75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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knapp e<strong>in</strong> halbes Jahr dauern, und<br />
die Partei würde ihre Entmachtung<br />
am 20. Juli 1932 <strong>in</strong> Preußen fast<br />
widerspruchslos, jedenfalls widerstandslos<br />
h<strong>in</strong>nehmen: Die Absetzung<br />
des sozialdemokratischen<br />
M<strong>in</strong>isterpräsidenten Braun, die<br />
Verhängung des Ausnahmezustands<br />
und die E<strong>in</strong>setzung des<br />
Reichskanzlers von Papen zum<br />
Reichskommissar für Preußen.<br />
Ebenso wehrlos und trotz ihrer<br />
kämpferischen Parolen machtlos<br />
stand die Partei 1933 vor dem<br />
Faschismus, bis sie am 20. Juni<br />
1933 verboten wurde. Viele e<strong>in</strong>zelne<br />
Genossen leisteten Widerstand,<br />
aber es war schwierig, wenn<br />
nicht unmöglich, sich dabei <strong>in</strong><br />
Gruppen zusammenzuschließen,<br />
geschweige denn als „Partei"<br />
<strong>in</strong>sgesamt Widerstand zu leisten.<br />
Wie sah es nun mit der Partei <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> aus? Hier, wo sie<br />
immer gegenüber dem politischen<br />
Katholizismus des Zentrums,<br />
gegenüber e<strong>in</strong>er mehrheitlich bürgerlichen<br />
und bäuerlichen Bevölkerung<br />
die wenigen Arbeiter, vor<br />
allem Facharbeiter, vertrat.<br />
<strong>Sozialdemokraten</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er katholisch-konservativen<br />
Stadt<br />
Im Geschäftsbericht des Parteibezirks<br />
für das Jahr 1931 f<strong>in</strong>den sich<br />
e<strong>in</strong>ige Zahlen über die Stärke der<br />
Partei: da gab es im Unterbezirk<br />
<strong>Paderborn</strong>-Büren 6 Ortsvere<strong>in</strong>e mit<br />
zusammen 179 Mitgliedern, von<br />
denen 19 Frauen waren. Nach verschiedenen<br />
Aussagen gab es im<br />
Ortsvere<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> ca. 60 bis 80<br />
Mitglieder, und daran hat sich <strong>in</strong><br />
den <strong>Jahre</strong>n bis 1933 nicht viel<br />
geändert.<br />
Wenn man noch e<strong>in</strong>ige Wahlergebnisse<br />
h<strong>in</strong>zunimmt, ergibt sich daraus<br />
folgendes Bild:<br />
Bei den letzten freien Kommunalwahlen<br />
im November 1929 bekam<br />
die hiesige <strong>SPD</strong> noch 16,8% (im<br />
Vergleich: das Zentrum 60,3% und<br />
die KPD nur 1,2%, während die<br />
nationalistische DNVP nur auf<br />
2,8% kam.)<br />
Bei den Reichstagswahlen seit 1930<br />
g<strong>in</strong>g der Stimmenanteil der <strong>Paderborn</strong>er<br />
<strong>SPD</strong> von 9,8% (Sept. 1930)<br />
auf 7,3% (Juli 1932), 6,4% (Nov.<br />
1932) und schließlich bei den nicht<br />
mehr wirklich freien Wahlen im<br />
März 1933 auf 6,3% zurück. Im<br />
Vergleich sei hier noch e<strong>in</strong>mal auf<br />
das Zentrum, die KPD und auch<br />
die NSDAP verwiesen.<br />
Das Zentrum hatte bei den Wahlen<br />
1930 62,5% erhalten, steigerte sich<br />
<strong>in</strong> den folgenden Wahlen auf<br />
nahezu 70% und erhielt auch im<br />
März 1933 noch immer 61,2%.<br />
Die KPD, die bei Reichstagswahlen<br />
<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> immer besser<br />
abschnitt als bei Kommunalwahlen.<br />
erhielt 1930 noch 5,5%,<br />
konnte sich auf fast 7% im<br />
November 1932 steigern, erhielt<br />
also mehr Stimmen als die <strong>SPD</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong>, und mußte im März<br />
1933 dann auf 4,3% zurückstecken.<br />
Die Nazipartei entwickelte<br />
sich <strong>in</strong> diesen Wahlen von 5,1%<br />
im <strong>Jahre</strong> 1930 über 11,8% im Juli<br />
1932 und 9,5% im November des<br />
gleichen <strong>Jahre</strong>s auf „nur" 21,8%<br />
im März 1933. (Diese Zahlen<br />
beziehen sich auf die Stadt<br />
<strong>Paderborn</strong>)<br />
Was können diese Zahlen über das<br />
politische Kräfteverhältnis <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> und über die Sozialdemokratie<br />
aussagen?<br />
Erst e<strong>in</strong>mal bleibt die Vormachtstellung<br />
des politischen Katholizismus<br />
ungebrochen. Selbst bei den<br />
letzten Wahlen im Frühjahr 1933<br />
verliert das Zentrum nur ganz<br />
unwesentlich Stimmen, die<br />
NSDAP kann hier ke<strong>in</strong>en Durchbruch<br />
erzielen. Die beiden Arbeiterparteien,<br />
<strong>SPD</strong> und KPD, aber<br />
bleiben <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> etwa bei<br />
ihrem Stimmenanteil; sie s<strong>in</strong>d die<br />
Vertretung e<strong>in</strong>er sozialen und konfessionellen<br />
M<strong>in</strong>derheit im katholischen<br />
<strong>Paderborn</strong>. Dennoch ist auffällig,<br />
daß die Sozialdemokratie<br />
bei den Kommunalwahlen e<strong>in</strong>en<br />
mehr als doppelt so großen Stimmenanteil<br />
als sonst bei den Reichsund<br />
Landtags wählen erhält, während<br />
z.B. die KPD <strong>in</strong> ihrem Stim-<br />
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