Stefan f l Gergely - stefan m. gergely
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und auch der sekundäre Kreis verseucht. Radioaktives Tritium strömte<br />
aus und wurde von der Belüftungsanlage in den Betriebsraum gesaugt.<br />
Der Reaktor wurde stillgelegt, ein Teil des aktivierten Dampfes in die<br />
Atmosphäre abgeleitet. Wenig später legte man den Atomreaktor Bohunice<br />
für alle Zeiten still.<br />
Die Unfälle wurden durch einen Bericht der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung<br />
Charta 77 im Westen bekannt. Ob beziehungsweise<br />
wieviele weitere Kraftwerksunfälle nahe der österreichischen Grenze<br />
bislang passiert sind, ist unbekannt. Das Beispiel Bohunice zeigt jedoch<br />
eindrücklich, daß es mit der Sicherheit der grenznahen Kraftwerke keineswegs<br />
so gut bestellt ist, wie dies offizielle Stellen behaupten. »Tschernobyl<br />
ist überall« verkünden gegenwärtig die Kemkraftgegner. In gewissem<br />
Sinne haben sie recht: ein GAU oder gar ein Super-GAU kann<br />
in jedem Kernreaktor der Welt passieren. Daran ändert auch die Tatsache<br />
nichts, daß in den westlichen Industriestaaten allen Beteuemngen<br />
nach wesentlich schärfere Sicherheitsbestimmungen gelten. Dennoch<br />
bleibt im Westen wie im Osten ein nicht genau definierbares »Restrisiko«<br />
übrig.<br />
Die meisten Atomkraftwerke mnd um Österreich stehen in Ostblockstaaten.<br />
Sie besitzen in der Regel kein Containment, also jene Umhüllung<br />
aus Stahlbeton, die im Falle eines schweren Unfalles mit einiger Sicherheit<br />
dafür sorgen würde, daß freiwerdende radioaktive Stoffe nicht<br />
in die Atmosphäre gelangen. Sehen wir uns in der Folge überblicksartig<br />
an, in welchem Ausmaß Österreich von atomaren Anlagen umgeben ist<br />
Im folgenden Kapitel werden wir dann erörtern, was in Österreich im<br />
Falle eines Strahlenalarms an unseren Grenzen vermutlich passieren<br />
würde.<br />
In der Tschechoslowakei sind, wie schon erwähnt, die Kraftwerke Dukovany<br />
und Bohunice zu nennen. In Bohunice wurde zwar ein Unglücksreaktor<br />
stillgelegt, drei weitere Reaktoren dieses Komplexes sind<br />
aber angeblich in Betrieb. Darüber hinaus entsteht in Mochovce, über<br />
100 Kilometer von Preßburg entfernt, ein riesiger Komplex mit vier<br />
Kraftwerken, die zu Beginn der neunziger Jahre 1.760 Megawatt Strom<br />
liefern sollen. Auch in Temelin sind vier weitere Atommeiler geplant. Bei<br />
allen handelt es sich um Druckwasserreaktoren, die mit leichtem Wasser<br />
gekühlt werden. Bis zum Jahre 1990 sollen 30 Prozent des tschechischen<br />
Elektrizitätsbedarfs durch Atomkraft gedeckt werden, bis zur Jahrtausendwende<br />
über 53 Prozent. In den vergangenen Jahren kam es aber zu<br />
empfindlichen Verzögerungen, sodaß dieser Zeitplan vermudich nicht in<br />
Erfüllung geht<br />
Im Juli 1984 trat ein österreichisch-tschechisches Abkommen über<br />
grenznahe Kraftwerke in Kraft. Als »grenznahe« gelten darin - entspre-<br />
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