75 Jahre Sozialdemokraten in Paderborn - SPD Paderborn

Statuten entsprechend geändert!
Unser Gewährsmann — Karl
Denkner — teilte folgende Wahlergebnisse
vor dem ersten Weltkrieg
mit, die die damalige Lage der
Sozialdemokratie in Paderborn
beleuchten: Im Wahlkreis Paderborn-Buren
entfielen im Jahr 1903
auf den Vorschlag der Sozialdemokraten
192 Stimmen = 1,4 Prozent;
1907: 168 Stimmen =
1 Prozent; 1912: 166 Stimmen =
0,9 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Daß die Handvoll aktiver
Sozialdemokraten damals nicht
verzweifelte, mutet heute wie ein
Wunder an.
Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges
verzeichnet die Polizei noch
einige Flugblattaktionen in Paderborn.
Dann war vier Jahre lang
jede politische Tätigkeit gelähmt.
Eine neue Zeit beginnt
Die politischen Umwälzungen nach
der Novemberrevolution 1918
schlugen auch in Paderborn große
Wellen. Die eingezogenen Sozialdemokraten
kehrten nach und nach
zurück. Der Freundeskreis war
stark gelichtet. Doch diese Lücken
wurden jetzt drei- und vierfach
ausgefüllt von neuen Mitgliedern,
denen auf Grund der Einführung
des gleichen Wahlrechts in Preußen
und der Pressefreiheit sowie der
Versammlungsfreiheit die Möglich-
Karl Denkner — sozialdemokratisches
Mitglied des Paderborner
Volksrates
keit gegeben war, ihre Forderungen
und Meinungen öffentlich zu
vertreten. Aber aller Anfang war
schwer.
Karl Denkner berichtet: „Als ich
am 9. November 1918 die Westernstraße
entlangging, stand am Eingang
zur Westernmauer ein Russe,
den die Soldaten aus dem Gefängnis
in der Königstraße befreit hatten.
Mit seinem Gepäck stand er
nun in der neugewonnenen Freiheit
und rief verzweifelt: ,Hat sich was
mit Freiheit, weiß ich nicht
wohin.' Diese Worte konnten als
Leitsatz für das neue Beginnen
nach 1918 generell gelten. "
Es wurden nun die Wahlen zur
Nationalversammlung, für die
Landes-, Kreis- und Gemeindeparlamente
fällig. In Paderborn wurden
zuerst die Arbeiter in den
Eisenbahnbetrieben angesprochen.
Für die Bediensteten des AW Paderborn-Haupt
ergab sich die
Überraschung, daß jeder das Neueste
am Morgen auf seinem
Arbeitsplatz vorfand. „Heinzelmännchen"
hatten in der Nacht
jeden Werkplatz mit Flugblättern
belegt. Arbeiter dieser Betriebe,
auch aus den Werkstätten Stadler,
versorgten die Dörfer der Kreise
Paderborn und Büren mit Material
der SPD.
Dann die erste große Versammlung
in Hesters Volkshalle: Freund
Schreck referierte; auf der Galerie
machte sich der deutschnationale
Major von Selasinsky bemerkbar.
Bei dem Rededuell dieser Kämpen
wirkten alle Anwesenden mit. Die
Versammlung war ein großer
Erfolg für die Sozialdemokratie.
Die Festigung der Organisation
begann. Mitgliederversammlungen
waren bei Lohmann in der Bahnhofstraße.
In kleinerem Kreise
machte man sich mit den Theorien
und Grundsätzen der Partei vertraut.
Die „Geschichte des Sozialismus"
von M. Beer bildete die
Grundlage.
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