voll in
die Arbeit für die Partei integriert.
Manfred Hoffmann übernahm
1971 den SPD-Unterbezirksvorsitz
und übte ihn bis zu seinem Wegzug
nach Frankfurt aus; Rudi Salinen
wurde 1972 Ratsherr, später
Beigeordneter der Stadt Paderborn
und sieht seit 1984 als Stadtdirektor
in Lünen einer noch hoffnungsvolleren
kommunalpolitischen
Zukunft entgegen; Helmut
Funke gehörte seit 1971 dem UB-
Vorstand an und wurde 1982 dessen
Vorsitzender. Lediglich Rainer
Girndt konnte aus beruflichen
Gründen seine politische Laufbahn
in Paderborn nicht fortsetzen: er
ist aber heute in verantwortlicher
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