75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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Die Ause<strong>in</strong>andersetzung war<br />
typisch für <strong>Paderborn</strong>. Zur Organisierung<br />
e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>terhilfe war<br />
wohl auf sozialdemokratische<br />
Initiative h<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Fürsorgebeirat<br />
gebildet worden, der Anträge auf<br />
Beihilfen zu prüfen gehabt hätte.<br />
Dennoch war es so, daß weiterh<strong>in</strong><br />
den Pfarrern diese Anträge vorgelegt<br />
wurden, wogegen sich die Partei,<br />
vor allem der Genösse<br />
Lück<strong>in</strong>g, wandte. Dies brachte ihm<br />
natürlich den Vorwurf e<strong>in</strong>,<br />
„die christliche Idee, den christlichen<br />
Geist aus der ganzen Unterstützungsaktion<br />
verbannen und<br />
diese ganz <strong>in</strong> das Fahrwasser sozialistischer<br />
Religionslosigkeit leiten"<br />
zu wollen. Im eigentlichen aber<br />
g<strong>in</strong>g es darum, die AWO aus e<strong>in</strong>er<br />
geplanten Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der<br />
Wohlfahrtsvere<strong>in</strong>e herauszuhalten,<br />
und es war wiederholt auch vorgekommen,<br />
daß sozialdemokratische<br />
Familien bei ihren Anträgen auf<br />
Unterstützung Schwierigkeiten<br />
gehabt hatten. Die parlamentarische<br />
Arbeit der kle<strong>in</strong>en sozialdemokratischen<br />
Fraktion im <strong>Paderborn</strong>er<br />
Stadtrat war so <strong>in</strong> der<br />
Hauptsache auf die sozialen und<br />
wirtschaftlichen Belange der Arbeiter<br />
und der Bedürftigen gerichtet,<br />
und so fragt die „Volkswacht"<br />
zum Schluß ihres Artikels mit<br />
Recht: „Denn wer nennt uns die<br />
Person, die <strong>in</strong> den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
34<br />
so unermüdlich für das Allgeme<strong>in</strong><strong>in</strong>teresse<br />
und besonders für die<br />
Armen und Bedürftigen gearbeitet<br />
hat, wie unser Freund Lück<strong>in</strong>g?"<br />
Die Partei- und Fraktionsarbeit<br />
verlangte viel Zeit und Kraft, so<br />
daß man die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit den großen politischen Konflikten<br />
im wesentlichen den Parteivorständen<br />
<strong>in</strong> Bielefeld und Berl<strong>in</strong><br />
überließ. Daraus ergab sich vielleicht<br />
zwangsläufig e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Hilflosigkeit dem aufkommenden<br />
Nationalsozialismus gegenüber. Als<br />
Dokument e<strong>in</strong> Bericht über die<br />
Generalversammlung der Partei<br />
wenige Wochen vor der Machtübernahme<br />
der Nazis:<br />
„Die Generalversammlung der<br />
Sozialdemokratischen Partei bewies<br />
wieder e<strong>in</strong>mal die E<strong>in</strong>mütigkeit<br />
und Geschlossenheit der Bewegung<br />
<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong>. Trotz der Krise und<br />
der steigenden Arbeitslosigkeit war<br />
es möglich, im <strong>Jahre</strong> 1932 der Partei<br />
neue Mitglieder zuzuführen.<br />
Die Aktivität und Bereitwilligkeit<br />
der Funktionäre ermöglichten es<br />
der örtlichen Leitung, allen Anforderungen,<br />
besonders <strong>in</strong> den Wahlkämpfen,<br />
nachzukommen. Die <strong>in</strong><br />
der Wohlfahrtspflege geleistete<br />
Arbeit des Funktionärkörpers und<br />
die erzielten Erfolge wurden besonders<br />
anerkannt. Die Zusammenarbeit<br />
mit den anderen freien Organisationen<br />
war im <strong>Jahre</strong> 1932 für<br />
alle fördernd und im Interesse der<br />
Gesamtbewegung. Der Vorstand<br />
wurde unter H<strong>in</strong>zuziehung e<strong>in</strong>es<br />
weiteren weiblichen Vertreters <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er früheren Zusammensetzung<br />
wiedergewählt und ihm dadurch<br />
das Vertrauen der Mitgliedschaft<br />
am besten bewiesen. Möge das<br />
Kampf jähr 1933 uns genau so<br />
gerüstet f<strong>in</strong>den wie das Kampf jähr<br />
1932!"<br />
Machtübernahme der Nazis<br />
In der alten Jubiläumsschrift zum<br />
50. Gründungsjahr der Partei <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> wird der Faschismus<br />
noch als „lächerlich" dargestellt,<br />
dem man überlegen begegnete und<br />
der, so muß es sche<strong>in</strong>en, eigentlich<br />
ke<strong>in</strong>en Erfolg hätte haben können.<br />
So wurde damals unter der Überschrift<br />
„Er<strong>in</strong>nerung an Carl Sever<strong>in</strong>g"<br />
die Begegnung mit den Nazis<br />
dargestellt:<br />
„In dieser Zeit, es war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Versammlung im <strong>Jahre</strong> 1932, vermachte<br />
der damalige preußische<br />
Innenm<strong>in</strong>ister, Carl Sever<strong>in</strong>g,<br />
e<strong>in</strong>em braunen Diskussionsredner<br />
auch se<strong>in</strong> — angebliches — Vermögen<br />
<strong>in</strong> der Schweiz. Da Sever<strong>in</strong>g<br />
wegen e<strong>in</strong>er Konferenz erst<br />
nach Versammlungsbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>treffen<br />
konnte, benutzte der Mann die<br />
Gelegenheit, <strong>in</strong> den Saal des ,Kaiserhofes'<br />
am Kamp zu rufen, Sever<strong>in</strong>g<br />
werde nicht kommen. Er sei