Stefan f l Gergely - stefan m. gergely
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linge es nunmehr auch erklärten militanten Gegnern der friedlichen<br />
Nutzung der Kernenergie, medial eine Angstkampagne zu entwickeln.<br />
Am späten Vormittag findet im Gesundheitsministerium eine Sitzung<br />
der Bundesländer statt. Dabei wird beschlossen, die Verordnungen<br />
einiger Bundesländer betreffend Weideverbot (Grünfutterverbot) aufzuheben.<br />
Dennoch wird dringend empfohlen, Milchkühe soweit als möglich<br />
nicht mit Grünfutter zu versorgen. Die weiter sinkenden Werte bei<br />
den Milchproben zeigten, daß die »Spaltung« des Milchmarktes gut<br />
funktioniere (nur schwach strahlende Milch wird zum Verkauf als<br />
Frischmilch freigegeben, stärker radioaktive dagegen zu Trockenpulver<br />
verarbeitet, das vorerst gelagert wird).<br />
Die Gemüsesituation sei weiterhin besonders zu beachten. Die mit Verordnung<br />
verhängten Vorbeugemaßnahmen müßten aufrecht bleiben.<br />
Die Bundesregierung habe Entschädigung für die betroffenen Bauern<br />
und Gärtner zugesagt. Darüber werde in allernächster Zeit mit dem<br />
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft verhandelt werden.<br />
Für die Pfingstfeiertage sei mit einer Entspannung der Situation zu<br />
rechnen.<br />
Dagegen meldet die Zeitung »Neues Volksblatt« auf der Titelseite: »Lebensgefährliche<br />
Radioaktivität in der Schafmilch«.<br />
An den ösdichen Staatsgrenzen stehen Feuerwehrmänner, Zollbeamte<br />
und Soldaten des Bundesheeres zur Dekontamination von einreisenden<br />
Fahrzeugen im Einsatz. Auch dort herrscht steigende Verunsicherung.<br />
Der Bürgermeister von Haugsdorf berichtet, er habe als Feuerwehrchef<br />
vom Einsatz der Feuerwehr und Bundesheeres quasi am Wirtshaustisch<br />
erfahren. Erst nach Tagen habe die Bezirkshauptmannschaft ausführliche<br />
Informationen abgeben können. Dazu kämen ständig widersprüchliche<br />
oder undurchführbare Dienstanweisungen von der Sicherheitsdirektion,<br />
der Landeswarnzentrale und den Bezirkshauptmannschaften.<br />
Bundeskanzler Fred Sinowatz betont, die Bevölkerung werde über alles<br />
informiert. Gesundheitsminister Kreuzer wiederum erklärt zu den Vorwürfen:<br />
»Dieser scheinbare Widerspruch, der den Menschen natürlich<br />
zu verwirren geeignet ist, kommt einfach durch die Jahreszeit. Denn<br />
jetzt, wo die Jodwerte zurückgehen, sprießt nach einer Woche das Gras<br />
und kommt das erste Gemüse. Wir haben mit Zeitversetzung das Milchproblem<br />
und das Gemüseproblem jetzt nachgeschoben. Nach etwa zwei<br />
Wochen kann Entwarnung gegeben werden.«<br />
Auf die Frage, ob eine Schadenersatzforderung an die Sowjetunion erwogen<br />
werde, antwortet der Bundeskanzler, dies sei unmöglich. Die Regierung<br />
verspricht dafür eine Änderung des Katastrophenfondsgesetzes.<br />
Damit soll den Bauern, die jetzt Gemüse einackern müssen und keine<br />
Milch liefern können, der Schaden ersetzt werden. Darüber hinaus sagt<br />
Sinowatz, Zwentendorf sei »erledigt«.<br />
»Der Reaktorunfall von Tschernobyl hat uns kalt erwischt«, schreibt En-<br />
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