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Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

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4. Die Meßwerte in Luft, Boden und<br />

Nahrungsmitteln<br />

Die radioaktiven Nuklide, die nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl<br />

in über 1.000 Meter Höhe geschleudert und in der Folge über weite<br />

Teile Westeuropas verweht wurden, bestehen im wesendichen aus einer<br />

Mischung von Jod, Cäsium und Strontium. In den ersten zwei Wochen<br />

nach der Reaktorkatastrophe bildete Jod die Hauptquelle der Strahlenbelastung.<br />

In der Folge sank die Jodaktivität aufgrund der geringen<br />

Halbwertszeit dieses Nuklids rasch ab und die langlebigen Nuklide, vor<br />

allem Cäsium-137, erlangten größere Bedeutung.<br />

Die Beurteilung der Strahlendaten kann in vier Etappen erfolgen: In der<br />

ersten Woche nach Tschernobyl dominierten die Meßwerte der radioaktiven<br />

Strahlung in der Luft; sie wurden durch das österreichische<br />

Strahlenfrühwarnsystem rechtzeitig und bundesweit in vollem Umfang<br />

erfaßt. Infolge von regional bedingten Niederschlägen wurden in der<br />

zweiten Phase in manchen Teilen Österreichs höhere Mengen an Radioaktivität<br />

zu Boden gespült als in anderen; vor allem die zentralen Regionen<br />

des Landes, Salzburg, Kärnten und Teile Oberösterreichs wurden<br />

davon betroffen. Die aus der Luft ausgewaschenen Partikel lagerten<br />

sich an der Oberfläche von Pflanzen ab und gelangten auch zu erheblichen<br />

Teilen in die Gewässer. Zu Beginn dieser Phase war es noch möglich,<br />

kontaminiertes Gemüse durch Abwaschen von großen Anteilen der<br />

radioaktiven Strahlung zu befreien. Wenig später jedoch waren die Nuklide<br />

bereits in die Pflanzen selbst eingedrungen und gelangten auf diesem<br />

Wege in die Nahmngskette. In der dritten Phase konzentrierte sich<br />

das Augenmerk der Gesundheitsbehörden deshalb auf jene Nahrungsmittel,<br />

in denen das immer noch dominierende Jod-131 in angereicherter<br />

Form vorlag - vor allem auf Milch und kurz nach dem Reaktorunfall<br />

gereiftes Freilandgemüse. Ab etwa der dritten Woche nach Tschernobyl<br />

entspannte sich die Situation mit Hinblick auf Jod-131. In der<br />

vierten Phase der Entwicklung - sie begann etwa in der letzten Maiwoche<br />

- rückte das langlebige Isotop Cäsium-137 in den Blickpunkt. Seine<br />

Konzentration ist im allgemeinen wesentlich geringer als die des Jod-<br />

131; durch seine relative Langlebigkeit dürfte es aber noch auf Monate<br />

und Jahre hinaus die vergleichsweise größten Probleme bereiten.<br />

Wie hoch die gesamte Strahlenbelastung ist, die durch die radioaktive<br />

Wolke auf jeden Österreicher einwirkte, läßt sich nur aus der Summation<br />

der Einflüsse aller vier Phasen ermitteln. Gegenwärtig gibt es dazu<br />

lediglich Schätzwerte. Ein besserer Überblick wird frühestens in einigen<br />

Monaten vorliegen.<br />

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