Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft
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wurden. Es versteht sich von selbst, dass dies Proteste der<br />
linken Szene auf den Plan rief. Für die Leistungskritiker der<br />
68er Studenten-Revolution stand die Sporthilfe für ihr Feindbild<br />
Establishment. So mussten 1969 die fein gewandeten<br />
Gäste, die auf dem Weg vom Parkhaus zum Sporthilfe-Konzert<br />
der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan im<br />
Frankfurter Opernhaus waren, einen Hagel von Tomaten,<br />
Farbbeuteln und Wasserduschen über sich ergehen lassen.<br />
Dennoch wurde das Ereignis ein großer Erfolg und trug der<br />
Stiftung 340.000 Mark ein.<br />
Die Sporthilfe war in jenen Jahren ohne ihren großen Vorsitzenden<br />
Josef Neckermann nicht vorstellbar. (Diskus-) Liesel<br />
Westermann sprach coram (Ball-) publico von "Mutter Bayer"<br />
und "Vater Neckermann". Und drückte damit die enorme<br />
Popularität des Sporthilfechefs und Sportkameraden bei den<br />
Athleten aus. Diese Beliebtheit erhielt einen deutlichen<br />
Dämpfer, als Neckermann sich vehement für den Boykott der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele 1980 in Moskau einsetzte. Das bezeichnete<br />
er später als seinen größten Fehler. Und es brauchte einige<br />
Jahre, bis er diese Scharte wieder ausgewetzt hatte. In der<br />
Spätphase seiner Ära, nachdem sein Unternehmen wegen<br />
40<br />
wirtschaftlicher Schwierigkeiten in andere Hände übergegangen<br />
war, betrieb der Preuße aus Franken die Führung der<br />
Sporthilfe als Full-Time-Job. Und da Josef Neckermann sich<br />
weitgehend selbst als die Sporthilfe fühlte, fiel es ihm schwer,<br />
aus Alters- und Gesundheitsgründen den Weg für einen<br />
Nachfolger frei zu machen. Ein Kandidat wie der langjährige<br />
Wirtschaftsminister Hans Friderichs, den "Necko" selbst ins<br />
Spiel gebracht hatte, fiel dem Eigensinn des Altmeisters zum<br />
Opfer.<br />
Erich Schumann Hans-Ludwig Grüschow<br />
Nach erheblichen, in den Medien ausgetragenen Turbulenzen<br />
sprang Willi Daume als Nothelfer ein und führte die Sporthilfe<br />
neben seiner Hauptverpflichtung als NOK-Präsident zwischen<br />
1988 und 1991 mit leichter Hand. Dann gewann er den<br />
erfahrenen, kürzlich verstorbenen WAZ-Mann Erich Schumann<br />
für diese Aufgabe. Der Essener Manager, der Verlage<br />
sammelte wie andere Leute Briefmarken, galt als sachlicher<br />
Arbeiter. Schumann leitete die Stiftung fünf Jahre lang routiniert,<br />
scheute aber die großen Auftritte. Damit verlor die<br />
Sporthilfe in der Öffentlichkeit zusehends an Kontur.