05.08.2014 Aufrufe

Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

9. Wie sicher ist sicher?<br />

Nicht nur jene, die schon immer gegen die Kernenergie waren, fordern<br />

nach Tschernobyl den Ausstieg aus dieser Form der Energiegewinnung.<br />

Auch viele von denen, die zuvor der Kernenergie eher positiv gegenüberstanden<br />

sind, haben jetzt ihre Meinung geändert. Und nicht wenige<br />

Politiker hängen ihr Mäntelchen nach dem Wind und gehen mit populären<br />

Forderungen auf Wählerfang.<br />

Tschernobyl zeigt, daß der konkrete Eintritt einer Reaktorkatastrophe<br />

etwas ganz anderes ist als die Aussage einer Wahrscheinlichkeitsrechnung,<br />

ein GAU könne höchstens einmal in 10.000 Jahren passieren.<br />

Vorstellbar war ein GAU oder ein Super-GAU auch vor Tschernobyl.<br />

Auch die Folgen durch radioaktive Verseuchung konnte man sich annähernd<br />

ausmalen. Aber wir haben nicht vorausschauend gedacht und gehandelt<br />

Dieser Mangel kann der Menschheit durchaus noch zum Verhängnis<br />

werden.<br />

Auf der technischen Ebene wird man nach Tschernobyl in erster Linie<br />

die Frage nach zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen erörtern. Welche<br />

Antwort immer darauf gegeben wird - ein gewisses, nicht genau bestimmbares<br />

»Restrisiko« wird übrigbleiben. Seine Bewertung wird je<br />

nach Standpunkt des Beobachters unterschiedlich ausfallen: Jede Nutzung<br />

der Technik, werden die einen argumentieren, berge ein bestimmtes<br />

Risiko. Das beginne beim Autofahren, schließe die Wasserkraft mit<br />

ein (schon genug Dämme sind geborsten und haben zahllose Menschen<br />

getötet) und ende bei der Atomkraft. Es gelte demnach, die Energiepolitik<br />

auf eine fundierte Analyse des Risiko-Nutzen-Verhältnisses zu gründen.<br />

Ebenso wie geringe Mengen von radioaktiver Strahlung langfristig<br />

Gesundheitsschäden hervorriefen, seien auch die Abgase beispielsweise<br />

von Autos und kalorischen Kraftwerken durchaus schädlich, in Summe<br />

vielleicht sogar schädlicher als alle Strahlung, die bisher aus Kernkraftwerken<br />

entwichen ist.<br />

Dagegen mag eingewendet werden, man könne Risken der Energiegewinnung<br />

und -nutzung nicht einfach vergleichen, indem man die Zahl<br />

der Krankheits- und Todesfälle aus bisherigen Unfällen addiere und<br />

dann die Ergebnisse miteinander vergleiche (und überdies: wer Technik-<br />

Nutzung gegen Menschenleben aufwiegt, soll erst einmal feststellen,<br />

wieviel Kilowattstunden ein Krebsfall „wert" ist). Zunächst einmal sind<br />

freiwillige und unfreiwillige Risken auseinander zu halten: Wer 40 Zigaretten<br />

am Tag raucht, geht freiwillig ein erhöhtes Risiko ein, an Lungenkrebs<br />

zu erkranken. Wer mit dem Motorrad über Landstraßen braust,<br />

riskiert sein Leben ebenfalls aus freien Stücken. Daß bei Verkehrsunfällen<br />

auch andere Menschen zu Schaden kommen können, wird dabei<br />

76

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!