75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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Ernst Thrasolt gegründet worden<br />
war. „Das Heilige Feuer" gab der<br />
oben erwähnten Richtung Raum,<br />
hier schrieben u.a. Nikolaus Ehlen<br />
und Walter Dirks. An dieser Zeitschrift<br />
arbeitete auch der <strong>in</strong> Brilon<br />
beheimatete, für den „kritischen<br />
Katholizismus" im <strong>Paderborn</strong>er<br />
Raum und für die damalige hiesige<br />
Friedensbewegung maßgebliche<br />
geistliche Studienrat Josef Rüther<br />
mit. Dieser publizierte 1919 e<strong>in</strong><br />
Buch unter dem Titel „Kampf dem<br />
Kapitalismus, dem Völkerfe<strong>in</strong>de",<br />
<strong>in</strong> dem es u.a. heißt:<br />
„Die größte und drückendste Last<br />
der heutigen Menschheit, zugleich<br />
ihre Unehre vor den kommenden<br />
Jahrhunderten und e<strong>in</strong>e Hauptschule<br />
der Verwilderung ist der<br />
Militarismus, nicht ohne <strong>in</strong>neren<br />
Zusammenhang mit dem Kapitalismus.<br />
Er ist zwar nicht dessen<br />
K<strong>in</strong>d, aber dessen nächster Vetter.<br />
Darum stehen und halten sie<br />
zusammen. Der Militarismus kann<br />
nicht leben ohne schweres Geld,<br />
der Kapitalismus nicht, ohne daß<br />
se<strong>in</strong>e Werwolfsideale <strong>in</strong> aller Welt<br />
geschützt werden. Das tun der<br />
Militarismus und se<strong>in</strong> begeistertes<br />
und studiertes Söhnchen, der<br />
Patriotismus."<br />
Hier gab es also durchaus Radikalität,<br />
aber sie fand ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />
zur Sozialdemokratie, die<br />
den katholischen Antikapitalisten<br />
und Antimilitaristen als christentumsfe<strong>in</strong>dlich<br />
— und wohl auch<br />
als zu betulich erschien.<br />
Der „rote" Pastor Hohoff<br />
E<strong>in</strong>es Mannes aus „jenen <strong>Jahre</strong>n"<br />
muß noch gedacht werden: des im<br />
<strong>Jahre</strong> 1848 <strong>in</strong> Medebach geborenen,<br />
1871 <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> zum Priester<br />
geweihten und 1923 <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong><br />
gestorbenen katholischen<br />
Geistlichen Wilhelm Hohoff. Er<br />
war e<strong>in</strong> treuer Sohn und Priester<br />
se<strong>in</strong>er Kirche, der sich mit wissenschaftlicher<br />
Gründlichkeit um die<br />
Synthese zwischen christlicher Reli-<br />
gion und dem Sozialismus<br />
bemühte. Die Mehr Werttheorie, die<br />
er als Fundament der Lehre von<br />
Karl Marx schon früh erkannte,<br />
hat Hohoff, gestützt auf e<strong>in</strong><br />
umfassendes und gründliches Wissen,<br />
gegen die gesamten „bürgerlichen"<br />
Nationalökonomen se<strong>in</strong>er<br />
Zeit unentwegt verteidigt. In zwei<br />
grundlegenden Werken, „Warenwert<br />
und Kapitalprofit" und „Die<br />
Bedeutung der Marxschen Kapitalkritik",<br />
erschienen im Verlag Junfermann<br />
und bei der Bonifaciusdruckerei<br />
<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong>, hat er<br />
se<strong>in</strong>e durch jahrelanges Studium<br />
gewonnenen Kenntnisse niedergelegt.<br />
Hohoff war es, der als junger<br />
Kaplan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kontroverse mit<br />
August Bebel diesen zu der Aussage<br />
provoziert hatte, daß „Christentum<br />
und Sozialismus sich gegenüberstehen<br />
wie Wasser und<br />
Feuer". Hohoffs Antwort hieß:<br />
„Nicht Sozialismus und Christentum,<br />
sondern Kapitalismus und<br />
Christentum stehen e<strong>in</strong>ander<br />
gegenüber wie Feuer und Wasser."<br />
Das Heim von Hohoff am Gierswall<br />
<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> sah viele prom<strong>in</strong>ente<br />
Gäste. So war August Bebel<br />
mit se<strong>in</strong>er Tochter bei ihm zu<br />
Besuch, ebenso Hermann Greulich,<br />
der Senior der Schweizer <strong>Sozialdemokraten</strong>.<br />
Vielen der christlichen<br />
Soziologen der späteren <strong>Jahre</strong> war<br />
er Lehrer und Wegweiser.<br />
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