Stefan f l Gergely - stefan m. gergely
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auf die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf verzichten<br />
werde: »Nicht aus Mißtrauen gegenüber der hervorragenden Arbeit der<br />
österreichischen Ingenieure und Wissenschafter, sondern aus Mißtrauen<br />
gegenüber der Technologie.« Die Regierung wolle dafür eintreten, daß<br />
die Nutzung der Kernenergie in anderen Staaten durch internationale<br />
Konventionen erfaßt werde. Laut Sinowatz hat die Wiener Regierung<br />
bereits mit anderen vom Störfall betroffenen Staaten Verbindung aufgenommen,<br />
um zu koordiniertem Vorgehen in der Frage der Schadenersatzansprüche<br />
an Moskau zu gelangen. Solche Ansprüche könnten darauf<br />
gestützt werden, daß die Sowjetunion beim Betrieb des Reaktor von<br />
Tschernobyl ihre völkerrechtlich gebotene Sorgfaltspflicht verletzt hat,<br />
insofern sie den zumutharen internationalen Sicherheitsstandard nicht<br />
eingehalten habe (siehe Seite 73).<br />
Vizekanzler Dr. Norbert Steger fliegt eigens in die Bundesrepublik, um<br />
dem deutschen Wirtschaftsminister und dem Außenminister Bedenken<br />
Österreichs hinsichtlich der geplanten atomaren Wiederaufbereitungsanlage<br />
im bayrischen Wackersdorf nahe zu bringen. Eine persönliche<br />
Begegnung kommt allerdings nicht zustande - die deutschen Minister<br />
sagen die Unterredung aus terminlichen Gründen ab, Steger muß sich<br />
mit einem Telefongespräch begnügen.<br />
Am Pfingstsamstag nimmt Gesundheitsminister Kreuzer im Mittagsjournal<br />
des Hörfunks nochmals ausführlich zum Thema Tschernobyl<br />
Stellung. Die Gefahr sei nunmehr vorbei; dennoch solle man nach wie<br />
vor »grundloses sich Wälzen im Grase vermeiden«. Die Sandkastenspiele<br />
seien jetzt wieder erlaubt Auf die Frage, wie die Familie Kreuzer<br />
auf Tschernobyl reagiert habe, sagt Kreuzer: »Unser langhaariger Hund<br />
ist weniger in die Wiese gelassen worden und dafür öfter gewaschen<br />
worden - was er gar nicht gern hat« Außerdem habe man ihn weniger<br />
gestreichelt<br />
Die kommende Ernte von Erdbeeren »dürfte unbedenklich sein«, so<br />
Kreuzer weiter. Beim Spinat seien allerdings »nach wie vor Probleme<br />
gegeben«. Nochmals weist Kreuzer die Vorwürfe zurück, man habe wegen<br />
der Maiaufmärsche zu spät auf die radioaktive Wolke reagiert. Die<br />
Österreicher seien vielmehr die ersten gewesen, die in der Milch den<br />
strengen Grenzwert von 10 Nanocurie für Jod-131 erlassen hätten. Zur<br />
Frage der radioaktiven Belastung durch Cäsium-137 meint Kreuzer:<br />
»Wir hoffen, daß der Pegel so niedrig ist, daß eine langfristige Belastung<br />
akzeptabel ist«. Jedenfalls aber sei die Welt nach Tschernobyl eine<br />
andere geworden. Auch das Vertrauen in die Versicherung sei erschüttert,<br />
daß etwas ganz Furclnbares nie passieren könne.<br />
Woche vom 18. zum 25. Mai. In Salzburg ist man über die inzwischen<br />
erfolgte Freigabe des Verkaufs von Häuptelsalat durch Gesundheitsminister<br />
Kreuzer empört Seit Dienstag darf in ganz Österreich diese Sorte<br />
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