Stefan f l Gergely - stefan m. gergely
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etreiber in Sicherheit wiegen, ein Unfall, wie er in Tschernobyl dann<br />
doch geschehen ist, sei extrem unwahrscheinlich. An dieser Kritik kann<br />
auch der Hinweis nichts ändern, daß Tschernobyl auch in der Bundesrepublik<br />
einen ähnlichen Kompetenzwirrwarr hervorrief.<br />
Was wäre passiert, so fragen sich jetzt viele Bürger unseres Landes,<br />
wenn die jüngste Reaktorkatastrophe nicht in der Nähe von Kiew, sondern<br />
in der Tschechoslowakei, in Jugoslawien oder in der Bundesrepublik,<br />
also nahe unseren Grenzen, passiert wäre? Zumindest bei ungünstigen<br />
Wetterbedingungen wäre dann eine Menge von Strahlenteilchen<br />
über unser Land hereingebrochen, die um ein Vielfaches höher veranschlagt<br />
werden muß, als es nach Tschernobyl der Fall war. So gesehen<br />
sind wir, aus österreichischer Sicht gesehen, bei Tschernobyl noch mit<br />
einem halbwegs blauen Auge davongekommen. Das erspart uns aber<br />
keineswegs, auf die Frage »Was wäre, wenn...?« eine Antwort zu versuchen.<br />
Schutzräume in Österreich<br />
Sie ist keineswegs erfreulich. Derzeit gibt es in Österreich nach Angaben<br />
des Bundesministeriums für Inneres für etwa sieben Prozent der Bevölkerung<br />
Schutzräume, die vor radioaktiver Rückstandsstrahlung, chemischen<br />
oder biologischen Schadstoffen, vor Splitter- und Donnerwirkungen<br />
sowie vor Brandeinwirkungen kürzerer Dauer helfen sollen. Die<br />
weit überwiegende Mehrheit der Österreicher wäre demnach in einem<br />
Katastrophenfall, der das Aufsuchen strahlensicherer Schutzräume zumindest<br />
vorübergehend erforderlich machte, hilflos ausgeliefert.<br />
Daran kann weder die Erfolgsmeldung viel ändern, daß vom Bund in<br />
den letzten Jahren weit über 100.000 Schutzraumplätze geschaffen wurden,<br />
noch daß in anderen westeuropäischen Staaten eine derartige Vorsorge<br />
noch in viel geringerem Umfang verwirklicht ist. Dazu kommt,<br />
daß ein Teil der ohnehin wenigen Schutzräume möglicherweise gar<br />
nicht strahlenschutzsicher ist: 15 Prozent der Schutzräume haben, stellte<br />
eine Studie des Forschungszentrums Seibersdorf fest, bauliche Mängel.<br />
Richtige Bunker müßten »nahdos«, daß heißt, aus einem Guß gebaut<br />
und außen geschüttet sein, um das Eindringen radioaktiver Teilchen zu<br />
verhindern. Tatsächlich aber sind bei etlichen Bauten die Bauelemente<br />
mit Mörtel, der durchlässig ist, aneinandergefügt. »Undicht« sind zahlreiche<br />
Schutzbauten auch durch in die Mauer verlegte Rohr- und Kabelleitungen.<br />
Darüber hinaus fehlt den meisten Schutzräumen die notwendige<br />
Ausstattung: die Wenigen, die in einem Schutzbunker Platz<br />
fänden, müßten bei einem GAU nahe Österreichs Grenzen Tage oder<br />
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