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75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn

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die Hakenkreuz-Fahne. Am 22.<br />

April aber war He<strong>in</strong>rich Lück<strong>in</strong>gs<br />

Geburtstag. E<strong>in</strong> wenig Ironie, versteckte<br />

Opposition.<br />

Arbeitslos waren viele <strong>Sozialdemokraten</strong><br />

vor 1933, und mehr noch<br />

die Kommunisten. Nach 1933 g<strong>in</strong>g<br />

es dann langsam wieder „aufwärts",<br />

und z.T. bekamen <strong>SPD</strong>-<br />

Mitglieder erst nur schlechte Stellen.<br />

Beim Ausbau des Flughafens<br />

sei es dann anders geworden.<br />

Und die Arbeitervere<strong>in</strong>e, was<br />

wurde aus ihnen?<br />

Der Arbeitersportvere<strong>in</strong> wurde aufgelöst<br />

wie alle sozialdemokratischen<br />

Vere<strong>in</strong>e. Vorher aber nahm<br />

man Bälle, Trikots und anderes<br />

mit und schloß sich dann anderen<br />

Vere<strong>in</strong>en an. E<strong>in</strong>ige, die vorher<br />

mitgemacht hatten, mehr des<br />

Spiels als der Partei wegen, g<strong>in</strong>gen<br />

auch zur SA.<br />

Als dem Mandol<strong>in</strong>en-Club e<strong>in</strong><br />

Nazi vorgesetzt wurde, hat man<br />

sich alles „geschnappt" und „ist<br />

weg". Der Vere<strong>in</strong> hörte auf zu<br />

bestehen. So ähnlich ist es fast<br />

überall gelaufen; die Kassen wurden<br />

noch ordnungsgemäß abgeschlossen<br />

und übergeben. Oft<br />

genug an die Vertreter der NSDAP<br />

oder an staatliche Stellen. Für das<br />

alles gab es Verordnungen, Erlasse,<br />

Gesetze.<br />

Das Leben g<strong>in</strong>g also weiter; zwar<br />

gab es wieder Arbeit, aber die<br />

soziale Lage der meisten änderte<br />

sich nicht viel. Wie überall <strong>in</strong><br />

Deutschland wurde die jüdische<br />

Bevölkerung auch aus <strong>Paderborn</strong><br />

verschleppt und kam <strong>in</strong> den Konzentrationslagern<br />

der Nazis um.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong> brannte im<br />

November 1938 die Synagoge.<br />

Auch hier wurden die politischen<br />

Gegner der Nazis verfolgt, aber<br />

eigentlicher Widerstand bildete sich<br />

hier kaum; auch nicht aus den<br />

Reihen der <strong>Sozialdemokraten</strong>.<br />

Wäre mehr Widerstand möglich<br />

gewesen? Die Antwort ist schwierig.<br />

Die Rolle e<strong>in</strong>er sozialen, politischen<br />

und oft konfessionellen M<strong>in</strong>derheit,<br />

die die <strong>SPD</strong> <strong>in</strong> <strong>Paderborn</strong><br />

spielte, die E<strong>in</strong>gebundenheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Milieu aus Untertanengeist und<br />

prov<strong>in</strong>zieller Enge, Staats- und<br />

Autoritätsgläubigkeit, verhaftet<br />

dem nationalen Gedanken, ließ<br />

vielleicht kaum etwas anderes zu<br />

als Stillehalten. Man rang wohl<br />

vor 1933 immer noch eher um die<br />

soziale Anerkennung des Arbeiters<br />

als gleichberechtigten Bürgers,<br />

suchte die Lage der Arbeiter und<br />

der vielen anderen Bedürftigen zu<br />

bessern, aber man dachte sicherlich<br />

nicht an die Umwälzung der gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse. Der<br />

Nationalsozialismus realisierte propagandistisch<br />

und demagogisch die<br />

Ansprüche der Arbeiterschaft auf<br />

Gleichberechtigung und zerschlug<br />

gerade darum alle ihre selbständigen<br />

Organisationen. Dies wurde<br />

mehr oder m<strong>in</strong>der erbittert h<strong>in</strong>genommen,<br />

wobei sich auch kaum<br />

<strong>Sozialdemokraten</strong> den Nazis<br />

zuwendeten und viele Verweigerungshaltung<br />

zeigten, wo es eben<br />

g<strong>in</strong>g. Heute wird oft diskutiert, ob<br />

und warum es gegen die NS-<br />

Herrschaft ke<strong>in</strong>en massiven Widerstand<br />

gab, auch nicht von der<br />

Basis der Sozialdemokratie.<br />

Aber muß man sich nicht fragen,<br />

ob wir Nachgeborenen unter den<br />

Bed<strong>in</strong>gungen der damaligen Zeit,<br />

der miserablen wirtschaftlichen<br />

Lage, den großen Versprechungen<br />

Hitlers und den Terrordrohungen<br />

von SA und SS <strong>in</strong> der Lage gewesen<br />

wären, Widerstand zu leisten?<br />

Wir dürfen im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nicht<br />

verurteilen, müssen aber <strong>in</strong> unserer<br />

heutigen Welt aufmerksam se<strong>in</strong> für<br />

Gewalt und Unterdrückung und<br />

e<strong>in</strong> solches oder ähnliches Gewaltregime<br />

rechtzeitig zu verh<strong>in</strong>dern<br />

suchen.<br />

Als der Faschismus endlich von<br />

außen niedergerungen war, g<strong>in</strong>g<br />

man daran, all das wieder aufzubauen,<br />

was die Nazis zerschlagen<br />

hatten. Aber war es dasselbe,<br />

konnte so unmittelbar an das wieder<br />

angeknüpft werden, was 1933<br />

aufgegeben werden mußte?<br />

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