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Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

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garien, Italien, Jugoslawien, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei, Sowjetunion<br />

sowie Ungarn verboten. Auch Milch und Milchprodukte, sowie<br />

Frischobst wird aus diesen Ländern nicht importiert.«<br />

Erinnern wir uns: Eine ähnliche Maßnahme erfolgte schon drei Tage<br />

früher im Bundesland Kärnten; sie wurde damals als verfrüht und unnötig<br />

kritisiert.<br />

Mit dem Verkaufsverbot von Freilandgemüse beginnt, was in den folgenden<br />

Tagen von Politikern und Massenmedien als Informationschaos<br />

bezeichnet werden wird. Es bestehe eine merkwürdige Diskrepanz, so<br />

die von vielen Seiten geäußerte Kritik, zwischen Meldungen, die Radioaktivität<br />

gehe laufend zurück, und den verschärften Maßnahmen des<br />

Gesundheitsministeriums.<br />

Tatsächlich scheint die Angst in der Bevölkerung mit der Ankündigung<br />

des Verkaufsverbots sprunghaft anzusteigen. Die Telefonanlage des Gesundheitsministeriums<br />

und der einschlägigen Informationsstellen der<br />

Bundesländer sind pausenlos besetzt. Die Redaktionen der Zeitungen,<br />

Rundfunk und Fernsehen werden mit besorgten Anrufen bombardiert<br />

Die in Geschäften erhältlichen Geigerzeiler sind in Kürze ausverkauft<br />

Bisher beziehen sich die meisten Meßwerte der radioakiven Belastung<br />

auf das radioaktive Nuklid Jod-131, das allem Anschein nach den Löwenanteil<br />

der Strahlenwolke aus Tschernobyl ausmacht. Jod-131 besitzt<br />

eine Halbwertszeit von rund acht Tagen (siehe Seite 32); das heißt, von<br />

einem Gramm Jod-131 strahlt nach einer Woche nur mehr ein halbes,<br />

nach je einer weiteren Woche nur mehr ein viertel, ein achtel, ein sechzehntel<br />

Gramm usw. Aus diesem Grund ist zu erwarten, daß die dadurch<br />

bedingte Strahlenbelastung bloß vorübergehend sein würde — es<br />

scheint demnach nur eine Frage von maximal einigen Wochen zu sein,<br />

bis das Ärgste vorüber ist. Relativ wenig Aufmerksamkeit schenkt man<br />

vorerst den langlebigen Nukliden Strontium-90 und Cäsium-137. Es<br />

dauert noch zwei weitere Wochen, bis diese in den Mittelpunkt des Interesses<br />

gelangen.<br />

Dienstag 6. Mai. Der Strahlen-GAU von Tschernobyl wird zum Informations-GAU:<br />

Der Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Keßler übt<br />

schärfste Kritik an Minister Franz Kreuzer. Dieser führe das Gesundheitsministerium<br />

»wie ein Fernsehintendant«. Das sei haarsträubend.<br />

Seit Montag sei es weder den zuständigen Beamten, noch dem Landeshauptmann<br />

gelungen, mit dem Ministerium per Telefon oder per Fernschreiber<br />

Kontakt aufzunehmen. Keßler: »Wenn das Krisenmeisterung<br />

in Österreich ist, dann Prost Mahlzeit!«<br />

Auch in anderen Bereichen herrsche ein »katastrophaler Informationszustand«,<br />

ergänzt der Vorarlberger Gesundheitslandesrat Fredy Mayer.<br />

Zum letzten Mal habe man am 3. Mai über die Untersuchungsergebnisse<br />

der aus Vorarlberg nach Wien geflogenen Bodenproben Details<br />

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