75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn
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Sammlung, die zum ersten<br />
Male am 29. März 1919 zusammentrat.<br />
Hier das Ergebnis der Kommunalwahl<br />
vom 2. März 1919, der ersten<br />
nach dem Umsturz: 12 421 Stimmen<br />
wurden <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> abgegeben.<br />
Davon entfielen 8 222 auf das<br />
Zentrum, 617 auf die Landwirtepartei,<br />
1 330 auf die Bürgerpartei,<br />
528 auf die Deutschnationalen,<br />
1 180 auf die <strong>Sozialdemokraten</strong>,<br />
643 auf die Kriegsbeschädigten.<br />
Das Zentrum erhielt <strong>in</strong> dem von<br />
27 auf 36 Sitze vergrößerten Gremium<br />
26 Sitze, vier die Bürgerpartei,<br />
drei die <strong>Sozialdemokraten</strong>. Die<br />
übrigen Parteien erhielten je e<strong>in</strong><br />
Mandat. Zum ersten Male <strong>in</strong> der<br />
Geschichte <strong>Paderborn</strong>s zogen auch<br />
Frauen <strong>in</strong> das Rathaus e<strong>in</strong> und —<br />
<strong>Sozialdemokraten</strong>. Die drei sozialdemokratischen<br />
Stadtverordneten<br />
waren Gerber Christoph Eggers,<br />
Werkführer a.D. Max Gehrmann<br />
und Eisenbahnobersekretär Ernst<br />
Strüf<strong>in</strong>g. Die Arbeit der Gewerkschaften<br />
wurde nach 1918 stark<br />
forciert. In den großen Betrieben,<br />
<strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> besonders auf den<br />
Ausbesserungswerken der Reichsbahn,<br />
gewannen die Gewerkschaften<br />
stark an Boden. Der 1916<br />
gegründete Deutsche Eisenbahnerverband<br />
erhielt Anfang 1919 durch<br />
He<strong>in</strong>rich Lück<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong><br />
e<strong>in</strong>en eifrigen Werber. In der<br />
ersten Betriebsversammlung des<br />
RAW Nordbahnhof wurde er zum<br />
Betriebsobmann gewählt. (Nebenbei:<br />
Damals arbeiteten im RAW<br />
Nord 2000 Mann <strong>in</strong> Doppelschichten!)<br />
Lück<strong>in</strong>g, am 22. April 1884<br />
<strong>in</strong> Neuenbeken geboren, kam 1907<br />
nach <strong>Paderborn</strong> und war bereits<br />
vor dem ersten Weltkrieg im<br />
<strong>Paderborn</strong>er Bund der Eisenbahnhandwerker<br />
tätig.<br />
Die Spaltung der Sozialdemokratie<br />
<strong>in</strong> <strong>SPD</strong> und U<strong>SPD</strong> hatte sich <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> nicht stark bemerkbar<br />
gemacht. Dom<strong>in</strong>ierend waren die<br />
„Mehrheitssozialisten". Mitte 1924<br />
kam es <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />
friedlichen E<strong>in</strong>igung der beiden<br />
„fe<strong>in</strong>dlichen Brüder". Die beiden<br />
Gruppen wurden verschmolzen.<br />
1. Vorsitzender wurde He<strong>in</strong>rich<br />
Lück<strong>in</strong>g, den 2. Vorsitz übernahm<br />
von der früheren U<strong>SPD</strong> der Dreher<br />
Georg Gruber. Dieser zog 1926<br />
als Ersatzmann für den 1924 <strong>in</strong> die<br />
Stadtverordnetenversammlung<br />
gewählten Gewerkschaftssekretär<br />
He<strong>in</strong>rich Stahlberg <strong>in</strong>s Rathaus<br />
e<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Kapitel „Pressefreiheit"<br />
Obwohl die Sozialdemokratie nach<br />
dem Kriege gezeigt hatte, daß sie<br />
e<strong>in</strong>e staatstragende Partei war,<br />
weigerten sich die damals <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> ersche<strong>in</strong>enden Zeitungen,<br />
der „<strong>Paderborn</strong>er Anzeiger"<br />
und das „Westfälische Volksblatt",<br />
den <strong>Paderborn</strong>er <strong>Sozialdemokraten</strong><br />
und ihrer Arbeit unparteiische<br />
Beachtung zu schenken. Das zentrumsorientierte<br />
„Volksblatt" wies<br />
darüber h<strong>in</strong>aus auch bezahlte<br />
Anzeigen für sozialdemokratische<br />
Versammlungen zurück.<br />
E<strong>in</strong> besonderes Schlaglicht auf<br />
diese Situation wirft e<strong>in</strong> Bericht<br />
über die am 11. April 1919 <strong>in</strong><br />
<strong>Paderborn</strong> abgehaltene Hungerdemonstration,<br />
der im „<strong>Paderborn</strong>er<br />
Anzeiger" erschien. Nachdem vor<br />
Tausenden von <strong>Paderborn</strong>ern mehrere<br />
Reden vor dem Rathaus<br />
gehalten worden waren, wollten<br />
die Demonstranten <strong>in</strong> die Rosenstraße<br />
ziehen und dort „Krach<br />
schlagen". Meldete der „Anzeiger":<br />
„Dem Vorhaben, wegen<br />
e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> sozialdemokratischen<br />
Parteifrage vor dem ,Volksblatt'<br />
zu demonstrieren, wurde von e<strong>in</strong>sichtiger<br />
Seite widersprochen,<br />
zumal e<strong>in</strong> Vertreter des ,Volksblattes',<br />
halbwegs e<strong>in</strong>en ,Gang nach<br />
Canossa' machend, versprach, daß<br />
bis zur E<strong>in</strong>holung e<strong>in</strong>es neuen<br />
(Zentrums-)Parteibescheides<br />
Anzeigen der <strong>SPD</strong> aufgenommen<br />
würden."<br />
Damals entschloß sich die Bielefelder<br />
„Volkswacht", <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong><br />
e<strong>in</strong> Kopfblatt unter dem Titel<br />
„Der Paderbote" herauszugeben,<br />
um der <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> wachsenden<br />
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