Stefan f l Gergely - stefan m. gergely
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weise billig. Rechnete man aber alle gegenwärtig zur Diskussion stehenden<br />
Folgekosten hinzu, dann würde aus der Atomkraft vermutlich eine<br />
vergleichsweise teure Energieform werden.<br />
Tschernobyl gibt dem Zivilschutz Auftrieb<br />
Die Bewertung dieser Argumente sei dem Leser überlassen. Welche<br />
Konsequenzen man immer daraus ziehen mag - wir können heute nicht<br />
an der Tatsache vorbeigehen, daß weltweit fast 400 Atomkraftwerke in<br />
Betrieb sind; zahlreiche davon stehen an unseren Grenzen. Es ist keineswegs<br />
realistisch, anzunehmen, daß diese als Reaktion auf das Unglück<br />
von Tschernobyl bald abgeschaltet werden. Auf absehbare Zeit müssen<br />
wir daher, so fatal das auch klingt, mit weiteren Kraftwerksunfällen zu<br />
leben lernen. Wie wir das bewerkstelligen, wird in hohem Ausmaß von<br />
der politischen Willensbildung unseres Landes abhängen.<br />
Vergessen wir dabei nicht, daß gegenwärtig nicht annähernd jene Rahmenbedingungen<br />
vorhanden sind, die erforderlich wären, den Zivilschutz<br />
in Österreich effizienter zu gestalten. Gehen wir im folgenden<br />
von der Annahme aus, es bestünde allgemeiner Konsens, daß ein solcher<br />
wünschenswert sei, dann müßten zuallererst zahlreiche Gesetze geändert<br />
und Kompetenzen zwischen Bund und Ländern neu verteilt werden.<br />
»Zivilschutz ist eine kompetenzrechtlich komplexe Materie«, sagte<br />
Innenminister Karl Blecha bei einer Pressekonferenz zum Thema Zivilschutz<br />
am 14. Mai 1986, »die von den jeweils sachlich zuständigen Stellen,<br />
Bund, Ländern und Gemeinden zu besorgen ist Zivil- und Katastrophenschutz<br />
sind im österreichischen Bundesverfassungsgesetz nicht<br />
verankert.« Für Katastrophenfälle wie Tschernobyl müsse daher - und<br />
dies fordert Blecha ganz konkret - eine zentrale Kompetenz des Bundesministeriums<br />
für Inneres geschaffen werden. Gerade eine solche<br />
Maßnahme würde aber tief in das Kompetenzgefüge von Bund, Ländern<br />
und Gemeinden eingreifen. Ähnliche Bestrebungen in der Vergangenheit<br />
haben deshalb keine Ergebnisse gebracht. So gibt es gegenwärtig<br />
bundesweit keine Pläne, wie größere Gebiete unseres Landes im<br />
Notfall evakuiert werden können. Zwar gibt es einen Flüchtlingsrahmenplan<br />
für die Aufnahme einer größeren Zahl von Menschen. Er gilt<br />
als Gmndlage für die Evakuiemngspläne der Länder. Aber für einen nationalen<br />
Katastrophenfall - und ein solcher muß als Konsequenz aus<br />
Tschernobyl sehr wohl erwogen werden - ist keine planmäßige Vorsorge<br />
getroffen.<br />
Was nützt uns »Europas bestes Frühwamsystem« (Blecha), wenn wir<br />
auf wirklich bedrohliche Meßdaten der Radioaktivität nicht zweckent-<br />
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