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Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Eine humanistische Allianz<br />

als Hoffnungsträger<br />

Mark- und Meilensteine im<br />

Verhältnis Kirche und Sport<br />

<strong>Von</strong> Hans-Dieter Krebs<br />

V<br />

or 40 Jahren hat der heute noch thematisch aktuelle<br />

Briefwechsel zwischen dem DSB-Präsidenten Willi<br />

Daume und Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von<br />

München und Vorsitzendem der <strong>Deutsche</strong>n Bischofskonferenz,<br />

das Miteinander des Sports mit den Kirchen einen wichtigen<br />

Schritt vorangebracht. Zwei Jahre zuvor hatten 1965 Daume<br />

und Kurt Scharf, der Präses der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland (EKD), die Diskussion auf höchster Ebene aufgenommen.<br />

Den Anstoß zu dieser richtungweisenden Korrespondenz<br />

gab ein wegleitendes Gespräch von Scharf mit Daume in<br />

der Evangelischen Akademie Bad Boll. Und Bad Boll steht<br />

symbolisch wie kaum eine andere Institution für vielfältige<br />

Impulse und Anstöße in der kritisch-offenen Partnerschaft von<br />

Kirche und Sport, die stets neuen Nachdenkens und zukunftsgerichteter<br />

Überlegungen bedarf. Die Kontinuität und zugleich<br />

die vorbildliche ökumenische Ausrichtung des Dialogs zwischen<br />

den großen Kirchen und dem Sport in Deutschland haben<br />

inzwischen Marksteine gesetzt.<br />

Dem geschichtsbewussten Zeitgenossen fällt freilich auf, daß<br />

vieles, was den Sport heute im Innersten bewegt, schon im<br />

genannten Briefwechsel ins Visier genommen worden ist,<br />

wenngleich sich das Umfeld umgestaltet hat. So hat Präses<br />

Scharf 1965 auch der Politik ins Stammbuch geschrieben: "Als<br />

Kirche bedrückt es uns zu sehen, wie in der gesamten Erziehung<br />

der Leib, der dem Menschen von seinem Schöpfer als<br />

Gabe und Aufgabe anempfohlen ist, nicht oder kaum zur<br />

Entfaltung seiner Möglichkeiten kommt."<br />

Neben der Resignation verbreitenden Tatsache, dass heute<br />

Scharfs Nachfolger ähnliche Feststellungen treffen müssen,<br />

stellt sich die Frage: Haben die beiden Kirchen in ihren Schulen<br />

und Internaten durchwegs "Verbesserungen in eigener Zustän-<br />

48<br />

digkeit" vorgenommen, wie es<br />

Präses Scharf für die Evangelische<br />

Kirche vor 42 Jahren<br />

angesprochen hat? Denn der<br />

Appell von 1965 findet seinen<br />

Widerhall im Spitzengespräch<br />

2007 des DOSB mit den<br />

beiden großen christlichen<br />

Kirchen - allerdings mit<br />

einem gewichtigen Umbruch,<br />

dem teilweise hohen Stundenausfall<br />

im unersetzbaren<br />

Sport- und Religionsunterricht,<br />

obwohl beide unwidersprochen<br />

entscheidend die<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

fördern. Nun streiten Kirchen<br />

und Sport sozusagen Seit an<br />

Seit und müssen eine nicht<br />

nur strategische Allianz gegen<br />

eine weitere Auszehrung von Religions- und Sportunterricht<br />

schmieden.<br />

1967 beherrschte der zwar unterhöhlte Amateurismus die<br />

Sportideologie. Die 68er hatten noch nicht zum Kampf gegen<br />

Leistung aufgerufen. Vom Doping sprachen nur Experten in<br />

kleinen Zirkeln. Millionenzuschüsse von Sponsoren waren<br />

Utopie. Doch damals konstatierte Kardinal Döpfner fast prophetisch:<br />

"Die Bedrängnis des Leistungssports [kommt] weniger<br />

vom Leistungsprinzip als solchem, als vielmehr aus dem<br />

menschlich so manipulierbaren Management. So haben wir<br />

Christen unsere Stimme nicht gegen den Leistungssport als<br />

solchen zu erheben, sondern Front zu machen gegen jede Form<br />

der Unredlichkeit, Unwahrhaftigkeit und Bestechlichkeit, die<br />

sich so leicht in die Austragsformen des Leistungsvergleichs<br />

einschleichen können."<br />

Dass sein Nachfolger in München, Josef Ratzinger, der jetzige<br />

Papst Benedikt XVI., in seiner Betrachtung vor der Fußball-WM<br />

1978 gewarnt hat, das Spiel dem "düsteren Ernst des Geldes"<br />

zu unterwerfen und es "aus einem Spiel in eine Industrie" zu<br />

verkehren, verdeutlicht die bedrohliche Kontinuität und Zuspitzung<br />

der Gefahren. Hier erheben die Kirchen nicht den moralischen<br />

Zeigefinger, sondern sie versuchen, ihren Partnern im<br />

Sport, wenn sie denn auf das Wort der Kirchen hören wollen,<br />

"da, wo wir helfen können, die Hilfe nicht [zu] versagen". Dieses<br />

Leitmotiv von Kurt Scharf gilt seit über 42 Jahren im Verhältnis<br />

von Kirche und Sport, heute mehr denn je.<br />

Dieser Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen fortgesetzt;<br />

die vielen kleinen alltäglichen Gemeinsamkeiten in den Pfarrgemeinden<br />

und Vereinen ohne laute Resonanz seien dankbar<br />

erwähnt. Dass die Verantwortlichen an der Basis durch das

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