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75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn

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1932, <strong>in</strong> der Nacht der Reichstagswahl,<br />

ermordet wurde. Dort war<br />

es, nachdem e<strong>in</strong>e Gruppe Nationalsozialisten<br />

e<strong>in</strong>e Klebekolonne der<br />

<strong>SPD</strong> angegriffen und zwei von<br />

ihnen erheblich verletzt hatte, zur<br />

weiteren Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

e<strong>in</strong>er kommunistischen Gruppe<br />

gekommen, <strong>in</strong> deren Verlauf die<br />

Nazis e<strong>in</strong> Mitglied der KPD<br />

erschossen. Obwohl dieser Mord<br />

aufgeklärt und abgeurteilt werden<br />

konnte, blieb es weiterh<strong>in</strong> bei solchen<br />

gewaltsamen Ause<strong>in</strong>andersetzungen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel sei hier noch<br />

angeführt. Der Zeitungsbericht<br />

stammt aus der „Volkswacht" vom<br />

30. Juli 1932:<br />

„Politische Schlägerei beim<br />

Arbeitsamt<br />

SA-Leute schreien — Blutbad<br />

durch die Polizei verh<strong>in</strong>dert.<br />

Gestern morgen gegen 11.30 Uhr<br />

kam es vor dem <strong>Paderborn</strong>er<br />

Arbeitsamt zu e<strong>in</strong>er schweren<br />

Schlägerei zwischen SA-Leuten<br />

und Kommunisten. Die Kürzungen<br />

der Papenschen Notverordnung<br />

traten heute <strong>in</strong> aller Schärfe <strong>in</strong><br />

Kraft. Die dadurch hervorgerufene<br />

Erregung steigerte sich spontan, als<br />

Nazis kamen und den , Völkischen<br />

Beobachter' verteilen wollten. Aus<br />

e<strong>in</strong>em erregten Wortwechsel entwickelte<br />

sich e<strong>in</strong>e Schlägerei. Mehrere<br />

Nazis mußten mit Verletzungen<br />

das Feld räumen. E<strong>in</strong>er, der<br />

e<strong>in</strong>en Schuß abgegeben hatte,<br />

suchte se<strong>in</strong> Heil <strong>in</strong> der Flucht.<br />

Polizei traf gleich e<strong>in</strong> und nahm<br />

e<strong>in</strong>e Zwangsgestellung vor. Das<br />

Überfallkommando der braunen<br />

Jünger erschien ebenfalls mit<br />

e<strong>in</strong>em Auto, wurde jedoch sofort<br />

von der Polizei abgeschoben. —<br />

Was geschehen wäre, wenn das<br />

Rollkommando der Nazis früher<br />

als die Polizei erschienen wäre,<br />

kann man sich an se<strong>in</strong>en fünf F<strong>in</strong>gern<br />

abzählen. — Wie wir noch<br />

erfahren, ist der SA-Mann, der<br />

geschossen hatte, festgenommen<br />

worden. E<strong>in</strong> anderer ist nach Zeugenaussagen<br />

mit der Pistole <strong>in</strong> der<br />

Hand abgesprungen und entkommen.<br />

"<br />

Unterstützung Arbeitsloser<br />

An diesem Beispiel ist gut zu<br />

sehen, daß die wirtschaftliche Not<br />

den H<strong>in</strong>tergrund der politischen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen abgab und<br />

daß es die KPD war, die vor allem<br />

„auf der Straße" die Konflikte mit<br />

den Nazis austrug. Für die <strong>Sozialdemokraten</strong><br />

waren es weiterh<strong>in</strong> die<br />

parlamentarischen Gremien, <strong>in</strong><br />

denen sie etwas zu ändern hofften.<br />

So auch <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong>. Beispielhaft<br />

für diese parlamentarische Arbeit<br />

waren Konflikte um die Unterstützung<br />

der von wirtschaftlicher Not<br />

Bedrängten.<br />

Die Arbeitslosenzahlen hatten sich<br />

<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> <strong>in</strong> den <strong>Jahre</strong>n 1929<br />

bis 1933 dabei folgendermaßen<br />

entwickelt:<br />

Dez. 1929 Juli 1930 Dez. 1930<br />

4.524 3.567 7.318<br />

Dez. 1931 Dez. 1932 Juni 1933<br />

8.642 9.724 7.318<br />

Im Mai 1932 war es zudem zu<br />

e<strong>in</strong>er großen Entlassungswelle <strong>in</strong><br />

den beiden Eisenbahnausbesserungswerken<br />

gekommen, die e<strong>in</strong>e<br />

Art „Hochburg" der Sozialdemokratie<br />

bildeten und bei der über<br />

400 Arbeiter ihre Arbeit verloren.<br />

In <strong>Paderborn</strong> waren es damit zu<br />

diesem Zeitpunkt mehr als 18.000<br />

Personen, die „die Erwerbslosigkeit<br />

ihres Ernährers zu beklagen<br />

hatten", wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht<br />

des „Volksblattes" hieß. Weiter<br />

hieß es dazu im selben Bericht:<br />

„Die Bürgerschaft wird, soweit es<br />

ihr noch möglich ist, Geme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n<br />

zeigen und versuchen<br />

müssen, den so hart betroffenen<br />

Familien ihr Los möglichst zu<br />

erleichtern." Wie dieser Geme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n<br />

aussehen konnte, darüber<br />

gab e<strong>in</strong> Bericht der sozialdemokratischen<br />

„Volkswacht", die <strong>in</strong><br />

Bielefeld erschien, e<strong>in</strong> deutliches<br />

Zeugnis.<br />

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