75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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menanteil gegenüber solchen Wahlen<br />
um mehr als die Hälfte s<strong>in</strong>kt.<br />
So problematisch es ist, aus Wahlergebnissen<br />
alle<strong>in</strong> Schlüsse auf das<br />
Leben der Partei und ihrer Mitglieder<br />
zu ziehen, so soll es doch<br />
ansatzweise versucht werden, um<br />
vor allem e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung für<br />
das Verhalten der Sozialdemokratie<br />
gegenüber dem Faschismus <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> geben zu können.<br />
Sozialdemokratische Kommunalpolitik<br />
Aus Gesprächen mit alten Genossen<br />
(M<strong>in</strong>e Maibohm, Hubert<br />
Coprian, Hannes Isermann, Hansi<br />
Steiger) wird deutlich, daß zur<br />
Sozialdemokratie e<strong>in</strong>e eigene Kultur<br />
gehörte, die wenig mit der bürgerlichen<br />
Kultur der Stadt zu tun<br />
hatte; man wohnte sozusagen vor<br />
ihren Toren, bei „Port Arthur",<br />
den Wohnsiedlungen der Eisenbahner,<br />
oder an der Warmen Pader,<br />
vor allem aber abseits des Bürgertums.<br />
Man machte se<strong>in</strong>e eigenen<br />
Feste (Willi Töpfer: „Wir <strong>Sozialdemokraten</strong><br />
waren e<strong>in</strong>e Familie,<br />
wenn wir z. B. am 1. Mai mit der<br />
roten Fahne an die Fischteiche<br />
zogen."), man hatte <strong>in</strong> den 20er<br />
<strong>Jahre</strong>n eigene Sportvere<strong>in</strong>e und<br />
e<strong>in</strong>en Sängervere<strong>in</strong> — getrennt<br />
nach Männern und Frauen —<br />
gegründet und verstand sich <strong>in</strong> dieser<br />
Weise als Heimat der Arbeiter-<br />
32<br />
He<strong>in</strong>rich Lück<strong>in</strong>g; er prägte über<br />
viele <strong>Jahre</strong> h<strong>in</strong>weg die Geschicke<br />
der <strong>Paderborn</strong>er Sozialdemokratie.<br />
Der Unterbezirk <strong>Paderborn</strong>-Büren<br />
ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden.<br />
schaft. Die Partei, so sche<strong>in</strong>t es,<br />
war vor allem e<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />
solche Lebensformen sichern zu<br />
helfen. Dazu gehörten auch die<br />
AWO, die Naturfreunde und<br />
andere sozialdemokratische Verbände.<br />
Vorsitzender war He<strong>in</strong>rich<br />
Lück<strong>in</strong>g, der wie e<strong>in</strong> Patriarch<br />
wirkte und unumstritten war.<br />
Lück<strong>in</strong>g führte die Fraktion und<br />
war bei den Arbeitern, aber auch<br />
<strong>in</strong> anderen Kreisen der Bevölkerung<br />
e<strong>in</strong> geachteter Mann. Die von<br />
Lück<strong>in</strong>g geführte Fraktion setzte<br />
sich im kommunalpolitischen<br />
Bereich für ihre Wähler, die oben<br />
beschriebenen Gruppen, e<strong>in</strong>. Um<br />
für Arbeiter und andere benachteiligte<br />
Menschen etwas herauszuholen,<br />
sah man ke<strong>in</strong>en Anlaß für<br />
fundamentale Opposition, sondern<br />
arbeitete oft auch mit der hiesigen<br />
Mehrheit (Zentrum) zusammen.<br />
Kämpfe mit den Nazis<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> machte sich<br />
der aufkommende Nationalsozialismus<br />
bald bemerkbar.<br />
Nicht nur, daß die Auswirkungen<br />
der Weltwirtschaftskrise den Nazis<br />
Anlaß gaben, vor allem bei<br />
Arbeitslosenversammlungen oder<br />
auf den Stempelstellen der Arbeitsämter<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen anzuzetteln,<br />
wie dies während des <strong>Jahre</strong>s<br />
1932 öfter vorkam; auch<br />
andere gewaltsame Konflikte<br />
kamen zum Ausbruch und verdeutlichten,<br />
daß selbst auf dem Lande<br />
und <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z der Nationalsozialismus<br />
bereit war, brutal gegen<br />
se<strong>in</strong>e politischen Gegner gerade aus<br />
der Arbeiterschaft vorzugehen —<br />
und es waren dort hauptsächlich<br />
KPD und <strong>SPD</strong> von diesen Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
betroffen. So als<br />
von den Nazis e<strong>in</strong> kommunistischer<br />
Arbeiter <strong>in</strong> Neuhaus im Juli