Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft
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durch einen hohen Fußgänger- und Radfahrer-Anteil<br />
gekennzeichnet.<br />
Abwägung zwischen Sport und Umwelt<br />
Die durch die Studie ohne Zweifel bewiesenen Umweltbelastungen,<br />
die als Folgewirkungen des Verkehrs durch Sportaktivitäten<br />
und Sportveranstaltungen entstehen, entwickeln sich<br />
angesichts der Größenordnung der sportbedingten Jahresfahrleistungen<br />
für die Zukunft als wachsendes Problemfeld,<br />
das einer sachlichen Abwägung bedarf.<br />
Der Zuwachs an Sportaktivitäten bedingt einen weiteren<br />
Anstieg an Sportverkehr. Dadurch wächst - wie erwähnt -<br />
auch die Belastung für Umwelt und Natur. Dazu sollen einige<br />
selbstverständliche Thesen dargestellt werden:<br />
� Bei der Erhaltung der Umwelt geht es um Fragen von Leben<br />
und Überleben. An diesen Fragen ist auch die Sportorganisation,<br />
sind alle Sportler interessiert, weil sie alle leben und<br />
überleben wollen.<br />
� Sport eröffnet Möglichkeiten und Chancen übrigens für<br />
alle, menschlicher leben zu können. Besser, gesünder,<br />
fröhlicher, vielleicht sogar länger leben zu können. Auch<br />
daran sollten alle interessiert sein.<br />
� Weil Überleben Voraussetzung menschlichen Lebens ist,<br />
haben der Sport und seine Organisationen gewiss dort<br />
zurückzustehen, wo seine Funktionen Überleben ins Risiko<br />
bringen.<br />
� Wo Umweltbelastungen aus dem Bereich des Sports<br />
menschliche Existenz nicht in Gefahr bringen, ist abzuwägen,<br />
was für die Allgemeinheit unter Aspekten der Lebensqualität<br />
nützlicher, wichtiger ist: Die (gestörten) Umweltgüter<br />
und Umweltinteressen oder die durch den Sport<br />
geförderten Güter und Interessen. Speziell in diesem<br />
Bereich werden Diskussionen stattfinden, Einsichten vermittelt<br />
und Kooperationen vollzogen werden müssen.<br />
Zwischen Grundsatz und persönlicher Betroffenheit<br />
Wir alle und jeder Einzelne akzeptieren relativ leicht allgemeine<br />
Grundsätze, auch Verhaltensvorschriften wie:<br />
� Schutz dem Wald,<br />
� Wider die Umweltverschmutzung,<br />
� Kampf dem C0²-Ausstoß,<br />
� Für Hybridautos und das sofort …<br />
Kehrt sich aber die gebilligte Verhaltensnorm individuell<br />
gegen einen selbst, beginnen häufig Widerstand und Ärger.<br />
Wie viele Reden sind schon - um ein Beispiel zu nehmen -<br />
gegen das Eigentum gehalten worden und wie selbstverständlich<br />
sind die Redner dabei doch davon ausgegangen,<br />
dass das eigene Eigentum (natürlich) geschützt bleibe. Solche<br />
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Erfahrungen sind übertragbar. Wenn wir das wissen und uns<br />
stets gegenwärtig machen, steigen unsere Chancen, Vernünftiges<br />
zu Wege zu bringen.<br />
Der Sport lebt mit oder unter einem Trauma. Er fühlt sich<br />
gelegentlich als leicht spielbares Instrument der Politik. Es<br />
wäre schlimm, wenn an der Sportorganisation partiell eine<br />
rigide Umweltpolitik vollzogen würde, die im Übrigen vor<br />
Argumenten aus dem Bereich der Wirtschaft und Industrie<br />
und auch vor anderen privaten Wünschen zurückstecken<br />
würde.<br />
Überzeugungsbildung innerhalb der Sportorganisation und<br />
ihre Kooperationsfähigkeit nach außen werden also auch<br />
davon abhängen, dass das Verhalten der Politik und des<br />
Umweltschutzes in sich schlüssig ist.<br />
Keine Frage: Der Sport schafft Belastungen! Wie übrigens<br />
andere menschliche Wünsche und Bedürfnisse auch! Sie<br />
mögen - verglichen mit der Belastungsproduktion anderer<br />
"Hersteller" - relativ bescheiden sein.<br />
Aber es gibt sie! Das zeigt ganz eindeutig die Studie "Mobilität<br />
und Sport". Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass die<br />
Summe aller Belastungen auch die weniger Gewichtigen mit<br />
prägen.<br />
Es gilt also, abzuwägen:<br />
� Die Sportorganisation kann und will nicht verlangen, dass<br />
jedermann überall seinen Wunschsport betreiben kann.<br />
Andererseits sollten Natur- und Landschaftsschutz nicht<br />
eine Wunschsportart ganz oder nahezu ganz von der<br />
Ausübung effektiv ausschließen können. Es sollte möglich<br />
sein, in einer gegenseitigen Abstimmung Konsens zu<br />
erzielen, wo der Schutz von Biotopen Vorrang haben soll<br />
vor der Ausübung des Sports, hier: einer bestimmten<br />
Sportart.<br />
� Wo die Inanspruchnahme von Landschaft und ihre unmittelbaren<br />
und mittelbaren Folgen ökologisch unbedenklich<br />
oder nur unwesentlich ökologisch relevant sind, sollte die<br />
Präferenz des Sports Anerkennung finden.<br />
� Wo die menschlichen Lebensgrundlagen durch den Belastungsbeitrag<br />
des Sports in ein offenkundiges Risiko geraten<br />
können, muss die Sportorganisation akzeptieren, zurück zu<br />
stehen.<br />
Voraussetzung aller Abwägung und allen Abwägungsverhaltens<br />
ist das wechselseitige Gehör, das Sich-Anhören. Auch<br />
richterliche Entscheidungen sind Abwägung. Dort gilt der<br />
verfassungsrechtliche Grundsatz des "audiatur et altera pars."<br />
Wir sollten ihn auch - wie selbstverständlich - in unsere<br />
Beziehungen aufnehmen.