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Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

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keine nennenswerten Strahlungsmengen in die Umgebung gelangen.<br />

»Technisch beherrschbar« war die Katastrophe aber keineswegs. Der<br />

Reaktor muß, soviel steht heute fest, auf Jahrzehnte hinaus mit Beton<br />

gleichsam versiegelt werden.<br />

An der schlimmsten Variante - einer völlig unkontrollierbaren Kernschmelze,<br />

dem echten Super-GAU - sind wir mit Tschernobyl doch<br />

noch einmal vorbeigegangen.<br />

Dienstag, 29. April Vertreter der sowjetischen Handelsmission in Köln<br />

erkundigen sich bei deutschen Kernkraftexperten, wie man einen Reaktorbrand<br />

bekämpfen könne. Es wird geraten, von Hubschraubern aus<br />

Sand oder Löschwasser abzulassen. Spät abends gibt die TASS erste<br />

Verlustziffern bekann: 2Tote. Der amerikansche Geheimdienst dagegen<br />

spricht von 2.000 Toten (die Bild-Zeitung setzt 30.000 in die Schlagzeile).<br />

Sowjetische Politiker weisen diese Angaben entrüstet als »Phantasiezahlen«<br />

zurück.<br />

In Österreich ist man zunächst bestürzt, fühlt sich aber von dem Unglück<br />

vorerst nicht unmittelbar betroffen. Am Nachmittag allerdings beginnt<br />

auch bei uns die Radioaktivität der Luft merklich anzusteigen.<br />

Mittwoch, 30. April »Geben sie eine Strahlenwarnung durch: Kleinkinder,<br />

schwangere Frauen sollen zu Hause bleiben. Es ist Strahlenwert 3<br />

gemessen worden!« Diese telefonische Nachricht erreicht das ORF-Studio<br />

Klagenfurt um 6 Uhr 30; die Meldung wird von einem gewissen<br />

Hofrat Lobenwein durchgegeben. Der diensthabende Redakteur denkt<br />

zunächst an den Spaß eines Kollegen. Dann ruft er zurück, und der<br />

Schreck fährt ihm genauso in die Knochen wie später Tausenden von<br />

Österreichern. Kurz vor sieben Uhr früh strahlt der ORF die erste<br />

Strahlenwarnung in der Geschichte Österreichs in den Ädier.<br />

Um 7 Uhr 30 hat Hofrat Dr. Werner Lobenwein, höchster Beamter<br />

Kärntens, die Landesregierung bereits zu einer Sitzung zusammengetrommelt<br />

Eine halbe Stunde später kommt eine Rüge aus Wien: Die<br />

Warnung sei voreilig gewesen, ärgert man sich im Gesundheitsministerium.<br />

Die Panikmache sei fehl am Platz.<br />

Ist die radioaktive Wolke zuerst in nordösdicher Richtung über Polen<br />

und Skandinavien gezogen, bewegt sie sich nun vorwiegend in Richtung<br />

Österreich. Die Radioaktivität in der Luft steigt im Lauf des Tages<br />

im ganzen Bundesgebiet sprunghaft an. Am Vorabend des 1. Mai, um<br />

genau 17 Uhr 04, teilt das Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz<br />

der Austria Presseagentur schließlich Vorsichtsmaßnahmen<br />

und Verhaltensempfehlungen an die Bevölkerung mit: Es wird vor dem<br />

Konsum von Frischgemüse und dem Weiden von Milchvieh gewarnt.<br />

Der Kontakt mit Sträuchern, mit Staub aus freier Umwelt und das Spie-

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