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Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Im Juni 2006 ernannte das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB) den ehemaligen Olympiazweiten und WM-<br />

Dritten im Zehnkampf, Frank Busemann, sowie die beiden ebenfalls<br />

nicht mehr aktiven früheren Weltklasse-Athletinnen Monique Garbrecht-Enfeldt<br />

(Eisschnelllauf) und Meike Evers (Rudern) zu Vertrauensleuten,<br />

die allen Sportlern und Sportlerinnen "zur Verfügung stehen, die<br />

im Zusammenhang mit dem Thema Doping Rat oder Hilfe suchen" (Aus<br />

der DOSB-Pressemeldung vom 19. Juni 2006). Die Erfahrung im Antidopingkampf<br />

zeige, so DOSB-Präsident Thomas Bach damals, "dass es<br />

sich beim Thema Doping zumeist um abgeschottete Zellen oder Netzwerke<br />

handelt. Hier müssen wir neue Wege gehen und Sportlern die<br />

Möglichkeit geben, sich an integere Personen außerhalb dieser Netz-<br />

"Der Weg zum sauberen<br />

Sport geht nur über die<br />

Prävention"<br />

Frank Busemann, Anti-Doping-Vertrauensmann des DOSB<br />

werke zu wenden". Über die Problematik seiner Aufgabe hat sich das<br />

"<strong>Olympische</strong> Feuer" (OF) im März mit Frank Busemann, 32, unterhalten,<br />

der heute in Witten als Unternehmensberater, Motivationstrainer und<br />

Gesundheitsmanager tätig ist.<br />

OF: Es war zu hören, dass Sie sich in Ihrem Job als Vertrauensmann in<br />

Antidopingfragen nicht gerade überarbeiten müssen, so gern Sie es<br />

täten. Wird Ihre Telefonnummer, die beispielsweise über Google jedermann<br />

zugänglich ist, tatsächlich so selten angewählt?<br />

BUSEMANN: Speziell bei diesem Thema schon. Man kann nicht sagen,<br />

dass diese Nummer benutzt wird, wofür sie eigentlich eingerichtet<br />

wurde. Wir wussten am Anfang nicht, ob wir viel Arbeit haben würden,<br />

ob Interesse vorhanden ist. Zwei-, dreimal ist die Nummer schon in<br />

Anspruch genommen worden, aber nicht direkt von betroffenen<br />

Athleten, die den Absprung (vom Doping), wie es eigentlich mal geplant<br />

war, schaffen wollen, sondern in anderen Sachen.<br />

OF: Geht es Ihren Partnerinnen Evers und Garbrecht-Enfeldt ähnlich,<br />

meldet sich da auch keiner? Es kann ja wohl nicht sein, dass deutschen<br />

Athleten das Thema Doping nicht unter den Nägeln brennt. Eigentlich<br />

ist es ja paradox, dass den Vertrauensleuten offenbar kein Vertrauen<br />

geschenkt wird.<br />

20<br />

BUSEMANN: Bei den Partnerinnen sieht es ähnlich aus. Wir haben uns<br />

natürlich gefragt, woran es liegt. Ist der Zugang zu uns zu schwer, ist<br />

kein Bedarf vorhanden, sind irgendwelche Hemmungen da, werden erst<br />

andere Wege beschritten und werden wir erst als letzter Ausweg in<br />

Anspruch genommen?<br />

OF: Ist die Einrichtung der Vertrauensleute allen Kader-Athleten zur<br />

Kenntnis gebracht worden, gibt es Kommunikationsprobleme?<br />

BUSEMANN: Mittlerweile kann keiner der Athleten, die im Hochleistungssport<br />

unterwegs sind, mehr behaupten, dass er von der Existenz<br />

dieser Einrichtung nichts weiß. Da haben uns die Medien unheimlich<br />

geholfen, das wird doch gelesen, deshalb wissen die Sportler, dass man<br />

uns kontaktieren kann. Bleibt die Frage: Wollen sie es überhaupt? Es ist<br />

ja ein heikles Thema, weil derjenige sich irgendwo in einem Unrechtsbereich<br />

bewegt und nicht weiß, ob er da `raus will und wie er das<br />

machen soll.<br />

OF: Und Ihre Antwort?<br />

BUSEMANN: Wir, die nicht angerufen werden, können im Grunde nur<br />

hoffen, dass es keinen Bedarf gibt. Und jegliches Hineininterpretieren<br />

nicht sein darf: Dass die Gruppe von Athleten, die von Trainern und<br />

Medizinern zum Doping verführt und angeleitet wird und deshalb nicht<br />

mitmacht.<br />

OF: So interpretieren Sie das Nichtzustandekommen von Telefongesprächen<br />

als DOSB-Vertrauensmann. Was sagt denn der ehemalige<br />

Sportler Busemann dazu?<br />

BUSEMANN: Aus der Erfahrung, die ich als Nichtsportler gemacht<br />

habe - als Sportler kann man sich mit dem Thema Doping nicht<br />

beschäftigen, weil es die eigene Leistungsfähigkeit hemmt, wenn man<br />

immer sagt, der Gegner ist sowieso gedopt -, was ich nach dem Sport<br />

alles mitbekommen habe, muss ich für mich leider feststellen: Es gibt<br />

Athleten, die dopen. Bleibt abzuwarten, warum sie das tun, warum sie<br />

OF-INTERVIEW

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