Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Der Durchschnittsdeutsche verursacht etwa zehn bis 20 Tonnen<br />
CO2 pro Jahr. Rein natürlich geben wir ungefähr 350 kg<br />
des farb- und geruchlosen Gases über die Atmung ab; täglich<br />
also etwa 1 kg: Es ist das Endprodukt unseres zum Lebenserhalt<br />
erforderlichen Stoffwechsels. Der überwiegende Teil<br />
resultiert aus unserem modernen Lebenswandel und dem<br />
Wirtschaftskreislauf. So verursacht ein Flug von Hamburg<br />
nach München pro Passagier 170 Kilogramm CO2. Wer die<br />
gleiche Strecke mit dem Auto fährt, emittiert nur 125 kg, wer<br />
sie zu Fuß geht, verhält sich klimaneutral. Tatsächlich stammen<br />
nur 11,9 Prozent des Klimagases aus den Pkw-Auspuffen<br />
- so hat es das <strong>Deutsche</strong> Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW) ermittelt. Damit ist der Individualverkehr also nicht der<br />
große Buhmann; dennoch haben die Hersteller hier zu Lande<br />
viel zu wenig getan, mit neuen Technologien schadstoffärmere<br />
und spritsparende Fahrzeuge zu entwickeln. Hybridantrieb,<br />
Wasserstoff oder Biokraftstoffe und kleinere, effizientere<br />
Autos könnten für einen spürbar geringeren Ausstoß sorgen.<br />
Als größte Verschmutzer gelten nach wie vor Kraft- und<br />
Fernheizwerke (43,2 Prozent der CO2-Emissionen), Industrie<br />
und Gewerbe (24,8) und Privathaushalte (13,0).<br />
Alle Emittenten sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit<br />
es zur Jahrhundertwende nicht um 6 Grad wärmer wird.<br />
Wenn der Anstieg auf zwei Grad begrenzt werden könnte,<br />
bliebe die Klimakatastrophe mit fatalem Ausmaß aus - das ist<br />
die Kernforderung, die weltweit in politischen Diskussionen<br />
konsensfähig ist. Selbst in den USA und in China wird inzwischen<br />
von einem Wendepunkt oder sogar von einem nachhaltigen<br />
"ökologischen Neuanfang" gesprochen. Diesmal wird die<br />
Debatten-Karawane wohl nicht folgenlos weiterziehen. Allein<br />
das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung umfasst 150<br />
Maßnahmen: Dazu gehören der Handel mit Emissionsrechten<br />
für Kraftwerke und Fabriken genauso wie der Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien. Glühbirnenverbot, Tempolimit und<br />
Eindämmung der Billigfliegerei sind weitere Vorschläge aus<br />
dem Treibhaus der Berliner Politik. Dabei sollte, den Plänen der<br />
deutschen Energieriesen zum Trotz, viel stärker darauf hingewirkt<br />
werden, so schnell wie möglich keine fossilen Brennstoffe<br />
mehr zur Warmwasserbereitung und zur Heizung zu verwenden.<br />
So könnte gerade in den Sommermonaten eine<br />
erhebliche Reduzierung von CO2 erreicht werden.<br />
Der Appell zu Veränderungen geht ausnahmslos an alle<br />
Industriestaaten. Was der zwischenstaatliche Klimabeirat IPCC<br />
in seinem vierten Weltklimabericht Anfang Februar aufgezeigt<br />
hatte, war ein umweltpolitischer Urteilsspruch mit<br />
apokalyptischen Warnungen. Nationale Rahmen allein sind<br />
zur Eindämmung der Klimafolgen nicht erfolgversprechend,<br />
globale Aktivitäten werden verlangt. Fatalismus und Verdrängung<br />
sind genauso fehl am Platze wie Alarmismus und überstürzter<br />
Aktionismus. Behäbiger umweltpolitischer Trott oder<br />
die vor Ignoranz strotzende Hoffnung, in der Weite unseres<br />
Universums sei das Quäntchen Sonderdreck doch nur ein<br />
28<br />
Sandkorn in der Schöpfungswüste, erweisen sich als nicht<br />
hilfreich.<br />
"Was soll die ganze Aufregung?", heißt es dieser Tage immer<br />
wieder mit dem Argument: Klimawandel sei doch erdgeschichtlicher<br />
Alltag. Ein relativierender Verweis auf viel schlimmere<br />
klimatische Phasen der Erdgeschichte, als die Ozeane<br />
Badewannentemperatur hatten, ist auch deshalb unredlich,<br />
weil die Menschheit eine zivilisierte Gemeinschaft ist, die<br />
Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen<br />
wahrzunehmen hat, und weil wir technologisch in der Lage<br />
sind, das Vermeidbare auch zu vermeiden. Wissenschaftliche<br />
Berechnungen, es käme zu keinem planetaren Supercrash,<br />
selbst wenn die Menschheit alles verfeuerte, was die Erde an<br />
fossilem Brennstoff hergäbe, mögen zwar stimmig sein, sind<br />
aber die falsche Denkschablone von Gegnern des Mainstreams,<br />
die gern einmal gegen den Strom schwimmen wollen. Und<br />
was hat dies alles mit dem Sport zu tun? Nicht gerade wenig -<br />
und zwar im umfassenden wie im spezifischem Sinne.<br />
Die Hitzewelle in Europa 2003 soll 35.000 Todesopfer gefordert<br />
haben; dies dürfte sich weiter potenzieren. Denn höhere<br />
Temperaturen sorgen für thermischen Stress mit einer erhöhten<br />
Sterblichkeit, vermindertem Wohlbefinden und Erkrankungen<br />
gerade älterer Mitbürger. Klettern die Temperaturen über<br />
30 Grad, werden Bewegung und Sport im Freien zu einer<br />
gesundheitlichen Belastung. Mehr Grünflächen in den Städten<br />
lindern zwar die Hitze, wenn der Asphalt dampft, sind allerdings<br />
kein Allheilmittel. Sport sollte bei extremer Hitze mit<br />
besonderer Vorsicht betrieben werden, weil der Körper bis zu<br />
anderthalb Liter Flüssigkeit verliert. Wird die körperliche<br />
Belastung zu groß und der Flüssigkeitsmangel zu stark, provoziert<br />
der klimabedingte Schwitzkasten einen Kreislaufkollaps.<br />
Ins Gerede gekommen ist wieder einmal der Motorsport mit<br />
seinen vielen Facetten. Außerhalb der Rennsportgemeinde gilt<br />
es als nicht mehr nachvollziehbar, dass jedes Jahr die Wüsten-<br />
Rallye Dakar als "letztes großes Abenteuer der Menschheit"<br />
zelebriert wird, die ökologischen Bedenken aber ausgeblendet<br />
bleiben. Und die 800 PS starken Boliden der Formel eins, die<br />
60 bis 80 Liter Spezialbenzin auf 100 km verbrauchen und 1,5<br />
kg CO2 pro km ausstoßen, sind die absoluten Klimasünder.<br />
Eigentlich unverantwortlich: Pro Fahrzeug werden in der<br />
Saison über 50 Tonnen CO2 emittiert, die Flugmeilen des<br />
Trosses summieren sich hinzu. Noch sind umweltfreundliche<br />
Technologien im Vollgassport ein Fremdwort. Allerdings kann<br />
die Eliteklasse des Motorsports nicht mehr länger dem Klimaschutz<br />
davonbrausen - deshalb wurde eine "Grüne Formel<br />
eins" als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Ab 2011 sollen Rapsöl<br />
oder andere Biostoffe in die Tanks der Rennmaschinen rinnen.<br />
Doch noch immer wehren sich einige Ewiggestrige der Branche,<br />
auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ihre<br />
Argumente strotzen vor Einfalt: 99 Prozent des CO2 bei einem<br />
Rennen werden von den Zuschauern verursacht (wenn